Huawei P10 lite im Test: Aktuell und gut
Die Zeit der kleinen Smartphones ist vorbei. Mit 5,2 Zoll kommt das neue Huawei P10 lite daher und soll Mittelklasse zum guten Preis bieten. Wir haben uns das Dual-SIM-Gerät zwei Wochen lang unter die Lupe genommen und können nun davon berichten. Zahlt sich die Investition aus? Lest das Review – und hier geht es zur offiziellen Website.
Der erste Eindruck
Das Huawei P10 lite zeigt schon bei der intelligenten Verpackung, dass es sich von seiner Marktbegleitung abheben will. Kompakt verpackt und ganz unüblich liegt das Smartphone nicht ganz oben unter der Schachtel. Es ist seitlich zwischen zwei Kartonagen herauszuziehen, denn auch die Schachtelhülle ist seitlich zu öffnen. So viel Innovation schon bei der Verpackung, ob da das Gerät mithalten kann?
Der Lieferumfang des Huawei P10 lite ist hingegen wenig innovativ. Ein Lade/Datenkabel, ein Adapter für das Stromnetz, ein Handbuch sowie eine SIM-Nadel zum Öffnen des Slots sind mit von der Partie. Darüber hinaus spendiert Huawei ein qualitativ durchschnittliches In-Ear-Headset, das sich weder besonders abhebt noch sich Fehler erlaubt. Schnell ist das Smartphone in der Hand, und trotz seiner 5,2 Zoll Bildschirmdiagonale liegt das Gerät gut in durchschnittlich großen Händen.
Das Huawei P10 lite besteht aus einem Sandwich zweier Glasplatten, die von einem Aluminiumrahmen zusammengehalten werden. Je nach Griff fühlt sich die Haptik sehr gut an, kann aber auch etwas rutschig werden. Generell liegt das Smartphone angenehm in der Hand, und auf der Rückseite des Gerätes kann man den Fingerabdrucksensor erfühlen. Ansonsten gibt es keine großen Überraschungen – das Smartphone tut sein Bestes, trotz der Größe nicht aufzufallen.
Technische Daten
Der Bildschirm des Huawei P10 lite ist 5,2 Zoll groß. Die Auflösung beträgt 1920 x 1080 Pixel, löst also mit Full HD auf. Inhalte werden sehr knackig dargestellt, fast schon ein wenig übersättigt wie bei Samsung-Smartphones. Die CPU nennt sich Kirin 658, taktet mit 2,1 GHz und besitzt acht Kerne. Dazu muss aber gesagt werden, dass diese acht Kerne in vier Performance-Kerne und vier Stromspar-Kerne unterteilt sind. Der Vorteil davon ist eine längere Akkulaufzeit.
Dem Prozessor zugeteilt ist ein Arbeitsspeicher in der Größe von 3 GB. Der RAM-Speicher ist ausreichend und sorgt dafür, dass Applikationen länger im Hintergrund geöffnet bleiben können. Der Telefonspeicher wird mit 32 GB bemessen, für euch nutzbar sind davon knapp 20 GB. Ein Slot für Micro-SD-Karten ist auch mit von der Partie, das heißt, ihr könnt hier fast nach Belieben für weiteren Speicherplatz sorgen. Die Kameras haben 12 Megapixel und 8 Megapixel Auflösung. Der Akku mit 3.000 mAh hält euch bis zu zweieinhalb Tage auf Trab.
Android 7.0 – die aktuellste Version des Google-Betriebssystems – ist auf dem Huawei P10 lite vorinstalliert. (Stand der Sicherheitspatch-Ebene: 1. Februar 2017.) Ein Huawei-eigener Skin namens EMUI ist ebenfalls auf dem Gerät zu Hause. Der Skin macht das Android-Erlebnis bezüglich Berechtigungen etwa noch übersichtlicher, als Version 7.0 es ohnehin schon ist. Gleichzeitig bietet Huawei einen „Einfachen Modus“ an, der euch einen einfachen, übersichtlichen Startbildschirm mit großen Symbolen a la Windows Phone bietet.
Design und Haptik
Die Optik ist schwer an die P10-Modelle angelehnt. Zwei Glasplatten werden von einem Rahmen aus Aluminium zusammengehalten, und die Rückseite gibt es in vier Farben. Ihr könnt euer Huawei P10 lite in Schwarz, Weiß, Gold oder Blau erstehen. Das Glas mag leicht rutschig sein, fühlt sich aber für mein Empfinden wirklich gut an. Ein Fingerabdruckmagnet sind die Flächen aber ohne Zweifel, da ist es egal, ob wir von einem Tablet oder Smartphone reden.
Das Glas ist an den Rändern angenehm abgerundet (der Fachbegriff lautet 2,5D-Glas), was die Haptik weiter verbessert. Der Fingerabdrucksensor ist auf der Rückseite, und zwar mittig unter der Kamera angebracht. Die Reaktion des Sensors ist wirklich schnell und präzise, das ist in der Mittelklasse-Sektion besonders hervorzuheben. Das Huawei P10 lite wiegt 146 Gramm und hat die folgenden Abmessungen: 146,5 mm Höhe, 72 mm Breite und 7,2 mm Dicke.
Dadurch liegt das Smartphone richtig gut in der Hand und lässt sich auch mit einer Hand toll bedienen. Die beiden Knöpfe an der rechten Kante (Standby und der Lautstärkeregler) reagieren präzise und wackeln nicht. Das einzige Feature, das mir generell ein wenig fehlt, ist ein Double Tap To Wake-Feature, wie es beispielsweise LG bietet. Dafür könnt ihr den Fingerabdruckscanner berühren oder die Standby-Taste verwenden, als ob es 2010 wäre.
Display und Kameras
Das Full HD-Display löst ausreichend scharf auf, und dank IPS-Technologie ist das Smartphone auch sehr blickwinkelstabil. Egal, wie ihr das Huawei P10 lite haltet, die Farben verwaschen nicht. Auch die Helligkeitsanpassung läuft stufenlos und ausreichend gut ab, nur wenn ihr rasch zwischen Hell und Dunkel wechselt, bockt das Gerät manchmal. Das ist aber eine reine Tester-Bemängelung, im echten Leben habt ihr das Problem niemals. Ihr könnt auch die Farbtemperatur anpassen, wenn ihr das wollt.
Die Bilder der Hauptkamera werden größtenteils scharf und kontrastreich. Einzig bei der Farbtreue ist das Huawei P10 lite eher auf der matten Seite zu finden. Aufnahmen bei schwacher Beleuchtung sind eine Wundertüte: Manchmal trifft der Autofokus ins Schwarze, und manchmal nicht. Die berühmte Körnung wegen dem hohen ISO-Wert im Dunkeln tritt klarerweise auch bei diesem Smartphone auf. Noch hat kein Hersteller die Grenzen der Physik und des Lichts überwunden!
Die Selfie-Kamera mit 8 Megapixeln hat genau die gleichen Themen wie die Hauptkamera. Der Sensor ist gut, allerdings sorgen die eingebauten Filter für spannende Ergebnisse. Zum Schmunzeln gebracht hatte mich der wohl standardmäßig aktivierte Hübsch-mach-Filter für Selfies. Wenn ihr ihn auf Stufe 9 erhöht, habt ihr eine Haut wie ein Babypopo und eure Augen leuchten wie frisch von einer Disneyprinzessin. (Kleiner Tipp: Ein Stoppelbart stellt den Filter vor eine unlösbare Aufgabe.)
Performance und Software
Im Einsatz zeigt sich das Huawei P10 lite als verlässlicher Begleiter für NormalnutzerInnen. Der Akku hält lange durch (bei Wenignutzung auch drei Tage), und Alltagsaufgaben verrichtet es ohne Probleme. Das Smartphone ruckelt nicht im Menü und öffnet Standardapps zügig. Durch den Kirin-Prozessor scheint alles schön vonstatten zu gehen, bis ihr die ersten Games und Benchmarks startet.
Auch, wenn die CPU- und GPU-Last bei Benchmarks keinesfalls Normalnutzung entspricht, so ist es spannend, was ein Gerät unter Hochdruck zu leisten vermag. Das Huawei P10 lite hat in Geekbench einen CPU-Singlecore-Wert von 897 erreicht (in Wahrheit der einzige, der zählt) und im Compute-Test eine Gesamtzahl von 2771 aufgestellt. Zum Vergleich: Ein drei Jahre altes iPhone 6 legt hier mit einem CPU-Wert von 1368 und einem Compute-Score von 4205 vor. Huawei bleibt hier also fest in der Mittelklasse stehen, auch, wenn Alltagsaufgaben zu flutschen scheinen.
Die altbekannte Games-Suite zeigt, dass das Huawei P10 lite schon mal an Grenzen stoßen kann. In Benchmarks und Spieletests werdet ihr gerne gefragt, die Qualität zu verringern. Damit nicht genug, kleine Ruckler und auch ein merklicher Temperaturanstieg des Gehäuses sind die Folge. Run, Sackboy, Run hat den Bereich zwischen Fingerabdrucksensor und Hauptkamera ziemlich erwärmt, und zwar binnen fünf bis zehn Minuten. Da merkt man, dass nicht alles eitel Wonne ist.
Das Huawei P10 lite ist kein Leichtgewicht
Nichtsdestotrotz darf man dem Huawei P10 lite nicht Unrecht tun. Für einen Einstiegspreis von 349 Euro bekommt ihr ganz schön viel Smartphone. Das Display spielt locker in der Oberliga mit, auch Android 7.0 und der Huawei-eigene EMUI-Skin können sich mehr als nur sehen lassen. Der Fingerabdrucksensor kann in Sachen Geschwindigkeit und Präzision gut mithalten, und die Haptik ist zwar Geschmackssache, gefällt mir aber ebenfalls mehr, als der Preis vermuten lässt.
Den einzigen Kritikpunkt, den man dem Smartphone wirklich vorwerfen kann, ist die Wärmeentwicklung bei Volllast. Fordernde Spiele ruckeln gerne und ein eher schwacher Single-Core-Benchmark zeigen, dass hier durchaus Einsparungen vorgenommen wurden. Ob Huawei an der falschen Stelle gespart hat, hängt allerdings ausschließlich von euren Vorstellungen und eurem Nutzungsverhalten ab. Wenn ihr Alltagsaufgaben verrichtet und kaum ein Spiel am Handy zockt, kann das Huawei P10 lite überzeugen.
Der Akku hält nämlich schon gerne zwei Tage lang durch, und das Display macht seine Sache hervorragend. Auch das Design des Gerätes ist hochwertig und edel geraten, die Kameras sind in Ordnung und der Sound des Huawei P10 lite wiederum hochwertig. Huawei verspricht, fast alle Funktionen binnen drei Schritten erreichbar sind, und das kann der Hersteller halten. Auch ein Radio ist mit von der Partie, falls ihr das wünscht. Wenn es ein Multitalent mit Ausdauer für euch sein soll, habt ihr hier mit dem Huawei P10 lite eine hervorragende Option!