Harvest Moon: Eine Welt Test (Switch): Simples Farmen für zwischendurch
Mit Harvest Moon: Eine Welt kommt der neueste Ableger der Farming-Sim für Nintendo Switch. Lohnt sich der Titel? Lest das Review – und hier geht es zur Switch-Website des Spiels!
So beginnt Harvest Moon: Eine Welt
Wie in den Farmspielen üblich beginnt ihr mit der Erschaffung eures eigenen Avatars. Harvest Moon: Eine Welt bietet euch dabei die Möglichkeit, zwischen Junge und Mädchen zu wählen. Darüber hinaus dürft ihr die Farbe eurer Haut, eurer Haare und eurer Augen anpassen. Das war es dann auch schon, und ihr werdet rasch ins Spiel geschickt. Die Welt des Spiels eröffnet sich euch als etwas trostlos: Es gibt außer Kartoffeln nichts zu essen. Eure Hauptfigur hat allerdings ein uraltes Buch und kennt daher alle Sorten von Gemüse. Nach einem sehr frühen Treffen mit Erntegeistern ist schnell ein Plan gefasst: Ihr wollt fortan eure eigenen Samen ziehen!
In einer etwas überraschenden Wendung bekommt ihr von Doc Jr. die sogenannte Expando-Farm sowie ein DocPad überreicht. Diese spezielle Farm kann auf Wunsch in einer Art Pokéball verschwinden und anderswo aufgebaut werden. Das DocPad hingegen fungiert als euer Hauptmenü, in dem ihr euren Kalender, Rucksack, aktuelle Freundschaften, Aufträge, die Karte, Spielstände, euren Kontostand und mehr verwalten dürft. Obwohl diese technischen Spielereien thematisch so gar nicht zu Harvest Moon: Eine Welt passen, stellen sie gleichzeitig die größten Fortschritte der Spielserie dar.
Harvest Moon, einmal anders
Der einzigartige Twist ist nämlich, dass ihr nicht an eine bestimmte Ortschaft gebunden seid. Ihr dürft in Harvest Moon: Eine Welt eure Wanderlust vollkommen ausleben und eure Farmgebäude jederzeit anderswo aufstellen. Früher hieß es immer, dass ihr euch in einer Ortschaft niederlässt und ansässig werdet, nun dürft, könnt und sollt ihr erkunden gehen. Anfangs könnt ihr euch nur in einer Umgebung aufhalten, doch nach etwa eineinhalb Spielstunden öffnet sich die Welt enorm, und ihr könnt gar nicht anders, als den Nomaden-Lifestyle auszupacken und eure Farm mit auf die Reise zu nehmen.
Jede Region in der Welt des Spiels hat unterschiedliche Ressourcen und andere Charaktere zu bieten. Während das euren Erforschungsdrang extrem reizt, macht es das klassische Farmen etwas kniffliger. Denn nur, wer die Welt so richtig erkundet, kann auch sämtliche Aufträge abschließen. Das Konzept von Harvest Moon: Eine Welt ist ziemlich gut gelungen, allerdings ist die Umgebung eher ein Schwachpunkt des Titels. Mehr noch, die Wege sind teilweise irre gestaltet, was die Laufwege im Spiel massiv und unnötig erhöht. Sicher könnt ihr später mittels Reittier oder Schnellreise herumkommen, dann bringt ihr euch aber um so einige Goodies.
Was sonst noch neuartig ist
Denn während man in den früheren Ablegern immer mit den eigenen Finanzen rasch klarkommen musste, ist das nun Geschichte. Harvest Moon: Eine Welt lässt nämlich an vielen Orten kleine Erntewichtel erscheinen, die im Prinzip blaue Punkte sind. Das erinnert an Xenoblade Chronicles, nur leider sammelt ihr die Gegenstände nicht einfach durch Darüberlaufen ein. Jedes Mal, wenn ihr einen blauen Lichtpunkt ansprecht, kommt eine Animation, und ihr bekommt Samen geschenkt. Welche Samen, das ist dem Zufall überlassen – und das steht dem Game ebenfalls im Weg. Viele Aufträge leben davon, dass ihr bestimmte Sorten züchtet und dem NPC bringt.
Viel Spaß also dabei, immer hoffentlich die richtigen Samen von den Wichteln zu bekommen! Was uns zu einer anderen Schwäche des Titels führt: Die Quests. Schon bald im Game werdet ihr von Aufträgen überflutet, und diese Anfragen haben so gut wie immer mit Farmen zu tun. Um hier alles abzuarbeiten, entsteht ein regelrechtes Grinding, was mit Spielspaß nur wenig zu tun hat. Klar, man könnte die Aufträge einfach liegen lassen, aber Quests sind dazu da, um abgeschlossen zu werden. Diese Gameplay-Schleife hat bestimmt noch ein wenig Feintuning verdient, und darauf werden wir wohl beim nächsten Ableger der Harvest Moon-Serie achten.
Klassisches Farmen? Aber klar
Aber nun zurück zum Haupt-Spielprinzip: Natürlich dürft und müsst ihr ganz klassisch eure Felder bestellen. Daran hat sich auch in Harvest Moon: Eine Welt nichts verändert. Es gilt, Felder umzuackern, Samen zu verwenden, die Felder zu gießen und nach wenigen Tagen zu ernten. Diese Routine macht Spaß und kann auch nach mehreren Spielstunden nach wie vor für Vertrautheit und Entspannung sorgen. Warum ihr das alles macht? Nun, ihr wollt die Erntegöttin wieder zum Leben erwecken, um für fruchtbares Land auf der ganzen Welt zu sorgen. Dazu müsst ihr sechs Medaillons verdienen, was ihr wiederum durch Fortschritt im Spiel bewerkstelligt.
Damit es nicht nur ums Farmen geht, gibt es auch die Viehzucht im Spiel. Es gilt, täglich brav den Mist der Tiere zu entsorgen, Futter nachzufüllen, die Tiere zu bürsten und auch täglich zu streicheln. Ist das Wetter schön, könnt ihr mittels einer Glocke auch für Auslauf sorgen – das mindert den Stresslevel eurer Tierchen, was sie weniger krankheitsanfällig macht. Natürlich gibt es auch in Harvest Moon: Eine Welt eine Ausdaueranzeige. Je mehr ihr also am Tag umhackt, bearbeitet und herstellt, umso müder wird eure Figur. Da in einer echten Sekunde zwei Minuten im Spiel vergehen, müsst ihr so auch ein wenig darauf achten, was ihr mit eurer Zeit anstellt.
Die Technik des Spiels
Schon von den ersten Trailern an bemerkt man, dass Harvest Moon: Eine Welt nicht ganz vorne mitspielen kann und wird. Die Umgebungen wie auch die generelle Unschärfe zeugen davon, dass auf die Optik nicht viel Wert gelegt wurde. Zwar sind die Farmprodukte schön gelungen, auch die Animationen bei den Gesprächen mögen gefallen – aber trotzdem wäre hier mehr möglich gewesen. Nervige Pop-in-Effekte lassen Figuren mal urplötzlich erscheinen, aber auch verschwinden. Das ist insofern fies, wenn dies einen Questgeber-Charakter erwischt. Unter dem Strich ist die Grafik durchschnittlich geraten, mit manchen Stärken und manchen Unsauberkeiten.
Die Hintergrunduntermalung ist ziemlich repetitiv und wird während des Spiels schnell ausgeblendet. Das ist voll in Ordnung, so könnt ihr euch auf das ruhige Gameplay konzentrieren. Harvest Moon: Eine Welt ist dabei sehr unkompliziert, die meiste Zeit könnt ihr mit dem A-Knopf alles machen. Eure Hauptfigur weiß intuitiv, was ihr wollt – manuelles Suchen von Werkzeug und dergleichen ist hier nicht notwendig. Das mag vielleicht ein wenig zu einfach und simpel wirken, macht aber bestimmt auch Jüngeren Spaß. Ihr müsst euch halt nur darauf einlassen, dass ihr mit eurer Farm regelmäßig auf Reisen geht, ansonsten frustrieren euch die Laufwege.
Das Fazit: Für EinsteigerInnen in Ordnung
Harvest Moon: Eine Welt macht einiges anders als die Vorgänger (nicht die Spin-offs, die zählen nicht). Das bedeutet nicht, dass jede neue Idee ein kompletter Volltreffer ist, aber es ist gut, mal etwas Anderes zu sehen. Ob die große, offene Welt mit ihren teils komplexen Wegen so passt, wie sie ist, sei dahingestellt. Aber die Idee, mit eurer Farm und euren Samen in verschiedenen Umgebungen auch verschiedenes Farmgut hochzuziehen, macht nach einer gewissen Eingewöhnungsphase durchaus Spaß! Je weiter ihr im Spiel kommt, umso mehr entsteht die für ein Farmspiel typische Gameplay-Schleife und deren Sog. Technische Ungereimtheiten dürfen euch dabei halt nicht wirklich stören.
Seid ihr aber darauf eingestellt, durch die Lande zu reisen und viel Zeit mit Laufen und Erkunden zu verbringen, macht dieser Ableger einiges erfrischend anders. Die animierten Gespräche sind teils gut gelungen, nur schade, dass ihr nicht allzu viel Zeit mit den einzelnen Charakteren verbringen dürft. Da ihr immer wieder weiterzieht, entsteht nicht allzu viel Bindung mit den NPCs, es sei denn, ihr kümmert euch exklusiv darum. Ob das dann zu einem Farmspiel passt, bei dem ihr euch auch um Freundschaften kümmern sollt, wage ich zu bezweifeln. Dennoch ist festzuhalten, dass Harvest Moon: Eine Welt mal etwas anderes versucht, und das finde ich toll!