Bury me, my Love Test (Switch): Berührende Flüchtlingsstory
Ein unkonventionelles Thema für uns EuropäerInnen ist es, das Bury me, my Love aufbereitet und uns näherbringen möchte. In diesem Nachrichten-Simulator übernehmt ihr die Rolle des jungen Majd, dessen Ehefrau Nour aus Syrien flüchtet. Was euch in dieser Reise erwartet, lest ihr hier in diesem Review!
Die Story von Bury me, my Love
Bury me, my Love („Begrabe mich, mein Schatz“) erzählt die Geschichte eines syrischen Ehepaares. Nour unternimmt die gefährliche Reise als Flüchtige, um in Europa in Sicherheit zu leben zu können. Ihr begleitet Nour auf ihrem Weg nach Europa in Form von Textnachrichten. Da eure Figur, Majd, in Syrien zurückbleibt, kann er nur über eine Nachrichten-App mit Nour kommunizieren und sie so gut wie möglich unterstützen. Durch das Lesen der Nachrichten begleitet ihr Nour auf ihrer Reise. Majd bleibt hingegen nichts anderes übrig, als entweder Trost zu spenden oder hilfreiche Ideen zu liefern. Einen direkten Einfluss auf Nour habt ihr nicht, ihr könnt ihr nur Anregungen liefern, die sie entweder umsetzt oder sarkastisch kommentiert.
Eure Entscheidungen haben jedoch einen Einfluss auf die Entwicklung der Geschichte. Bury me, my Love bietet euch über 50 verschiedene Locations, die Nour besuchen kann. Nicht nur das, auch 19 verschiedene Enden werden versprochen. Dass die meisten davon nicht gerade gut enden, ist bei dem Thema nicht von der Hand zu weisen. Das Spiel Bury me, my Love basiert auf Tatsachenberichten und ist von realen Weltgeschehnissen inspiriert. Die ursprüngliche Idee stammt aus einem Artikel der Le Monde-Journalistin Lucie Soullier. Darin erzählt sie die Geschichte von Dana, einer jungen syrischen Frau, die aus ihrem Land geflohen ist und jetzt in Deutschland lebt. Das Game geht hier also ganz schön in die Tiefe, darauf müsst ihr gefasst sein. Trailer gefällig?
Simpel, aber überzeugend
Da Bury me, my Love ursprünglich als Smartphone-Titel herauskam, musstet ihr damals teilweise Stunden warten, bis ihr wieder etwas von Nour gehört habt (wie etwa in Lifeline). In der Switch-Version (so wie allen anderen Ports) ist diese Funktion deaktiviert, das heißt, ihr schreibt eigentlich ständig miteinander. Nur eine Anzeige, wie viel Zeit gerade vergangen ist, gibt euch einen Überblick, ob nun ein paar Minuten, wenige Stunden oder sogar Tage vergangen sind. Ihr spielt das gesamte Game in einer Nachrichten-App, was aber nichts von der möglichen Faszination des Spiels mindert. Mehr noch, weil man höchstwahrscheinlich selbst mehr Stunden in WhatsApp und Konsorten verbringt, als man zugeben möchte, wirkt das Spiel umso realer.
Sowohl bezüglich Grafik, Sound als auch Steuerung gibt es nicht mehr viel zu Bury me, my Love zu sagen. Ihr könnt das Game wahlweise mit dem Touchscreen spielen oder auch mit den Joy-Cons. Die Antworten, die ihr geben könnt, werden zunächst von euch angewählt, danach tippt Majd sie ein. Gefällt die Antwort euch, könnt ihr sie senden, ansonsten wählt ihr einfach eine andere Möglichkeit aus. Das teilweise lustige und teilweise dramatische Geplänkel des Ehepaares zieht euch in den Bann, wenn ihr es zum ersten oder zweiten Mal spielt. Viel mehr Wiederspielwert gibt es aber nicht, es sei denn, ihr möchtet absolut ein gutes Ende erreichen. Dann müsst ihr euch wieder und wieder mit den Entscheidungen auseinandersetzen…
Fazit zum Spiel: Öffnet so manche Augen
Bury me, my Love zeigt einen Punkt auf, der in der Gesellschaft längst klar sein sollte: Auch Flüchtlinge sind Menschen. Vorurteile werden hier Stück für Stück ausgeräumt, und sogar ein wenig Einblick in andere Kulturen wird gegeben. Da eure Entscheidungen in die Story mit einfließen, entsteht so ungewöhnlich schnell eine Art Näheverhältnis zu Majd und Nour. Dieses Spiel entstand aus einer Kollaboration von ARTE, dem europäischen Kultursender, und The Pixel Hunt und Figs. Das heißt, dass hier sehr wohl mit einem Auge aufs Detail gearbeitet wurde und die Probleme, vor denen Nour steht, alles andere als Fiktion sind. Vertraut ihr euch nun einem Schlepper an, oder wartet ihr weiter in einer fast aussichtlosen Situation?
Bury me, my Love ist bestimmt nicht ausschließlich ein unterhaltsames Spiel für einen Abend. Sicher sind Wortwitze und munteres Geplänkel mit von der Partie, doch der Grundton ist immer ernst. Schließlich geht es um das Leben von Majds Ehefrau, und dadurch, dass die Switch-Version euch eine Konversation nach der anderen präsentiert, gibt es kaum Zeit, zur Ruhe zu kommen. Die Geschichte wirkt tatsächlich am besten, wenn ihr sie in einem Zug durchspielt. Doch auch den Reiz des Mobiltitels, der euch nach einer riskanten Antwort schon mal Stunden schmoren lässt, kann ich gut nachvollziehen. Auch, wenn Bury me, my Love technisch nicht viel hergibt, das Storytelling stimmt auf der ganzen Linie. Ihr müsst nur noch in der Stimmung dazu sein, einer Flüchtlingsdame bei ihrer Mission beizustehen.