Der Hype, und die große Gefahr, die von ihm ausgeht

von postbrawler 16.09.2016

Wir kennen ihn alle, und sind ihm schon zum Opfer gefallen. Der Hype! Dieses aufregende Gefühl, etwas unbedingt haben zu müssen. Dabei ist der Hype in den seltensten Fällen rational begründbar. Er betrifft vor allem Dinge, die wir nicht brauchen.  Wenn ich unbedingt ein Schnitzel haben will, ist das in der Regel nicht dem Hype um das panierte Stück geschuldet, sondern dem Hunger. Wenn ich die Nintendo NX haben will, ohne zu wissen, was sie ist, oder was sie kann, dann ist das irrational.

© superjoystick.ga Tutuuut, hier kommt der Hype-Train!

© superjoystick.ga Tutuuut, hier kommt der Hype-Train!

Was lange währt, wird endlich gut!

Angefacht wird der Hype um neue Gadgets und Lifestyle-Produkte durch Gerüchte, Infohäppchen und die endlos scheinende Wartezeit. Irgendwo im Kopf ist der Trugschluss verankert: „Je länger man auf etwas warten muss, desto besser muss es dann sein!“. Umso schlimmer, wenn die hohen Erwartungen nicht erfüllt werden können. Doch wie entsteht dieses Phänomen eigentlich, und warum ist vorwiegend das Internet dafür verantwortlich? Um das zu beantworten, müssen wir unseren Blick etwas weiter in die Vergangenheit schweifen lassen.

Nintendo hat den Hype in mir geboren

Die erste Spiele-Konsole, die einen Hype für mich auslösen konnte, war die N64 von Nintendo. Als regelmäßiger Konsument von fachspezifischen Printmedien wie Gamestar oder Club Nintendo fing ich schon früh an, mich für die Neuentwicklungen am Markt zu interessieren. Meinen Erstkontakt hatte ich aber mit dem Gameboy. Der war einfach plötzlich da, ganz ohne Vorankündigung. Ganz ohne Hype. Anno 1989 war es noch üblich, dass Spielsachen aus Fernost mit einer zünftigen Verspätung in Europa aufschlugen. Im Falle des Gameboy brauchte es ein geschlagenes Jahr, bis EuropäerInnen in den Genuss von Super Mario Land und Tetris kamen.

© ziffdavisinternational.com

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Eigentlich genug Zeit um zumindest einmal von der Existenz des Gameboys gehört zu haben. Aber die Nachrichten verbreiteten sich für heutige Verhältnisse im Schneckentempo. Es war schon das höchste der Gefühle, wenn im Jahr bis zur Veröffentlichung ein- zweimal ein ausführliches Preview veröffentlicht wurde. Dann vielleicht eine erste Fernsehwerbung. Kinder, die gerade erst lesen lernten, und damals noch keinen Fernseher hatten (so wie ich) standen plötzlich, und völlig unvermittelt beim Elektrofachhändler vor dem grauen Kästchen mit dem gelben Bildschirm.

Der Wunsch nach dem Gameboy war rational begründbar

Der Wunsch nach dem Besitzt des Gameboys ging vom dem Produkt selbst aus. Man konnte ihn bereits angreifen, einschalten, eine Runde Probespielen. Man konnte sich aus erster Hand von der Qualität und dem Suchtpotenzial von Tetris überzeugen. Der Wunsch war rational begründet, gewissermaßen zumindest.

Beim N64 war das schon anders. Damals machten Demo-CDs mit Produktvideos darauf erstmals die Runde, und viele Menschen besaßen schon Computer, um diese Medien abzuspielen. Die Konsole konnte also schon in Aktion erlebt werden bevor sie überhaupt den Weg über den großen Teich gefunden hatte. Auch die Marketing-Strategien der JapanerInnen wurden besser. Nintendo ließ sich in Deutschland nieder, eroberte neue Medien wie Plakate und Flugzettel für sich. Und es gab auch erstmals ernsthafte Konkurrenz in Form der Playstation.

Das Internet als neues Medium

Heutzutage wird medialer Hype für beinahe alles generiert. Uhren, Telefone, Spiele, Konsolen. Fachmedien haben ihre Aktivitäten ins Internet verlagert, weil es die Echtzeit-Distribution von Nachrichten begünstigt. Google verteilt das Interesse der KonsumentInnen nach dem first-come-first-serve Prinzip. Wer die News als erster draußen hat erhält sie meiste Reichweite. Der Sensationsjournalismus erreichte eine neue Blütezeit. HerstellerInnen sprangen auf den Zug auf und schossen in regelmäßigen Abständen jede noch so kleine Info zu einem Produkt als Presseaussendung ins Informations-Vakuum des Internets. Habt ihr schon gehört? Die Playstation 3 basiert auf der neuen Cell-Architektur! Die Wii setzt voll auf Bewegungssteuerung! Und Duke Nukem Forever verzögert sich leider noch ein bisschen.

Ich, wenn die NX angekündigt wird!

Wir KonsumentInnen wurden so konditioniert, dass wir jede dieser Meldungen mit Begeisterung aufnahmen. Duke Nukem Forever muss ja richtig gut werden, so lange wie die schon dran arbeiten! Tja, meistens kommt es anders. Der Duke floppte nach Studiopleiten, kompletten Neuausrichtungen und Portierungen auf neue Konsolengenerationen fulminant! Weitere folgten seinem Schicksal. Ob No Mans Sky oder The Last Guardian. Sie Alle scheiterten schlussendlich an den hohen Erwartungen (oder werden es noch tun).

Den Hype ausbremsen? Geht nicht!

Und was macht Nintendo? Sie schweigen! Erst werfen sie uns die NX als Begriff vor die Nase, und dann weigern sie sich standhaft, uns zu erlösen und sie endlich anzukündigen. Um den Hype nicht zu groß werden zu lassen? Leider nein, denn das Fehlen von Informationen nährt die Spekulation! Und wenn Nintendo keine News zur NX generiert, dann müssen die Medien eben selber ran. Das ist die gefährlichste Art von Hype. Erwartungshaltungen, die auf Gerüchten und Unwahrheiten beruhen, können eigentlich nur  enttäuscht werden.

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[…] Der Hype um die NX-Konsole von Nintendo brodelt wie ein ungestümer Vulkan vor sich hin. Trotz anhaltender Gerüchte über die baldige Ankündigung der neuen Spielkonsole zeigt man sich bei Nintendo entspannt zurückhaltend. Noch dürfte wohl noch niemand so recht erraten haben, was das geheime Mojo des kolportierten Handheld-Heimkonsolen-Hybriden sein wird. Und nun soll auch noch ein geheimes NX-Treffen in Frankfurt am Main abgehalten werden. […]

Michael

Was Games angeht war der letzte Hype SWTOR. Seit dem ist es für mich erledigt.

Dafür sind es jetzt Smartphones von Google oder Dinge wie das Surface Pro 4. Auch das razer mit der externen Grafikkarte finde ich genial. Da kennt der hype bei mir keine Grenzen.

Oh und Kino und Serien bin ich auch leider anfällig. Star Wars hust