Jabra Elite 10 Gen 1 im Test – Teurer muss nicht besser sein

von Max Hohenwarter 04.07.2024

Die Jabra Elite 10 Gen 1 schicken sich an, meine alten, mittlerweile halb so teuren Elite 5 in Pension zu schicken. Ist vielleicht etwas mehr Respekt vor dem Alter geboten? Hier ist die Antwort!

Jabra Elite 10 Gen 1 – Packungsinhalt, Look & Feel:

Die Jabra Elite 10 Gen 1 kommen mit allem daher, was notwendig ist und nicht mehr – vor allem am Verpackungsplastik wurde gespart. Im Karton befinden sich also ein recht kurzes Ladekabel, vier Paar ovale Eargels, gedruckter Garantiehinweis, basta. Ohja. Die Jabra Elite 10 Gen 1 sind natürlich auch am Start und warten – geparkt in ihrem Ladecase – darauf, in Betrieb genommen zu werden.

 

Hochwertige Handschmeichler

Das Design hat sich im Vergleich zu dem meiner vorher genutzten Jabra Elite 5 dezent verändert. Das Ladecase der Jabra Elite 10 besitzt zwar in etwa die selbe Tiefe und Breite wie meine bisherigen Earbuds. Dafür ist das Case etwas höher und die generelle Formsprache nun etwas abgerundeter.

Böhnchen die Tönchen geben

Die Buds selbst sind organischer geworden. Von der ohrinnenliegenden Seite betrachtet, kommt bei mir die Assoziation zu Bohnen auf. Angeblich hat Jabra 62.000 unterschiedliche Ohrmuschel-Formen verglichen, um die perfekte Passform zu kreieren. Obs nun wirklich diese hohe Zahl war oder ein paar weniger ist egal: ich kann aber faktisch bezeugen, dass der Tragekomfort auch über einen längeren Zeitraum extrem angenehm ist. Dies ist sicher auch dem angenehm weichen Silikonmaterial geschuldet, mit dem die Buds überzogen sind.

Besonders der Halt ist im Vergleich zu meinen bisher verwendeten Elite 5 stark verbessert worden. Auch wenn ich mal gezwungen war, zur gerade einfahrenden Straßenbahn zu sprinten, saßen die Jabra Elite 10 Gen 1 fest in den Ohren. Dafür sind vermutlich die ovalen Eargels verantwortlich, die sich einfach besser in den äußeren Gehörgang einpassen.

Den Jabra Elite 10 Gen 1 persönlich Druck machen

Gesteuert werden die Elite 10 Gen 1 erneut über klickbare Tasten, was für mich immer ein essentielles Feature darstellt. Ansonsten ist man dank der Jabra Sound+ App in der Belegung der Tasten relativ frei. Lediglich am rechten Earplug ist der einfache Tastendruck für Wiedergabe/Pause beim Abspielen von Medien reserviert.

Ob ihr den nächsten Song oder den Neustart desselbigen allerdings lieber per zweifachem oder dreifachem Drücken bzw. vice versa ausführt, liegt ganz an euren Präferenzen. Auch, ob ihr bei aktiven Anrufen die on-hold-Funktion, die Stummschaltung oder anderes lieber links, rechts oder durch einfaches, zweifaches oder dreifaches Drücken auslöst- all dies lässt sich in der Sound+ App personalisieren. Eine Funktion, die ich allerdings vermisse ist die Regelung der Lautstärke. Die kann man sich nicht auf die Bud-Tasten legen.

Generell ist die Sound+ App, auch wenn sie kein exklusives Feature der aktuellen Kopfhörer-Generation von Jabra ist, sondern schon lange verfügbar ist, bis dato meine liebste Kopfhörer-Companion App – umfangreich, leicht und intuitiv in der Bedienung, einfach klasse. Dies ist aber kein exklusiver Pluspunkt für die Elite 10 Gen 1, sondern generell für die Headsets aus Dänemark

 

Meine alte Flamme

Das Gedrückt-halten des rechten Earbud-Knopfs dient übrigens fix dazu, den:die Sprachassistent:in zurate zu ziehen. Der Google Assistant reagiert sogar auf Zuruf. Meine Ex aus dem Hause Amazon ist allerdings nicht mehr in Rufweite, sprich vorinstalliert. Dies irritierte mich anfänglich etwas, zumal ich aufgrund meines gesamt auf Alexa eingestellten Smart Homes einfach dazu neige nach der Amazone zu rufen. Schade, dass die Elite 10 Gen 1 nicht mehr über diese Integration verfügen, aber das muss ich nun einfach so akzeptieren, denn einen Grund konnte ich dafür nicht in Erfahrung bringen.

Was allerdings wieder mit dabei ist, ist die Spotify Tap Funktion. Mit der startet ihr durch einen einzigen Knopfdruck die Musik-App und setzt das Streaming eurer letzten Wiedergabe fort. Nachdem ich kein Spotify Abonnent bin, ist dieses Feature für mich belanglos.

Jabra Elite 10 Gen 1 – Technik, ANC, Akkulaufzeit und sonstige Features

Die Treiber der Elite 10 Gen 1 sind mit ihren 10mm um schlappe 60% größer als die der Elite 5 mit ihren sechs Milimetern. Das merkt man in der Klarheit des Tons und am generellen Klang. Die entsprechende Songqualität bei eurem Streamingdienst vorausgesetzt, werdet ihr definitiv ein besseres Hörerlebnis haben. Ich jedenfalls bin sehr angetan. Und wer gerne noch an einzelnen Frequenzbereichen rumdoktert, darf das in der bereits vorher gelobten Companion App auch tun.

I said maybe…

Das Active Noise Cancelling der Jabra Elite 10 Gen 1 ist wirklich auf einem sehr hohen Niveau. Im Gegensatz zu den Elite 5, die ich zuvor verwendete und die meine ersten ANC-In-Ears waren , konnte ich als Ottonormalnutzer keinen allzu großen Unterschied feststellen. Bei beiden Geräten werden unangenehme Umgebungsgeräusche für meine Bedürfnisse sehr gut herausgefiltert. Lediglich die Filterung von Stimmen in den Öffis oder im Café erschien mir bei den Elite 10 Gen 1 besser zu funktionieren, ebenso wie von Bässen und dumpferen Störgeräuschen. Ob Jabras Advanced ANC also wirklich so viel besser ist, als das Hybride meines Vorgängermodells kann ich nur mit einem ganz klaren ‚vielleicht‘ beantworten

Der Wind, der Wind, das garstige Kind…

…wird mit einer Funktion der Elite 10 Gen 1 abgestraft und quasi auf sein Zimmer geschickt. Die Earbuds verfügen nämlich dank ihrer sechs Mikrofone (gleiche Anzahl, wie die Elite 5 übrigens) nicht nur über sehr gutes ANC und die von Jabra gewohnt großartige Qualität in Telefongesprächen. Das Sixpack kann auch diese nervig-krachenden Windgeräusche unterdrücken. Jede:r die:der schonmal im nicht ganz so lauen Lüftchen mit Headset unterwegs war kennt und hasst dieses Krachen.

Das Feature kommt aber mit einem ordentlichen Caveat daher, denn bei der Wiedergabe meines Podcasts wurden die Windgeräusche zwar relativ zuverlässig gefiltert, allerdings hat sich beim Zuschalten des Wind-Cancellings andauernd eine kurze Pause in meiner Medienwiedergabe ergeben und die Soundqualiät sich geändert, fast so als switchten die Kopfhörer in den Hear-through-Modus. Weil ich das sogar noch nerviger empfand als das Krachen kurzer Luftstöße, hab ich diese Funktion wieder deaktiviert.

Den Kopf verdreht

Die Elite 10 Gen 1 haben eine Dolby Atmos-Zertifizierung. Die Dinger liefern also großartigen Sound, sind für 3D Sound geeignet und verfügen obendrein über Headtracking. So scheint es, als würdet ihr vor einer virtuellen Stereoanlage stehen und je nach Kopfposition der Ton aus anderen Richtungen kommen. Ich habe allerdings auch diese beiden Features nach kurzer Kenntnisnahme, dass sie funktionieren, wieder abgedreht. Meinen Musikgenuss schränkten sie eher ein, als dass sie ihn verbesserten. Der 3D Sound ließ die Songs irgendwie blechern klingen und das Headtracking machte mich total kirre.

Beim Gaming hingegen wäre der Raumklang sicher wiederum sehr geil. Dumm nur, dass ich die Elite 10 Gen 1 nicht mit meiner PS5 pairen kann, aber das ist Sonys Schuld.

Batterie-ality-Check

Es ist ja immer superfein, wenn Hersteller:innen eine ominöse Zahl nennen, wie lange der jeweils verbaute Akku durchhält, aber ist das eine praktische Angabe: Wenn ich euch also jetzt sage, dass der Laufzeit bei abgeschaltetem ANC 36 Stunden beträgt und beim Zuschalten des FIlters insgesamt 27 Stunden, dann nutzt euch das vermutlich relativ wenig. Ihr habt sicher Besseres zu tun, als mit einer Stoppuhr dazustehen und während eurer Nutzung zu prüfen, ob die Elite 10 Gen 1 vielleicht doch 159 Minuten und 13 Sekunden weniger als angegeben, durchhielten.

Mehr habt ihr sicher davon, wenn ich euch sage, dass ich meine Kopfhörer ohne Zwischenladung im Case zwei Tage benutzen konnte, in denen ich einige Telefongespräche führte deren Gesamtdauer ich grob auf 45 Minuten schätze und zusätzlich ein Dutzend Songs und etwa vier Folgen eines jeweils einstündigen Podcasts hören konnte, bevor die Elite 10 Gen 1 nach Saft schrien. Insgesamt hielt der Akku satte zwölf Tage durch, bevor ich auch das Schächtelchen wieder anstöpseln musste.

Natürlich war die Nutzung aber nicht jeden Tag gleich intensiv. Beispielweise verzichtete ich am Wochenende durchaus mal auf Podcasts. In Summe bin ich aber sowohl mit der Ladedauer (von Ende Gelände bis komplett voll waren es ca. 2,5 Stunden) als auch der generellen Batterielaufzeit sehr zufrieden.

Jabra Elite 10 Gen 1 - das Testfazit:

Die Jabra Elite 10 Gen 1 sind hinsichtlich Klang und Tragekomfort über jeden Zweifel erhaben. Der satte Sound bereits in der Standardeinstellung, sowie die Sensorik des Silikons sind beim Tragen durchaus ein Gamechanger für mich. Hier legt Jabra im Vergleich zu den vorher von mir genutzten Elite 5 echt nochmal eine Stufe zu.

Bei der Akkuleistung und dem ANC hingegen spüre ich als Nutzer, der nicht dazu neigt, exakte Statistiken zur Frequenzfilterung zu führen und die genaue Anzahl an Milliampere-Stunden unter kontrollierten Laborbedingungen zu vergleichen recht wenig Unterschied. Diese Metriken empfinde ich als mehr oder minder gleichwertig zu den Elite 5. Die Sound+ App war ebenso vorhin schon großartig und ist es immer noch.

Alle weiteren Features, wie beispielsweise das 3D Audio mit Dolby Atmos Zertifizierung, Headtracking und die verbesserte Windunterdrückung sind alles Features, die mich persönlich kalt lassen.

Jetzt lege ich aber mit knapp 200 Euro für die Jabra Elite 10 Gen 1 derzeit knapp das Doppelte auf den Tisch wie für die Elite 5. Das ist es mir persönlich nicht wert. Für sich allein genommen, sind sie also wirklich sehr gute True Wireless Earbuds mit voluminösem und  Klang und tollem Tragekomfort.

Wer allerdings etwas sparen möchte ist mit den halb so teuren Jabra Elite 5 vermutlich besser beraten.

Wertung: 9.1 Pixel

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