Der Brutalist: Ein einzigartiger Blick auf Architektur und menschliche Psyche im Kino

von Stefan Hohenwarter 02.02.2025

Diese Woche feierte der von Regisseur und Drehbuchautor Andreas Kleinert inszenierte Film Der Brutalist endlich seinen Kinostart. Der Film bietet eine spannende Mischung aus Architektur, Drama und menschlicher Emotionalität. Basierend auf der gleichnamigen Erzählung von Dörte Hansen, entfaltet sich ein packendes Porträt rund um den in Ungarn geborenen, jüdischen Architekten László Tóth. Der Brutalist läuft seit diese Woche in den deutschen und österreichischen Kinos.

Bevor es losgeht, hier ein Trailer:

Zwischen Vergangenheit und Gegenwart

Der Brutalist ist mehr als nur eine Geschichte über Architektur – es ist ein tiefgründiges Drama, das sich mit den psychologischen und emotionalen Aspekten des Lebens und der Kunst auseinandersetzt. Im Mittelpunkt steht das Leben eines Architekten, dessen Meisterwerk, ein imposantes Gebäude im brutalen Stil, nicht nur seine Karriere prägt, sondern auch sein persönliches Leben und seine Beziehungen beeinflusst.

Der Film springt zwischen verschiedenen Zeitebenen hin und her: In die Vergangenheit des Architekten, als er das Gebäude entwarf und baute, sowie in die Gegenwart, wo das Gebäude zu einem Symbol für die Fragen über das Vermächtnis und die Last der eigenen Entscheidungen wird. Die zentrale Frage des Films ist, wie Architektur als Spiegel der menschlichen Psyche fungiert und welche Auswirkungen sie auf das Leben ihrer Erbauer:innen und Nutzer:innen hat.

Der Brutalismus – Mehr als nur ein Baustil

Der Brutalismus ist eine architektonische Bewegung, die in den 1950er Jahren aufkam und sich durch massive, oft ungeschliffene Betonformen auszeichnete. Im Film wird dieser Baustil nicht nur als Hintergrund für die Handlung verwendet, sondern spielt eine zentrale Rolle in der Erzählung. Das Gebäude, das der Architekt entworfen hat, steht symbolisch für seine eigene Lebensgeschichte – sowohl in seiner Schönheit als auch in seiner Kälte und Härte.

Kleinert gelingt es, die Philosophie des Brutalismus auf eine subtile, aber eindrucksvolle Weise zu integrieren, indem er die Ästhetik und die emotionale Schwere der Architektur mit der inneren Zerrissenheit des Protagonisten verbindet. Das Gebäude wird zu einem Charakter in sich selbst, das den Architekten in seinem Leben begleitet und auf verschiedene Weise seine Entscheidungen beeinflusst.

Visuelle Kraft und Symbolik

Die visuelle Gestaltung von Der Brutalist ist außergewöhnlich und unterstreicht die Themen des Films auf beeindruckende Weise. Durch weite, karge Landschaften und das imposante Bauwerk wird eine Atmosphäre der Isolation und Melancholie geschaffen, die perfekt zur introspektiven Natur des Films passt. Die Kameraarbeit fängt die majestätische, aber auch bedrohliche Präsenz der Architektur ein und verstärkt so die emotionale Wirkung.

In Kombination mit der tiefgründigen Erzählweise und den dichten Dialogen entsteht eine beinahe meditative Atmosphäre, die den Zuschauer zum Nachdenken anregt und die Frage aufwirft, wie sehr Architektur und das Leben ihrer Schöpfer miteinander verwoben sind.

Das Ensemble – Eine packende Leistung

Neben der beeindruckenden visuellen Umsetzung zeichnet sich der Film durch ein starkes Ensemble aus. In der Hauptrolle überzeugt der Schauspieler Johann von Bülow als der Architekt, dessen Leben von seiner Leidenschaft für den Brutalismus und seinen persönlichen Konflikten geprägt ist. Besonders hervorzuheben sind auch die Nebenrollen, die den Konflikt zwischen den Figuren – sei es im Beruf, in der Familie oder in der Gesellschaft – auf eine vielschichtige Weise darstellen.

Der Film zeigt auf, wie zwischenmenschliche Beziehungen und die Belastung durch eigene Entscheidungen das Leben des Architekten prägen. Die Darstellung der emotionalen Verstrickungen und Konflikte sorgt dafür, dass die Charaktere nahbar und authentisch wirken.

Ein Film für Denker und Architektur-Fans

Der Brutalist ist ein Film, der Architektur mit emotionaler Tiefe verbindet und sowohl für Architektur-Liebhaber als auch für Fans von komplexen, charaktergetriebenen Dramen interessant ist. Regisseur Andreas Kleinert hat ein visuelles Meisterwerk geschaffen, das nicht nur die Schönheit des Brutalismus feiert, sondern auch die Schattenseiten dieser Kunstform offenlegt. Die Frage nach dem Vermächtnis eines Architekten und den damit verbundenen menschlichen Dramen steht im Zentrum des Films und macht ihn zu einem faszinierenden Erlebnis.

Für Zuschauer, die sich auf ein gedankenreiches Drama einlassen wollen und bereit sind, sich mit den tiefen Verstrickungen von Architektur und menschlicher Psyche auseinanderzusetzen, ist Der Brutalist ein unvergessliches Kinoerlebnis.

Oscar Nominierungen

Der Film „The Brutalist“ unter der Regie von Brady Corbet, der bereits in Venedig mit dem Goldenen Löwen für die beste Regie ausgezeichnet wurde, wird als großer Favorit für die diesjährigen Oscars gehandelt. Mit zehn Nominierungen in den wichtigsten Kategorien, darunter „Bester Film“, „Beste Regie“, „Bester Hauptdarsteller“ (Adrien Brody) und „Beste Kamera“, hat der Film gute Chancen, mehrere Auszeichnungen zu gewinnen.

Der Brutalist

Die beeindruckende Leistung von Adrien Brody, der einen Holocaust-Überlebenden spielt, der in den USA mit den Schatten seiner Vergangenheit konfrontiert wird, wird besonders hervorgehoben. Neben Brody glänzen weitere bekannte Schauspieler wie Felicity Jones und Guy Pearce in dem Drama.

Benachrichtigungen
Benachrichtige mich zu:
guest
0 Comments
neuste
älteste
Inline Feedbacks
View all comments