Call of Duty: Advanced Warfare (PS4) im Test

von David Kolb-Zgaga 17.12.2014

Call of Duty advanced warfare teaser

Und jährlich grüßt das Call of Duty! Jedes Jahr ein neues Spiel herauszubringen, ist ein kostspieliges und nicht ganz unkompliziertes Unterfangen. Dadurch werden auch oft die Kreativität als auch die Risikobereitschaft, von einer funktionierenden Formel abzuweichen, minimiert. Bei Call of Duty: Advanced Warfare soll das eingesetzte Zukunftsszenario für Abwechslung sorgen, neue Mechanismen liefern und so die Innovationslosigkeit über Bord werfen. Ob es Sledgehammer Games und Activision gelungen ist, mit Call of Duty: Advanced Warfare die Serie sinnvoll zu erweitern, erfahrt ihr in meinem Test.

Nach Modern kommt Advanced

Wie schon beschrieben, spielt Call of Duty: Advanced Warfare in der Zukunft, im Jahre 2054. Zu diesem Zeitpunkt erfolgt ein Angriff Nordkoreas auf dessen südlichen Nachbarn. Quasi selbstverständlich schickt auch die USA Truppen nach Südkorea, um die Invasion aufzuhalten. Als einziger spielbarer Charakter übernimmt man den Marine Jack Mitchell, wodurch die Handlung deutlich leichter nachzuvollziehen ist als beispielsweise noch in Modern Warfare 3. Dort wechselte der Fokus noch ständig zwischen mehreren Soldaten (und Handlungssträngen). Durch einen Hinterhalt in Südkorea verliert Mitchell einen Arm, wodurch er der Armee nicht mehr dienen kann. Da kann uns aber Atlas Corporation mit seinen Cyborg-artigen Prothesen weiterhelfen, weshalb der Protagonist die Chance nutzt und der fortschrittlichen Privatarmee beitritt. Der Boss von Atlas hört auf den klingenden Namen Jonathan Iron und wird von niemand Geringerem als Mr. House of Cards (Anm.: Kevin Spacey) persönlich gespielt!

Spac(ey)ig

Der Auftritt von Spacey bringt mich und wahrscheinlich auch alle anderen SpielerInnen, die den zweifachen Oscar-Gewinner kennen, in eine ungewohnte Lage. Normalerweise hat man über einen neu auftretenden Videospielcharakter keinerlei Vorwissen. Ich will jetzt nicht groß spoilern, aber wenn man dem virtuellen Kevin Spacey als Chef einer mächtigen Privatarmee begegnet, hat man schon eine gute Vorstellung, wo die Reise hingehen wird. Dabei sei auch gleich erwähnt, dass die Story nicht immer nachvollziehbar ist und einige Schwächen aufweist. Das ist für Call of Duty-KennerInnen aber nichts Neues, denn es wird schon seit Jahren mehr auf Inszenierung als auf konsistente, logische Handlungen gesetzt. Die CGI-Abschnitte, die als Zwischensequenzen eingesetzt werden, sind deshalb auch enorm detailreich und spektakulär anzusehen. Dadurch wird es erst möglich, jede noch so kleine Mimik von Spacey einzufangen und so eine lebendige und gute Atmosphäre zu erzeugen. Überhaupt ist jeder Auftritt des TV- und Kino-Stars spannend mitanzusehen. Auch Call of Duty: Advanced Warfare überzeugt daher mit sehr hoher, handwerklicher Qualität, was Inszenierung, Geräuschkulisse und Stimmung angeht. Die Story selbst bleibt aber leider vorhersehbar.

Exoskelett

Mit dem Zukunftsszenario kommen natürlich auch neue Technologien ins Spiel, allen voran das Exoskelett. Das macht Mitchell übermenschlich stark, lässt ihn enorm hohe Sprünge machen, Enterhaken verschießen und sogar unsichtbar werden. Wann wir diese Fähigkeiten einsetzen dürfen, kommt allerdings auf die Mission drauf an, denn frei wählbar, wie z.B. in Crysis, sind diese nicht. Überhaupt sind die Levelgrenzen eng gesteckt. Auch wenn das Territorium weitläufig aussieht, warnt das Spiel sehr schnell, dass man das Einsatzgebiet verlässt. Nur in sehr wenigen Abschnitten kann man mit Mitchell entscheiden, wie man an eine Mission herangeht und ob man beispielsweise brachial oder schleichend ein Anwesen infiltriert. Call of Duty: Advanced Warfare bleibt serientypisch eine spektakuläre Achterbahnfahrt, die ein Ausbrechen aus dem vorgegebenen Korridor nur sehr selten zulässt.

Upgrade

Die futuristischen Waffen bringen aber neuen Schwung und gerade die 3-in-1 Granate, die neben einem Blend- und einem EMP-Modus auch Gegner hinter Deckung sichtbar machen kann, sorgt für ein wenig mehr taktischen Anspruch. Außerdem kann Mitchell durch Kopftreffer, Granaten-Kills, normale Treffer und durch das Auffinden von versteckten Laptops Erfahrungspunkte sammeln. Mit diesen Punkten kann die eigene Ausrüstung upgegradet werden und bietet so z. B. mehr Schutz vor Explosionen, Sprints können länger durchgehalten werden oder die Anzahl an tragbaren Granaten wird erhöht. Gut, die Ziele um die Punkte freizuschalten, sind nicht sonderlich innovativ. Es motiviert allerdings schon, nach getaner Arbeit den eigenen Soldaten weiter aufzurüsten!

Der Singleplayer bietet daher ein gewöhnt pompöses Actionkino, mit ein paar kleinen Erweiterungen bzw. Erneuerungen gegenüber den Vorgängern und versteht es durchaus für mehrere Stunden gut unterhalten. Wer aber nur den Singleplayer spielen möchte, sollte sich die 70€ sparen. Dafür ist die Zeit zu kurz bemessen und auch der in Bestform agierende Kevin Spacey kann nicht über gewisse Story- und KI-Schwächen hinwegtäuschen.

call of duty advanced warfare01

Multiplayer

Aus diesem Grund geht es jetzt mit dem Multiplayer-Modus weiter und in diesem dürfen die Fähigkeiten des Exoskeletts dann auch endlich frei benutzt werden. Die 13 verschiedenen Maps (mit Season-Pass momentan 14) sind zwar gegenüber den Vorgängern ähnlich, wurden aber auf die neuen Fähigkeiten angepasst. Dadurch entsteht ein Flow, der zwar dank Doppelsprung und Ausweichboosts an Titanfall erinnert, aber trotzdem ein eigenes Spielgefühl erzeugt. Dafür muss man Sledgehammer Games ein großes Kompliment machen. Auch  die Aneinanderreihung der verschiedenen Fähigkeiten funktioniert sehr gut, erfordert taktisches Verständnis sowie Geschick und macht deshalb sehr viel Spaß. Die Karten bieten zudem, ähnlich wie in Battlefield 3 und Battlefield 4, verschiedene Events, wie einen Vulkanausbruch oder eine Flutwelle. Spielerisch haben diese aber weit weniger Einfluss als in Battlefield – das haben wir schon besser gesehen!

Looten & Leveln

Neben dem Zukunftssetting und den damit verbundenen Features sticht vor allem das neue Loot-System heraus, das Call of Duty: Advanced Warfare um über 350 Waffen und 1.000 Ausrüstungsgegenstände erweitert. Das Looten schafft es, den Motivationsfaktor deutlich anzuheben, und die Sammlersuchtspirale beginnt sich zu drehen. Dabei bekommt man aber nicht einfach bessere Waffen. Ähnlich wie bei Battlefield hat jeder Bonus auch einen Malus. Daher gibt es keine übermächtigen Waffen. Zudem bieten viele Ausrüstungsgegenstände nur eine optische Aufwertung, die das Spiel selbst aber nicht beeinflussen. Vor jedem neuen Match sieht man aber die Charaktere der MitspielerInnen, die bereits nach ein paar Levelaufstiegen mit neuen Handschuhen, Helmen, Hosen und Exos deutlich anders und deutlich cooler aussehen als noch zu Beginn. Wie beschrieben, ergibt sich kein spielerischer Unterschied, die Jagd nach neuen Gegenständen macht aber trotzdem enorm viel Spaß. Ständig denke ich mir: „Eine schnelle Runde geht noch …“, und plötzlich ist der ganze Abend vorbei!

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Koop-Modus

Um die CoD-sche Dreifaltigkeit aus Singleplayer, Multiplayer und Koop-Modus am Leben erhalten zu können, wurde der zuletzt genannte Modus auch wieder in Call of Duty: Advanced Warfare untergebracht. Auf einer Karte kämpft ihr euch mit bis zu drei MitspielerInnen durch Gegnerwellen (in einer Art Horde-Modus), wodurch eure Gruppe Aufrüstungspunkte sammelt, die in besseres Equipment und Waffen investiert werden kann. Der Modus kann bis zu 50 Runden lang dauern, wobei in die letzte Gegnerwelle aus Zombies besteht, aber auch das kann den Koop-Modus nicht mehr aus seiner Mittelmäßigkeit herausreißen.

Fazit

Mit Call of Duty: Advanced Warfare ist Sledgehammer Games zwar kein Quantensprung und auch keine großartige Serien-Revolution gelungen, aber mal ehrlich, wer hätte das nach dem elften Teil der Serie auch erwartet? Trotzdem schafft man es, mit dem Zukunftsszenario ein paar spielerische Erneuerungen mit reinzubringen, wodurch die Serie immerhin nicht stagniert. Mal abgesehen vom einfallslosen Koop-Modus ist Call of Duty: Advanced Warfare ein spektakuläres Shooterpaket geworden, mit dem man sowohl im Single-, als auch im Multiplayer viel Spaß haben kann. Schade nur, dass die großartig inszenierte Kampagne es nicht schafft, eine abwechslungsreiche Geschichte zu erzählen. Fest steht aber, dass sich Fans der Call of Duty-Reihe über einen weiteren enorm actiongeladenen und kurzweiligen Ableger freuen dürfen!

Wertung: 8.5 Pixel

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