BlacKkKlansman Filmkritik – All Power to all the People
BlacKkKlansman macht Politik und unterhält. Spike Lee gelingt es, zwischen diesen beiden Polen hin und her zu wechseln und verursacht damit beim Publikum ein ständiges Gefühl der Verwirrung. Soll ich mich furchtbar über den alltäglichen und geduldeten Rassismus innerhalb der Polizei aufregen oder mich aufgrund der Dummheit der Protagonisten des KKK schief lachen? Ständig wechselt der Film vom Ernsten ins Komödienhafte und lässt das Publikum verwirrt zurück. Vor allem die Sprache ist hier ein entscheidender Faktor. Kann man nur anhand der Art und Weise wie jemand spricht erkennen, ob der Mensch schwarz oder weiß ist, wie es die Mitglieder des Ku Klux Klan uns glauben machen wollen? Was macht einen Menschen aus und was ist zu erkennen, wenn die schwarz-weiße Brille abgelegt wird?
Bürgerrechte und die 19790er Jahre
Ron Stallworth ist der erste farbige Polizist im Colorado Springs der 1970er Jahre. Mit einem simplen Telefonanruf gelingt es ihm, eine örtliche Sektion des Ku Klux Klan zu infiltrieren. Doch um wirklich Kontakt mit dem Klan aufzunehmen, muss sich jemand mit den Fanatikern treffen. Das übernimmt Stallworth’ Kollege Philip Zimmerman, ein Verdeckter Ermittler mit jüdischen Wurzeln. Allein der Umstand, dass diese beiden Gentlemen den Klan infiltrieren, gibt dem Film einen besonderen Twist. Dabei ist die Geschichte, die Lee hier so grandios inszeniert, tatsächlich passiert. Ron Stallworth ging in Colorado Springs auf Verbrecherjagd und sein Gesprächspartner am Telefon, David Duke, schwingt als Grand Wizard des KKK noch heute rassistische Reden in den USA.
Aber nicht nur die Story selbst kommt aus den 1970er Jahren. Auch der Stil des Films orientiert sich an dieser Zeit. Die amerikanische Bürgerrechtsbewegung beeinflusste Hollywood und führte zu einem eigenen Genre, dem Lee mit BlacKkKlansman die Ehre erweist – dem Blaxploitation-Film. Dementsprechend sieht Ron Stallworth einem gewissen Shaft zum Verwechseln ähnlich und die weibliche Hauptfigur, Patrice, könnte als Double von Cleopatra Jones durchgehen.
All Power to all the People
Mit Patrice, der Präsidentin einer schwarzen Studentenverbindung, bekommt der Film seine politisch-brisante Ebene. Auf den Veranstaltungen ihrer Verbindung sprechen Bürgerrechtler und sie konfrontiert Stallworth mit seinen eigenen Überzeugungen. Geschickt oszilliert Lee diese Szenen mit den Treffen des KKK und während auf der einen Seite „White Power“ Chöre grölen sind es auf der anderen die Rufe nach „Black Power“, die kleine Gänsehautmomente generieren. Es gibt in diesem Kampf keine Grautöne, der Rassenkampf scheint unvermeidlich, zu aufgeheizt ist die Stimmung und zu groß die Gräben, die sich durch Rassismus aufgetan haben.
BlacKkKlansman - mein Fazit
BlacKkKlansman ist ein mächtiges Statement. Die Inszenierung lässt das zwischendurch vergessen, vor allem dank der herrlichen Dialoge und den wirklich grandios agierenden SchauspielerInnen. Lee lässt sein Publikum aber in keiner Minute in dieser gemütlichen Stimmung verweilen. Es dauert nie lange, bis es ruhig wird und der Film die Schattenseiten einer durch Vorurteile getrennten Gesellschaft zeigt. Nie mit erhobenen Zeigefinger. Immer mit dem feinen Gespür dafür, wie dumm Menschen sein können. Das Lee ein Statement machen wollte, wird spätestens am Ende des Films klar, wenn echte TV-Bilder von den Ausschreitungen aus Charlottesville 2017 eingespielt werden. Der Klan marschiert noch immer.