Entwined (PS4) im Test
Auf der E3 vor ein paar Wochen stellte Sony bei seiner Pressekonferenz das neu gegründete Studio Pixelopus und deren Debüt Entwined vor. Ich habe mir den PSN-Titel angesehen und sage euch, ob er für die Fisch’ oder ein wahrer Überflieger ist.
Treffen sich ein Fisch und ein Vogel. Punkt.
Ein Vogel und ein Fisch sind die zentralen Figuren in Pixelopus’ Entwined. Dabei stehen die beiden allerdings nicht für die entsprechende Spezies, sondern für zwei Seelen, die einander lieben und sich nacheinander verzehren, jedoch nicht zusammen sein können. Laut Entwicklerteam basiert diese befremdlich wirkende Romanze auf einer alten chinesischen Geschichte. Allerdings war es mir bis dato nicht möglich, die Originalgeschichte im Netz ausfindig zu machen, also glaube ich, blauäugig wie ich bin, den EntwicklerInnen einfach einmal. Doch ebenso wenig, wie es mir möglich war, den Ausgangstext für diese blumige Geschichte zu finden, war es mir beim Spielen auch unmöglich, dieses Grundkonzept in das Gesehene und Gespielte zu interpretieren, da man sich in der neun Leben umspannenden Kampagne einfach nur durch die Level bewegt – und irgendwann ist das Spiel dann aus.
Keine weitere erklärende Bezugnahme auf den angeblichen Quelltext, keine Zwischensequenzen, die das Ganze wenigstens pantomimisch – Vertonung oder Text erwarte ich ja nicht einmal – aufklären oder beleuchten würden. Da sind eben einfach ein orangefarbener Fisch und ein blauer Vogel, die nach dem Durchfliegen entsprechend gefärbter Tore Punkte sammeln und sich irgendwann in einen grünen Drachen verwandeln. Punkt.
Wenig Spiel fürs Geld
Wie bereits erwähnt, begleitet der/die SpielerIn die beiden Figuren über eine Zeitspanne von neun Leben. Dass ein Leben aber nur knappe fünf bis zehn Minuten dauert, lässt sogar eine Eintagsfliege nur hämisch grinsen. Dennoch kann man über diesen Umstand froh sein, denn sonderlich viel spielerische Tiefe bietet das Spiel nicht. Die beiden Tiere steuert ihr simultan mit dem rechten und linken Analogstick. Ihr fliegt durch farbenfroh gestaltete Korridore, die entsprechende unterschiedliche Landschaften – beispielsweise eine Graslandschaft oder eine feurige Einöde – abstrakt einfangen. Währenddessen gleitet ihr durch Barrieren, die ihr nur farblich passend durchqueren könnt, sprich blauer Vogel – blaues Tor, orangefarbener Fisch – orangefarbenes Tor. Hin und wieder rast auch eine grüne Barriere auf euch zu, die ihr mit beiden Seelen gleichzeitig durchqueren müsst. Habt ihr mit beiden Figuren genügend Energie gesammelt, könnt ihr einen Vereinigungsvorgang in die Wege leiten.
Gelingt das, verwandeln sich Fisch und Vogel in einen grünen Drachen, und ihr dürft in einem Freiflugareal nochmals ein paar Orbs einsammeln. Danach öffnet sich ein Tor, der Level gilt dann als beendet, und es geht wieder von vorn los. Abwechslungsreicher wird es nicht. Immerhin werden die Geschicklichkeitspassagen zum Schluss etwas anspruchsvoller, aber kaum wird das Game etwas herausfordernder, ist es auch schon wieder vorbei. Mehr als ein bis maximal zwei Spielstunden braucht ihr für diesen Titel nicht einplanen, was bei einem Preis von acht Euro schon verdammt wenig ist.
Zusammenfassung
Entwined lässt das Gefühl aufkommen, als hätte man sich bei Sony respektive Pixelopus Folgendes gedacht: „Hey, Leute! Kommt, springen wir auf den Indie-Kunstspielzug auf, verpassen unserem Game eine artsy-fartsy, allerdings nur tiefgründig klingende Hintergrundgeschichte, die absolut nicht nachzuvollziehen ist, und grafisch machen wir irgendetwas, was man als kunstvoll deklarieren könnte. Ihr werdet sehen: Es verkauft sich wie geschnitten Brot“. Und alle bei Pixelopus so: „Yeah!“, und der Max von beyondpixels.at so: „LOL?!?!“ So übertrieben polemisch sich das nun auch anhören mag: Ich verwette meinen Hintern darauf, dass es so oder so ähnlich gelaufen ist. Entwined krankt nämlich an fast jeder Stelle: Gameplay, Geschichte, Spielzeit, Grafik, die a) nicht einmal ansatzweise spektakulär ist und b) dann sogar noch ruckelt. Die einzige positive Seite an Entwined ist die musikalische Untermalung, die meiner Meinung nach schön entspannend ist.
Entwined will spielbare Kunst sein, ist aber eigentlich eher eine ziemlich Frechheit, die nicht einmal ein/e Casual-GamerIn verdient hat – zumindest nicht zu diesem Preis. Oscar Wilde würde sagen: „Die Kunst spricht von Seele zu Seele“, und ich füge hinzu: Dieses Kunstspiel über zwei Seelen spricht mich absolut nicht an.