GRID Autosport (PS3) im Test

von Stefan Hohenwarter 07.07.2014

In knapp einem Jahr stampfte Codemasters nach GRID 2 einen neuen Ableger aus dem Boden. Das war auch nötig, denn GRID 2 zog den Unmut zahlreicher Fans auf sich. Ob diese mit GRID Autosport wieder besänftigt werden, erfahrt ihr in meinem Test.

Fünf Rennklassen & starke Gegner

Der Titel trägt den Namen Autosport, und das beinhaltet nun einmal mehr als Formel-1-, Städte- oder Langstreckenrennen. Passend zum Namen serviert euch Codemasters mit dem neuen GRID-Ableger fünf Rennklassen samt Unterkategorien, womit für alle etwas dabei ist. Ebenfalls mit an Bord sind fordernde Konkurrenten, die euch dank einer guten KI ordentlich den Schneid abkaufen. Sie fahren auf der Ideallinie, scheuen sich aber auch nicht, diese zu verlassen. Wie auch in der Realität sind die KI-Fahrer nicht unfehlbar, und so kann es schon einmal passieren, dass ein Konkurrent nach einem Dreher einen Unfall verursacht. Auf der Rennstrecke sind aber nicht nur Gegner, auch Teamkollegen kämpfen um wertvolle Punkte. Denen könnt ihr während des Rennens auch Befehle geben und sie zum Überholen oder beispielsweise Platzhalten auffordern. Das funktioniert ganz gut und bringt etwas mehr Tiefe in das Renngeschehen.

Euch interessiert bestimmt, ob das Spiel eine Simulation oder doch ein Arcade-Racer ist, oder? Diese Frage ist schnell beantworten, denn GRID Autosport erlaubt es euch, selbst zu wählen, ob ihr es lieber etwas realistischer oder leichter haben wollt. Ich gebe zu, diese Lösung ist okay, aber nicht ideal, denn man merkt rasch, dass sie in beiden Bereichen Schwächen hat. Dennoch ist bis hier hin alles so weit in Ordnung.

Endlich wieder Cockpitansicht!

Eines der größten Mankos von GRID 2 war die fehlende Cockpitansicht, die in GRID Autosport ihr Comeback feiert. Doch wartet noch mit dem Aufmachen des Sekts. Es gibt zwar eine Cockpitansicht, aber diese ist meiner Meinung nach ein Witz. In Zeiten, in denen jede Textur hochauflösend dargestellt werden kann, sollen wir uns mit unscharfen Cockpitamaturen begnügen? Außer der eingeschränkten Sicht bietet die Cockpitansicht nicht nur keinen Vorteil, sondern birgt auch Frustpotenzial. Es kann im Jahr 2014 nicht sein, dass die Cockpitansicht schlechter aussieht als im ersten Teil von GRID.

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Karrieremodus ohne Esprit

Der Karrieremodus ist neben einem Splitscreen-Modus ein essenzieller Baustein eines Rennspiels. Es macht einfach Spaß, sich vom Nobody nach oben zu fahren und den eigenen Fuhrpark ständig wachsen zu sehen. Und es gibt wohl nichts besseres, als die ganzen Autos in der eigenen Garage betrachten zu können. Nicht so bei GRID Autosport, denn hier wurde auf eine Garage oder einen Karrieremodus mit Esprit verzichtet. Statt euch mit der Suche nach einem Sponsor, der richtigen Wahl eines Autos, dem knallharten Kampf an die Spitze oder Ähnlichem zu fesseln, bekommt ihr einen lieblosen „Starte ein Rennen nach dem anderen aus dem Menü“-Modus serviert. Schade, aber hier wäre so viel mehr möglich gewesen. Man hat einfach kein Gesicht zu den Konkurrenten, keine Identifikation mit dem selbst erstellten Fahrer und schon gar nicht zu den Autos, die man von den Sponsoren überlassen bekommt. Selbst könnt ihr nämlich keine Schlitten kaufen, da ihr in den einzelnen Rennen nur Erfahrungspunkte sammelt. Je mehr ihr davon einheimsen könnt, desto bessere Sponsorenverträge werden euch angeboten. Erfahrungspunkte erhaltet ihr für die Platzierung oder das Erreichen von gewissen Zielen wie „Fahre die schnellste Runde im Rennen“.

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Mehr Inhalt mit der Black Edition

Ihr wollt noch mehr? Dann könnte euch die limitierte Black Edition interessieren, die euch folgende Zusatzinhalte beschert:

  • Mercedes-Benz-SLS-AMG-Coupé-Black-Series-Auto
  • fünf Black Edition White Ravenwest Liveries
  • 20 Extra Black Edition Online Livery Patterns
  • zehn neue Premiumsponsoren mit neuen Zielvorgaben

Optik & Sound

Bei diesen beiden Punkten ließ sich Codemasters meiner Meinung nach nicht nur nichts zu Schulden kommen, sondern holte auch nochmals das Maximum aus der Last-Gen heraus. Herumfliegende Blätter, ein Helikopter am Himmel, tolle Fahrzeugmodelle samt Sponsorenaufdrucke, realistische Schatten und Spiegelungen zaubern mir als Grafikfetischist ein Lächeln ins Gesicht. Wären das Publikum und die Cockpitansicht etwas detaillierter, könnte man fast von einer Next-Gen-Optik sprechen. In Sachen Akustik gibt’s ebenfalls nicht viel zu meckern. Der Boxenfunk und die donnernden Motoren sorgen für eine authentische Atmosphäre. Die Musik im Menü ist vermutlich Geschmackssache, aber ich finde die chilligen Klänge richtig gut.

Zusammenfassung

Auf dem Papier stimmt alles zusammen. Es gibt einen Karriere-, Online- und Splitscreen-Modus sowie ein ordentliches Auto- und Streckenpaket. Die in GRID 2 schmerzlich vermisste Cockpitansicht ist zurück, und die Gegner-KI macht euch das Siegen alles andere als einfach. Zudem kitzelte Codemasters optisch alles aus der Last-Gen heraus, was möglich war, ohne auf Umfang zu verzichten. Der Teufel versteckt sich bei GRID Autosport meiner Meinung nach im Detail. Die lieblose Cockpitansicht, die detailarmen Zuseher und der espritlose Karrieremodus sind ein Schlag in die Gesichter der Fans. Ich persönlich kann auch mit dem „Nicht Fisch nicht Fleisch“-Bekenntnis in Sachen Arcade-Racer oder Simulation nichts anfangen. Warum kehrt man nicht einfach zu den guten alten Wurzeln zurück, die dem Franchise so viele Fans eingebracht haben? GRID Autosport ist beileibe kein schlechtes Rennspiel, aber das verschenkte Potenzial ist unübersehbar.

Wertung: 7.5 Pixel

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