Lego Marvel Super Heroes 2 im Test – Lost in Time
Lego Marvel Super Heroes war eines der ersten Spiele, dass ich auf der PS4 gespielt habe, und das einzige Lego-Spiel, welches ich auf 100% durchgespielt habe. Ein praller Katalog an bekannten Marvel HeldInnen und eine spannende offene Welt vollgestopft mit Nebenmissionen wussten mich spielerisch zu überzeugen. Da kann auch ein zweiter Teil nicht so schlecht sein, dachte ich mir, und stürzte mich mit hohen Erwartungen ins Review von Lego Marvel Super Heroes 2. Ob der Nachfolger in die großen Fußstapfen des ersten Teils treten kann, lest ihr hier.
Handlung
Die Handlung von Lego Marvel Super Heroes 2 orientiert sich grob an der Marvel-Comicvorlage Secret Wars. Anstelle des Schurken Dr. Doom tritt darin Kang der Eroberer auf, um mithilfe des Timestones alle bekannten Welten zu erobern. Durch die Verzerrung von Zeit und Raum ist es Kang gelungen, bekannte Welten des Marvel-Universums zu einer einzigen kunterbunten Welt namens Chronopolis zusammen zu schweißen. Inmitten dieses utopischen Sammelsuriums thront Kang in seiner Zitadelle, um über Chronopolis zu herrschen. Klare Sache, dass sich SuperheldInnen aller Welten und Epochen zusammenschlagen, um der chaotischen Herrschaft ein Ende zu bereiten. Da trifft schon mal Spider-Man auf seine anachronistischen Alter Egos Spider-Man 2099 und Spider-Man Noir.
Charaktere
Ehrensache, dass es in Lego Marvel Super Heroes 2 nochmal deutlich mehr spielbare Charaktere zu Steuern gibt, als in bisherigen Lego-Spielen. Bereits nach einigen Spielminuten wird jedoch klar, dass hier ganz entschiedene Figuren aus der Comic-Vorlage fehlen. Die X-Men, die Fantastischen Vier und andere Figuren, die dem Disney-Marvel-Konzern juristisch nicht in vollem Umfang zur Verfügung stehen, wurden schlichtweg aus der Handlung rausgestrichen.
Dabei dürfte Marvel ohne Weiteres Videospiele mit diesen beliebten Charakteren produzieren,. Fox hält lediglich die Verfilmungsrechte an besagten HeldInnen-Crews. Marvels neuer Brötchengeber Disney dachte sich aber wohl: Warum noch unnötig Werbung für Marken machen, die nicht im hauseigenen Marvel Cinematic Universe zu Geld gemacht werden können? Unter dieser Ansicht musste auch schon der Roster des durchwachsenen Marvel vs. Capcom: Infinite leiden.
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Folglich sind viele der Figuren in Lego Marvel Super Heroes 2 optisch aus dem MCU entlehnt. Die Guardians of the Galaxy, Spider-Man und Ant-Man gleichen ihren Live-Action Vorlagen aufs Haar, während andere wie Baron Zemo und Ulysses Klaw in ihren traditionellen Comic-Kostümen auftanzen. Ein skurriler Mix, der vor allem im Zusammenspiel mit den Alternate-Reality Kostümen eher schlecht als recht funktioniert.
Gameplay
Falco würde das Gameplay eines Lego-Spiels wie folgt kommentieren: Was soll ich denn noch sagen? Es ist doch alles schon gesagt! Und tatsächlich weicht auch Lego Marvel Super Heroes 2 keinen Millimeter von der bewährten Lego-Formel ab. Schlauchförmige Levels mit unsichtbaren Wänden treffen auf einfältiges Button-Mash-Gameplay und Puzzle-Rätsel. Die Spezialfähigkeiten der Lego-Figuren müssen an passender Stelle gezielt zum Einsatz gebracht werden, um im Spiel voranzukommen.
Zu allem Überdruss wurde die schwammige Steuerung bisheriger Serienteile auch noch verschlimm-bessert. Fliegen geht deutlich schwerer von der Hand als in frühere Serienteilen. Mitverantwortlich dafür ist nicht zuletzt auch eine störrische Kamera, die teilweise mehr als unmutig dem explosiven Geschehen folgt.
Grafik
Erstmals in einem Lego-Spiel wurde die Engine nur für Current-Gen Konsolen optimiert. Ältere Konsolen wie die PS3 und Xbox 360 werden nicht mehr unterstützt. Das schlägt sich in deutlich schärferen Texturen und detaillierteren Charakter-Modellen nieder. Tiefenunschärfe- und aufwändige Partikeleffekte unterstreichen den Anspruch auf moderne Präsentation zusätzlich. Leider wird dadurch besonders in der offenen Welt die Performance arg in Mitleidenschaft gezogen. Während frühere Lego-Spiele die Rechenkraft moderner Konsolen kaum fordern konnten, stößt Lego Marvel Super Heroes 2 bereits hart an die Grenzen der Hardware. Framerate-Einbrüche, Pop-In Effekte und Screen-Tearing sind die Folge, was sich negativ auf das Spielerlebnis auswirkt.
Multiplayer
Erstmals in einem Lego-Spiel können bis zu vier SpielerInnen sich in eine Battle-Mode und eigens dafür vorhandenen Arenen gegenseitig in Team-Kämpfen vermöbeln. Das macht zwar angesichts des recht eintönigen Kampfsystems nicht wirklich viel Spaß, und hat auch mit „kompetitivem“ Gameplay wenig zu tun, aber es ist immerhin mal etwas Neues. Alternativ könnt ihr natürlich auch wieder zu Zweit im lokalen Split-Screen-Mode losziehen, um die Story-Missionen gemeinsam zu lösen, oder die freie Welt zu erkunden.
Fazit zu Lego Marvel Super Heroes 2
Die Lego-Kuh wird weiterhin gemolken
Lego Marvel Super Heroes 2 will das Vermächtnis des ersten Teils mit einer fantastischen Comic-Handlung ehren, und scheitert an technischen Mängeln und bürokratischen Hürden. Unverzeihlich ist aus meiner Sicht die Abwesenheit der X-Men und Fantastic Four. Marvel könnte diese Figuren in Spielen ohne Weiteres verwenden, und überlässt Fox das Feld einfach kampflos. Das ist beschämend, und ein Schlag ins Gesicht aller echten Marvel-Fans!
Dazu kommt, dass Travellers Tales Games einfach weiterhin die Lego-Kuh melkt, ohne je ernsthafte Gameplay-Verbesserungen aufzutischen. Da hilft auch die auf Current-Gen Konsolen angepasste Grafik, und der 4-Player Battle-Mode nichts. Schade um eine Spieleserie, die ihren Zenit deutlich überschritten hat.