Das kultige Ghost Trick: Phantom Detective (NDS) im Test #ThrowbackThursday
Ein mysteriöser Mordfall erschüttert die Szene, und die Details sind unklar. Was ist da los? Lösen wir das Rätsel in Ghost Trick: Phantom Detective!
Anlässlich des angekündigten Remasters von Ghost Trick: Phantom Detective haben wir uns nochmals mit dem Nintendo DS-Titel beschäftigt. Hier sind unsere Eindrücke des Spiels!
So beginnt das Spiel
Am Anfang war der Tod – oder so. Ihr werdet in einen Mordfall verwickelt, und als Detektiv müsst ihr euer ganzes Können zeigen. Die Hintergrundgeschichte entpuppt sich allerdings als äußerst nebulös, denn einerseits sind es viele Beteiligte, die es auszuhorchen gilt, und andererseits habt ihr nur einen Tag lang Zeit. Der Hauptheld steckt wahrlich in der Klemme: Er muss hilflos mit ansehen, wie eine junge Frau mit roten Haaren von einem Auftragskiller bedroht und schlussendlich umgebracht wird. Nur zu gerne hätte er eingegriffen, gäbe es da nicht ein kleines Problem: Der Protagonist ist bereits tot! Doch da dies ein unrühmliches und vor allem schnelles Ende für den anfänglich namenlosen Helden wäre, hat Capcom ihm die Gabe gegeben, aus dem Jenseits dank seiner Seele zu interferieren. So sieht das Ganze in Aktion aus:
Gameplay in Ghost Trick: Phantom Detective
Das Spielprinzip ist an sich schnell erklärt, und doch gibt es gewisse Kniffe. Ihr dürft euch mit eurer Seele, welche eine blaue Flamme darstellt, von Objekt zu Objekt hangeln und damit interagieren. Allerdings könnt ihr nur mit dem Objekt etwas anstellen, von dem ihr gerade Besitz ergriffen habt. Dies sorgt für taktische Finesse: Nach dem kurzen und knackigen Tutorial gilt es nämlich auch, unter Zeitdruck zu einem gewissen Punkt zu gelangen und eine Aktion auszulösen. Der Beginn des Spiels läuft wie folgt ab: Sissel, der Hauptheld in seinem roten Anzug und der extravaganten Frisur, liegt tot und daher wenig vorteilhaft zu Füßen einer rothaarigen Frau. Diese Dame namens Lynne wiederum blickt ängstlich in einen auf sie gerichteten Lauf einer Flinte. Der kurzsichtige Tengo, Auftragskiller und Meister seines Fachs, beendet auch ihr Leben mit einem gezielten Schuss.
Danach geht er zu einem Telefon in der Nähe, das plötzlich zu läuten beginnt und sagt, dass der Auftrag abgeschlossen sei. Hier steigt ihr aktiv ins Spiel ein, denn euch werden Begriffe wie die Kraft der Toten, Seelensteuerung und dergleichen erklärt. Ihr spult dann im Verlauf des Tutorials die Zeit zurück, und vier Minuten vor dem Tod der jungen Dame spielt sich das Ganze nochmals ab. Hier ist die Trick-Zeit gekommen, in der ihr dann endlich aktiv auf das Geschehen einwirken dürft! Mittels Stylus bewegt ihr die Seele zwischen nahe beieinander liegenden Objekten, und wenn ihr mittels Tastendruck aus der Geisterwelt austretet, dürft ihr mit der Trick-Taste die auf dem oberen Screen angezeigte Interaktion durchführen: Ein Bett ausklappen, eine Lampe an- oder ausschalten, die Geschwindigkeit eines Rotors erhöhen, ein Rad rollen, eine Schüssel umschubsen und vieles mehr.
Groß geschrieben: Versuch und Irrtum
Und so gilt es, den Mord an Sissel aufzuklären, doch zuvor müsst ihr erst mal das Leben von Lynne retten. Während also Tengo mit seiner goldenen Schusswaffe auf die Frau zielt, dürft ihr dem schreckhaften Killer im Laufe der Minuten den einen oder anderen Streich spielen. Jedes Mal, wenn ihr etwa einen Gong betätigt, die Gitarre zum Ertönen bringt oder eine Tür aufstoßt, dreht sich der Schütze um und schießt auf den ihn überraschenden Gegenstand. Euch macht das nichts aus, immerhin seid ihr ja bereits schon tot, Lynne hingegen weiß die Gelegenheiten zu nutzen und reagiert auf die Chancen, etwa spurtet sie mal davon und ab in einen anderen Bildschirm. Das Spielchen geht so lange, bis ihr die Chance dazu erhaltet, im letzten Augenblick den Greifer eines Krans zu öffnen.
Jedenfalls bleibt es euch überlassen, was und wie ihr anstellt – Versuch und Irrtum ist in Ghost Trick: Phantom Detective jedenfalls ein Muss. Irgendwann schafft ihr das Tutorial, in dem Tengo sein Lebenslicht ausbläst. Ob ihn das laute Geräusch des Greifers irritiert hat? Ich denke, ihn hat dann doch eher die herunterfallende Abrissbirne beschäftigt, die mit seinem Körper kurzen Prozess macht und diesen ganz kindgerecht platt auf der Außenhülle zur Schau trägt. So steuert ihr euch durch das gesamte Spiel, Ausnahmen hierbei sind die eigene Leiche, mit welcher man nicht interagieren kann sowie die Telefone, welche euch zwischen verschiedenen Locations reisen lassen. Schon früh lernt ihr die Auftraggeber des Mordes kennen, doch keine Sorge: Ghost Trick: Phantom Detective ist deswegen nicht durchschaubar hat ein Ass im Ärmel, welches am Ende für eine starke Überraschung sorgt.
Die Technik von Ghost Trick: Phantom Detective
Optisch leistet sich das in die Jahre gekommene Ghost Trick: Phantom Detective kaum Schwächen, das Denk-Adventure lässt euch immer genau erkennen, wo ihr euch gerade befindet. Zudem sind die Animationen sind auf dem NDS sehr gut gestaltet: Geschmeidig hantieren die Auftragskiller mit ihren Waffen, laufen die Protagonisten hin und her, bedient der Obermotz seinen Rechner: Hier hat Capcom wahrlich ganze Arbeit geleistet. Die Akustik erinnert ganz leicht an japanische Games und Serien, da nicht mit Sprachausgabe, sondern mit Tönen und Sounds gearbeitet wird. Ähnlich wie in WALL•E (dem Film, nicht dem unterdurchschnittlichen Spiel) reicht es vollkommen aus, wenn mit den richtigen Effekten zum passenden Zeitpunkt gearbeitet wird. Die eingängige Hintergrundmelodie tut das ihrige dazu, dass euch der Titel dann langsam, aber stetig in seinen Bann zieht.
Zum Handling gibt es nicht viel zu sagen, denn eigentlich ist das Game ein Rätselspiel. Es funktioniert einwandfrei, so wie ihr das Spiel ausschließlich mit dem Stylus steuern könnt. Auch auf iOS und höchstwahrscheinlich bei der Nintendo Switch/PS4/Xbox One/PC-Version wird das keine Ausnahme werden – das Entwicklerteam von Capcom weiß schon, was es tut. Einzig und allein bei Passagen, bei denen ihr die Sprünge zwischen Objekten punktgenau abstimmen und timen müsst, kann das Hin- und Hergehüpfe zwischen Geister- und Realwelt nerven. Allerdings muss man hier auch sagen: Hätte es diese Trennung nicht gegeben, würde Ghost Trick: Phantom Detective noch mit viel mehr Zeitdruck arbeiten, und das hätte wohl die meisten Gelegenheitsspieler:innen abgeschreckt.
Das Fazit: Ein sehr cooler Ansatz
Die Geschichte ist zwar bis auf einige wenige Einzelschicksale rein auf ein einziges Durchspielen ausgelegt, doch auch ein zweiter Durchlauf macht Sinn und mächtig Laune. Nach der umfassenden Einführung entwickelt Ghost Trick: Phantom Detective einen eigenen Charme und lässt euch immer ein bisschen baumeln, gerade so viel, dass ihr auch das nächste Kapitel noch spielen wollt. Die Geschichte ist so realistisch gehalten, wie ein Plot mit Manipulationen aus dem Jenseits eben sein kann, wie gesagt, ein witziger und kaum vorhersehbarer Turnaround ist in der Storyline enthalten und macht das Spielerlebnis so richtig perfekt. Abschließend bleibt zu sagen: Gut möglich, dass ein Nachfolger kommt, und wir bleiben in dieser Sache fix am Ball…
Was kann man noch zum Spiel sagen? Es ist ein ganz großes Adventure mit Knobel-Faktor. Das Game ist innovativ, das Setting ist klasse, und auch die Art, es zu spielen, ist so noch nicht dagewesen. Die Geschichte wandelt auf schmalen Pfaden zwischen lustigen Einlagen, einem immer wieder durchbrechenden Optimisten als Haupthelden, etwas schwermütigeren Szenen sowie knallharter Herausforderung. Zwar ist das Gameplay streng linear und lässt kaum Raum zum Interpretieren, und oft begrenzt sich Ghost Trick: Phantom Detective meiner Meinung nach selbst zu sehr als Geister-Simulator. Aber für ein bis zwei Durchläufe ist das Spiel eine Empfehlung wert, und die Geschichte rund um Sissel sollte jeder zumindest kennen! Gut, dass es neu aufgelegt wird – das finde ich eine sehr gute Entscheidung von Capcom.