Captain Toad: Treasure Tracker (Wii U) im Test

von David Kolb-Zgaga 30.12.2014

Captain Toads Treasure Tracker logo

Nach einer gefühlten Ewigkeit haben es die Toads, die Diener von Prinzessin Peach, die bislang nur relativ nutzlos in einem Schloss oder im Weltall herumeierten, endlich geschafft: Sie haben ihr eigenes Nintendo-Spiel bekommen. Wie sich die kleinen Pilzkappenträger in Captain Toad: Treasure Tracker, ihrem ersten richtigen Abenteuer schlagen, erfahrt ihr in meinem Test.

Beschränkte Pilze

In typischen Nintendo-Ablegern ist man mit Mario oder Luigi durch 2D- oder 3D-Levels unterwegs und hat mit viel Geschick und Können versucht, Sterne einzuheimsen. Die Sterne sucht man zwar auch noch in Captain Toad: Treasure Tracker, doch jetzt bekommt man die beiden Toads Toad und Toadette vorgesetzt. (Nur damit es hier zu keinen Verwirrungen kommt: „Toad“ steht sowohl für den Namen des männlichen Toads als auch für die Rasse bzw. die Spezies der Toads). Nun ist ein Pilz von Natur aus ein wenig agiles Wesen, weshalb die beiden Toads nicht springen können. Das Genre Jump ’n’ Run wird damit ad absurdum geführt – rennen geht aber noch! Aus diesem Grund ist Captain Toad: Treasure Tracker auch ein Puzzle-Plattformer, der die SpielerInnen in kleinen 3D-Levels auf Schatzsuche schickt.

Knallbunte Nintendo-Levels

Wo Mario mit einem gut getimten Sprung einen Stern im Handumdrehen einsacken würde, müssen sich die Toads erst etwas einfallen lassen. In den 70 bunten und sehr hübsch gestalteten Levels, die immer wieder an M. C. Eschers Gemälde erinnern, müssen die beiden Pilzlinge trotz ihrer limitierten Fähigkeiten Höhenunterschiede überwinden und sich an zahllosen Gegnern vorbeistehlen. Zum Glück gibt es im Spiel eine Menge an Schaltern oder Podesten, die das Terrain und damit das Vorankommen stark beeinflussen. Zudem wurden die Levels mit interessanten Rätseln befüllt, die zwar im Prinzip immer darauf hinauslaufen, einen Stern zu bekommen, aber von der Herangehensweise sehr unterschiedlich sind. Aus Super Mario 3D World bekannt Items wie die Doppelkirsche helfen dabei weiter, die Rätsel zu lösen: So kann man z. B. einen Toad klonen und so mehrere gleichzeitig steuerbare Toads am Bildschirm herumwuseln lassen, wodurch unter anderem mehrere Schalter auf einmal betätigt werden können.

Auf die Perspektive kommt es an

Der Schwierigkeitsgrad beginnt dabei sehr simpel, gerade wenn man nur auf die Sterne am Ende des Levels aus ist – auch Kinder dürften hier auf keine all zu großen Probleme stoßen. Um den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen, beherbergt jede Welt drei Edelsteine, durch die man neue Kapitel freischalten kann. Es ist daher ratsam, sich in den Welten ganz genau umzusehen und jeden Winkel und jedes Schlupfloch abzusuchen, denn oftmals befinden sich dort die eben genannten Edelsteine oder weitere Überraschungen. Dabei kommt es vor allem auf die Perspektive an: Die Kamera ist frei drehbar und durch die Bewegung mit dem Gamepad veränderbar. Doch wie das meistens so ist, wird das Herumfuchteln mit dem Gamepad bald mühsam, und man steigt bald auf den Analogstick um, um die Kamera wie z. B. in Mario Galaxy zu drehen. Trotzdem macht das Spaß, denn so lassen sich geschickt angelegte, alternative Wege und schön in die Welt integrierte Geheimnisse aufdecken. Außerdem bietet uns Captain Toad: Treasure Tracker immer ein geheimes Ziel à la „Schaffe das Level in unter einer Minute“, „Finde den versteckten goldenen Pilz“ oder „Nimm keinen Schaden“. Um ein Level tatsächlich komplett zu meistern, müssen diese Ziele und auch die drei Edelsteine gefunden werden – dann bekommt man als Belohnung einen Stempel wie auch schon z. B. bei Nintendo Land.

toads treasure tracker 02

Der Kick fehlt

Captain Toad: Treasure Tracker macht vieles richtig, es hat ungemein schöne und knuddelige Welten, die sehr abwechslungsreich gestaltet sind, und mit den Toads zwei Hauptcharaktere, die noch ein bisschen liebenswerter sind als der ganze ohnehin schon niedliche Rest des Spiels. Trotzdem fehlt mir etwas Innovation bzw. ein besonderes Alleinstellungsmerkmal. Nach ein paar Levels kennt man den Ablauf und spult so Aufgabe für Aufgabe herunter. Auch wenn die Levels für sich sehr abwechslungsreich sind, wird die immer gleiche Aufgabenstellung auf Dauer etwas langweilig. Für zwischendurch eignet sich das hervorragend, bei längeren Spielsessions ermüdet das abwechslungsarme Gameplay dann doch. Gerade für den 3DS wäre Captain Toad: Treasure Tracker hervorragend geeignet gewesen. Am großen Bildschirm auf der Wii U ist der Titel natürlich schöner, aber so richtig kommt das Spiel dann doch nicht in Fahrt.

Kurzes Vergnügen

Zudem ist nach allerhöchstens sechs Stunden schon wieder Schluss. BesitzerInnen des Spiels bzw. eines Speicherstands von Super Mario 3D World schalten automatisch ein paar leicht modifizierte Welten des 3D-Jump ’n’ Runs frei, in denen Toad und Toadette abermals auf Sternenjagd gehen können. Das ist ein wirklich schöner Fanservice, ändert aber am Gameplay und der Spielanlage nichts.

taods treasure tracker 01

Fazit

Captain Toad: Treasure Tracker kostet im Geschäft ca. 40 Euro und ist damit zu Recht kein Vollpreistitel. Dafür wäre die Spiellänge des Puzzle-Plattformers einfach zu kurz. Trotzdem kann Captain Toad: Treasure Tracker mit einer zuckersüßen und hübschen Optik beeindrucken. Die Rätsel sind angenehm herausfordernd und für EinsteigerInnen sowie CoregamerInnen geeignet. Prinzipiell hat mir der Titel vor allem in den Anfangsstunden viel Spaß bereitet. Durch fehlende Langzeitmotivation und das ewig gleiche Ziel (in jedem der 70 Levels) nimmt die Spaßkurve aber leider deutlich ab. Deshalb kann ich Captain Toad: Treasure Tracker nur in kürzeren, kleineren Dosen empfehlen. Dann entfaltet das Puzzlespiel aber seine ganze Pracht!

Wertung: 7.5 Pixel

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2 Comments
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Stefan Hohenwarter

Fanboy 😛

Juergen

Es ist so knuffig, dass es schon wieder Pflicht ist 🙂