Kirby und der Regenbogenpinsel (Wii U) im Test
Nintendo hat noch einiges im Ärmel und dazu zählt auch der gute alte Kirby. Mit Kirby und der Regenbogenpinsel machen die EntwicklerInnen fast alles richtig, da euch von der ersten Minute an zuckersüße Umgebungen und abwechslungsreiche Geschicklichkeitspassagen erwarten. Mehr lest in ihr in diesem Testbericht.
Ein Blick auf Kirby und der Regenbogenpinsel genügt und ihr wisst, worauf ihr euch einlasst. Kirby und Konsorten sind vollkommen aus Knetmasse gefertigt (da lassen The Neverhood und Skull Monkeys auf PSone schön grüßen), auch die Steuerung ist mal etwas völlig Anderes als das, was ihr gewohnt seid. Ausnahme hierbei ist das Nintendo DS-Game Kirby: Power-Malpinsel, welches sich ebenfalls auf den Touchscreen als Eingabegerät verließ.
Kugelnd die Welt retten
Der knallpinke Held rollt in Kirby und der Regenbogenpinsel gemütlich seines Weges, als plötzlich der Welt die Farbe entzogen wird. Tonia und ihre fiesen Hände, fast schon wie Meisterhand und Crazy Hand in Super Smash Bros. Wii U, haben es auf die bunten Farben abgesehen. Allerdings kann ihnen ein weiblicher Pinsel (verzeiht: eine Malerin namens Eline) entkommen und gemeinsam mit Kirby und Waddle Dee gilt es nun, die Welt Stück für Stück zurückzuerobern. Erst später erfährt ihr, dass Tonia und Eline einst gemeinsam herrschten, bevor bei Tonia plötzlich eine Schraube locker wurde…
In Kirby und der Regenbogenpinsel können die SpielerInnen dem kugelrunden Helden bei seinen Abenteuern buchstäblich den Stylus reichen: Durch einfaches Tippen mit dem Touchpen auf dem Touchscreen des Wii U-GamePads etwa lassen sich regenbogenfarbene Knet-Stränge erzeugen, an denen Kirby sich entlangbewegen kann. Die Regenbogenfäden halten genau vier Sekunden, bevor sie sich langsam auflösen – ihr solltet also zumindest rudimentär planen. Ihr könnt spielen, wie ihr mögt: Viele kurze Striche oder eine lange Spirale, Kirby rollt an allem entlang, ungeachtet jeder physikalischen Gesetzgebung.
Der Spaß hat allerdings Grenzen – links oben seht ihr die Füllung eures Regenbogenpinsels. Dieser füllt sich aber rasch wieder auf. Sofern ihr nicht in einen Zeichenausbruch geratet, ist es simpel, Kirby durch Kirby und der Regenbogenpinsel zu navigieren. Ihr habt noch mehr Optionen, euren rosa Knetball zu steuern: Ein leichtes Antippen wiederum veranlasst Kirby, Gegner zu attackieren oder Barrikaden zu durchbrechen. Habt ihr 100 Sterne gesammelt, bekommen die Protagonisten eine blaue Aura. Haltet ihr mit dem Stylus etwa eineinhalb Sekunden auf den Helden, bekommt dieser einen Superangriff!
Defensiv malen, offensiv tippen
Waddle Dee durchschlägt mit seinem Speer dann auch Eisenwürfel, wohingegen Kirby zu einer Monstrosität wird und alles niedermäht, was nicht niet- und nagelfest ist. Ihr habt hierbei völlig freie Hand, wie ihr ans Ziel kommt. Auch eine Zeitbegrenzung gibt es in Kirby und der Regenbogenpinsel nicht. Manche Passagen erfordern zwar schnelle Reaktionen, aber grundsätzlich könnt ihr schalten und walten, wie ihr wollt – und Leben lassen sich in den ersten Levels anhäufen.
Falls ihr einmal das GamePad zur Seite legt, kann es vorkommen, dass euch Kirby und der Regenbogenpinsel einen hilfreichen Tipp anzeigt. In einem Unterwasserlevel beispielsweise erklärt euch das Game genau, wie ihr euch zu verhalten habt, damit ihr euch etwa aus einer Strömung befreien könnt. Doch das bedeutet nicht, dass Kirby und der Regenbogenpinsel ein reines Kinderspiel ist: Gerade nach drei bis vier Welten zeigt das Spiel, dass es auch anders kann und fordert euch schon manches Mal mehr, als euch lieb ist.
Wollt ihr nämlich alle optionalen Inhalte und alle Goodies freischalten, müsst ihr die fünf Truhen, die in jeder Stage versteckt sind, erreichen. Oft gestaltet sich dies aber als knifflig und bietet somit auch erfahreneren SpielerInnen durchaus eine Herausforderung. Es ist ziemlich erfüllend, als Kirbys Führer und Beschützer zugleich zu spielen. Ihr könnt bereits gezeichnete Striche mit einem anderen wieder vernichten, was in stressigen Situationen auch unabsichtlich passiert. Der rosarote Pummel benötigt euch und euren Stylus jederzeit, was sich vor allem in den Unterwasser- und Feuerwelten niederschlägt.
Ihr rollt nie allein
Mal müsst ihr vorausdenken, mal müsst ihr Torpedos mit den selben Regenbogenpinselstrichen leiten, mit denen ihr auch Kirby lenkt. Wie man es von Nintendo-Spielen gewohnt ist, lässt sich Kirby und der Regenbogenpinsel immer wieder etwas Neues einfallen, ohne die alten Mechaniken endlos zu wiederholen. Damit nicht genug, der Titel gibt euch auch die Möglichkeit, mit bis zu drei MitspielerInnen sämtliche Welten in Angriff zu nehmen. Ein unkompliziertes Drop-In-Drop-Out-Verfahren (mit der Plus-Taste spielt ihr mit, mit der Minus-Taste geht ihr wieder) ermöglicht es euch zu jeder Zeit, einfach mitzuspielen und genauso simpel das Spiel wieder zu verlassen.
Die Waddle Dees (Spieler zwei bis vier) werden nicht über das GamePad, sondern über die gute alte WiiMote gesteuert. Diese muss quer gehalten werden und ihr könnt mit den Richtungstasten wie in einem Jump’n’Run herumhopsen. Taste 1 ist der Speerangriff und Taste 2 ist für den Mehrfachsprung zuständig. Allerdings ist beim Mehrspielermodus nicht alles eitel Wonne, da die Regenbogenstränge von Kirby den Waddle Dee-MitspielerInnen nur allzu oft zum Verhängnis werden.
Kirby und das Technikwunder
Optisch macht Kirby und der Regenbogenpinsel alles richtig. Die EntwicklerInnen haben es geschafft, mit dem Knetmasse-Look ein einzigartiges und farbenfrohes Ambiente zu zaubern, ohne dass es jemals langweilig oder billig wirkt. Damit nicht genug, man merkt einfach, dass die First-Party Wii U-Games aus dem Hause Nintendo in voller 1080p-Auflösung mit 60 Bildern pro Sekunde über den Bildschirm flimmern. Da gibt es kein Ruckeln, keine Polygonfehler, Kirby und der Regenbogenpinsel ist so ein Titel, der einfach funktioniert.
Damit das Spiel aber richtig klasse wirkt, darf natürlich die Sounduntermalung nicht fehlen. Es hat schon einen Grund, warum auch in diesem Titel ein eigenes Musikzimmer zu finden ist: Hier ist für alle etwas dabei. Ob gemütlich, psychedelisch oder aufmunternd und leicht anfeuernd, aus euren Lautsprechern schallen Tunes mit Ohrwurmqualitäten ohne Unterlass. Es ist unglaublich, wie das Spiel süß und düster zugleich wirken kann. Und die großartige Akustik trägt hierzu ihren Teil bei.
Kirby und der Regenbogenpinsel: Eine Urgewalt
Sei es, wie es sei: Kirby und der Regenbogenpinsel ist ein spaßiges Game, das sich Nintendo-Fans nicht entgehen lassen sollten. Ob allein oder zu mehrt, mit diesem Titel könnt ihr nichts falsch machen. Einzig und allein die Länge des Spiels (nach wenigen Stunden habt ihr die Story durch) könnte ein Kritikpunkt sein, doch es ist letzten Endes ein Kirby-Ableger, bei dem es um Anderes geht als um eine 40-Stunden-Storyline.
Ja, Jump’n’Run-VeteranInnen wie ich können durch das Stylus-lastige Spielprinzip durchaus aus dem Konzept gebracht werden. Es hat zugegebenermaßen eine Weile gedauert, bis ich mit dem Zeichnen klar kam, doch die Eingewöhnungsphase hat sich gelohnt. Kirby und der Regenbogenpinsel ist so ein Titel, bei dem ihr genau zehn Minuten braucht, bevor ihr eine Entscheidung treffen könnt. AnhängerInnen von Kirby und ZockerInnen auf der Suche nach dem nächsten MehrspielerInnen-Titel müssen nicht länger warten: Für euch wartet Kirby und der Regenbogenpinsel bereits in eurem Warenkorb. Ihr werdet es nicht bereuen.