LG Nexus 5X im Test
Das pure Android-Erlebnis wird uns mit den Google Nexus-Geräten versprochen, und wie schon der Vorgänger wird auch das Nexus 5X von LG produziert. Ob das Nexus 5X die Lorbeeren tatsächlich verdient, habe ich mir in den letzten Wochen angesehen!
Schlicht und doch edel
Gleich beim Auspacken wird schnell klar, auf welche Werte man sich beim Nexus 5X konzentriert hat. Wenn ihr das Gerät in der Hand haltet, merkt ihr sofort, dass hier viel Mühe und Kleinarbeit in das Design geflossen ist. Die Kanten des Vorgängermodells sind verschwunden, und trotz seiner respektablen Bildschirmgröße von 5,2 Zoll (13,2 cm) liegt das Nexus 5X sehr gut in der Hand. Dafür sind die erstaunlich geringen Abmessungen (147 x 72,6 x 7,9 mm) verantwortlich.
Hierbei hilft die Kunststoffoberfläche auf der Rückseite kräftig mit, die sich leicht gummiert anfühlt und so verhindert, dass euch das Gerät jemals davonflutscht. Bei den Ports und seitlich angebrachten Tasten wurde ebenfalls auf Simplizität Wert gelegt: Links habt ihr den Slot für die nanoSIM-Karte, unten erwarten euch der 3,5 mm-Klinkenanschluss sowie die USB-C-Buchse, und rechts findet ihr die Standbytaste sowie den Lautstärkeregler. Das 136 Gramm leichte Smartphone prahlt also nicht, sondern ist einfach da und strahlt Einfachheit aus.
Ganz in Schwarz gehalten wirkt das Nexus 5X äußerst unauffällig, was durchaus ein Kaufgrund sein kann, denn nicht alle wollen mit ihrem Gerät auffallen, wenn man es benutzt. Auf der Rückseite sind noch der Fingerabdrucksensor, ein Dual-Blitz sowie die 12,3 MP-Kamera samt minimalem Gehäusehöcker verbaut. Der Ersteindruck des Nexus 5X ist sehr hochwertig, selbst wenn es „nur“ aus Kunststoff und Corning Gorilla Glass 3 besteht. Es liegt gut in der Hand und macht optisch was her – noch wichtiger ist jedoch, wie es sich im Alltag schlägt!
Zwei Wochen mit dem Nexus 5X
Nach dem ersten Einschalten und der kurz gehaltenen Anmelde- und Einrichtroutine erwartet euch beim Nexus 5X … nichts. Ganz anders als bei anderen Herstellern ist der eine Homescreen aufgeräumt und versucht nicht, euch eine Eigenkreation von diversen Apps unterzujubeln. Es kommt mit gerade mal 29 Apps daher – andere Geräte haben glatt doppelt so viele vorinstalliert! Nein, bei diesem Smartphone ist alles so, wie es sich Google und die Android-EntwicklerInnen vorgestellt haben.
Die Bedienung des User Interfaces ist daher einwandfrei, läuft hervorragend schnell und macht einfach Laune. Es kann also gut sein, dass ihr auf dem Nexus 5X problemlos mit zwei Screens auskommt, und der erste Screen ist – falls ihr es aktiviert – das gute alte Google Now. Der Fingerabdrucksensor namens Nexus Imprint erledigt seinen Job unaufgeregt und schnell, nach einer kurzen Lernphase könnt ihr euch schon hundertprozentig darauf verlassen. (Pro-Tipp: Registriert beide Zeigefinger für den Fall, dass ihr mal eure dominante Hand nicht frei haben solltet.)
Die Kamera bietet mit der 12,3 MP-Auflösung und dem Laserautofokus schon ordentlich Hardware, auch die Software vermiest die Bilder nicht, wie wir schon bei Konkurrenzgeräten bemerken mussten. Alles in allem sind die Nexus 5X-Bilder gestochen scharf und lassen bei guten Lichtverhältnissen keine Körnung zu. Selbst bei Dämmerungsstimmung kann das Gerät teils sehr gut mit der Oberklasse mithalten, allerdings kommt es dann oft zu Bildrauschen. Das Nexus 5X erledigt jede Aufgabe flott und ohne Ruckeln, nur bei Spielen wird die Rückseite teils sehr warm, was zu kaum bemerkbaren Einbrüchen bei der Prozessorleistung führt.
Was das Nexus zum Nexus macht
Der Akku bietet Strom für den ganzen Tag, und dank Schnellladefunktion könnt ihr nach gerade mal zehn Minuten Ladezeit das Nexus 5X schon wieder bis zu vier Stunden lang nutzen. Ebenso mit von der Partie ist das Smart Lock-Feature, wo ihr bestimmen könnt, unter welchen Umständen das Nexus 5X entsperrt wird oder entsperrt bleibt. Dazu gehören etwa vertrauenswürdige Geräte, die nur in der Nähe sein müssen, damit euer Smartphone entsperrt bleibt.
Ebenso habt ihr die Option, einen vertrauenswürdigen Ort (Stichwort: „Zuhause“) einzurichten, dass, wenn ihr euch dort befindet und das Gerät entsperrt, ihr es nicht mehr erneut entsperren müsst. Darüber hinaus dürft ihr noch euer Gesicht oder eure Stimme verwenden, und die Trageerkennung wird auch von Tag zu Tag besser. Trusted Face und Trusted Voice können bei manchen SkeptikerInnen schon für Gesprächsstoff sorgen ob der Datensammelwut von Google, im Alltag funktioniert das Feature aber einwandfrei und bietet euch sämtliche Möglichkeiten an. Ihr müsst ja schließlich nicht alle nutzen.
Ein wenig versteckt und kaum beworben, aber dennoch vorhanden ist das Schnellstartfeature der Kamera. Wenn ihr nämlich den Ein/Aus-Taster zwei Mal schnell in Folge drückt, vibriert das Nexus 5X als Zeichen der erkannten Eingabe und startet sofort die Kamera-App. In weniger als einer Sekunde ist die Kamera einsatzbereit und ihr könnt schon losfotografieren – perfekt, wenn es schnell gehen muss. Dank USB-C könnt ihr mit dem Gerät auch andere Geräte aufladen – genau durch solche durchdachten Details kann sich das Nexus 5X wahrlich auszeichnen.
Auf sicheren Pfaden und Wegen
Im Android-Lager muss man sich schon fast ein wenig vorsehen, denn die generelle Sicherheit und die Update-Politik mancher Hersteller lässt extrem zu wünschen übrig. In einem traurigen Rhythmus werden immer wieder schwere Bugs bekannt, und Geräte, die auf einer älteren Android-Version bleiben müssen, sind auf ewig dazu verdammt, für diese Angriffe anfällig zu bleiben. Das ist mitunter einer der größten Gründe für ein Nexus-Gerät, denn LG und Google versorgen das Nexus 5X für drei Jahre mit Sicherheitsupdates.
Damit aber nicht genug: Standardmäßig ist das Smartphone komplett verschlüsselt, will heißen, wenn der Speicher in die Hände von jemand anderem fallen sollte, kann er oder sie ohne die Entschlüsselungscodes nichts damit anfangen. Dieses Feature ist zwar in Android schon länger enthalten, doch viele Geräte (gerade im Low-End- und Mittelklasse-Bereich) nutzen die Verschlüsselung nicht, da der Prozessor dadurch belastet wird. Dass das Nexus 5X aber dennoch unerschütterlich durch eure Aufgaben braust, zeigt, wie potent dieses Gerät in Wahrheit ist.
Der Fingerabdrucksensor Nexus Imprint ist, wie vorhin schon angesprochen, extrem sicher und in meinem wochenlangen Test kam es kein einziges Mal vor, dass der Sensor mich nicht erkannte. Dabei waren Temperatur, Fingerbeschaffenheit oder Lage völlig egal – so muss ein verlässliches Feature aussehen. Hardcore-Modder haben übrigens nach wie vor die Möglichkeit, Sideloading zu betreiben: Dies muss allerdings über den PC geschehen, da es im Nexus 5X keine Möglichkeit gibt, eine SD-Karte jedweder Größe zu verwenden. Wenn ihr euch also für eine 16- oder 32-GB-Variante entscheidet, ist das auch so – mehr gibt’s nicht. Bei der getesteten 16 GB-Version sind übrigens 10,67 GB nutzbar, also sollten bei 32 GB Speicher knapp 27 GB sein.
Die technischen Daten
Das LG Nexus 5X kommt mit Android 6.0 Marshmallow und somit mit allen Funktionen zu euch, die Android als Plattform gerade zu bieten hat. Das macht das Gerät zukunftssicher, doch auch der mit 1,8 GHz getaktete Sechskernprozessor wird noch lange und tadellos laufen (abgesehen von der bereits angesprochenen Wärmeentwicklung). Das Display mit 5,2 Zoll Bildschirmdiagonale löst mit 1920×1080 Bildpunkten auf, und die 12,3 Megapixel-Kamera auf der Rückseite wird von einer 5 Megapixel-Kamera an der Frontseite begleitet.
Der Sechskernprozessor hat zwei Performance-Kerne und vier Stromsparkerne, die natürlich je nach Last unterschiedlich viel Strom und somit Akku verbrauchen. Das Nexus 5X verteilt die Aufgaben sehr klug und stellt somit sicher, dass auch hartgesottene UserInnen am Ende des Tages noch ein wenig Ladung zur Verfügung haben. Die Grafikeinheit auf diesem Prozessor ist eine Adreno 418-GPU, die zwar leistungstechnisch ebenfalls in der Oberklasse mitspielt, aber natürlich auch für die Hitzeentwicklung bei Games mitverantwortlich ist.
Das Nexus 5X ist grundsätzlich in drei Farben erhältlich: Weiß, Schwarz und einer Blauschattierung, die man am Besten als gedämpftes Türkis beschreiben kann. Google selbst nennt die Farben übrigens Anthrazit, Quarz oder Eisblau. Über den Google Store könnt ihr ein Nexus 5X erstehen, 429 Euro kosten die 16 GB-Varianten, für 32 GB legt ihr 479 Euro auf den Tisch. Diese Preise fallen in Aktionen auf ca. 349 Euro respektive 399 Euro. Für das Allroundtalent sind diese Zahlen wirklich fair, das Preis-Leistungs-Verhältnis ist hervorragend und so wird euch das Nexus 5X auch in Zukunft noch eine Menge Spaß machen.
Eine Sünde wert: Das Nexus 5X
Für Hardcore-NutzerInnen ist das Nexus 5X wahrlich kein verlockendes Angebot: Keine zweite SIM-Karte einlegbar, keine Möglichkeit, eine SD-Karte zu verwenden, kein eigener Kamera-Shutter-Button, und bei Games wird das Smartphone auch noch relativ schnell relativ warm. Die Hitze sorgt dafür, dass der Prozessor unter Volllast dann sogar einige Prozente seiner Leistung verliert, bis die Kühlung wieder gewährleistet ist – ein Drama für Benchmark-Fans! Doch wenn wir einmal die Blase dieser zwei Prozent aller NutzerInnen verlassen, zeichnet sich ein ganz anderes Bild.
Mit dem Nexus 5X bekommt ihr ein grandioses Gesamtpaket ins Haus, das auf dem Markt nach wie vor seinesgleichen sucht. Eine gute Kamera, ein makelloser Fingerabdruckscanner, ein tolles Display, ein rutschfestes und edles Gehäuse, Performance bis zum Abwinken und darüber hinaus noch Android-Updates in den nächsten drei Jahren samt Sicherheit und neuen Features: So etwas bekommt ihr nirgendwo sonst in der Android-Welt. Und wenn ihr dann eine Aktion abstaubt und das 32 GB-Gerät um 399 Euro erstehen könnt, was kann man am Nexus 5X eigentlich nicht mögen? Für den Preis lässt sich so viel Leistung erhalten, wie ihr erst gar nicht benötigt.
Dadurch, dass das LG Nexus 5X “naturbelassen” ist, gibt es keine redundanten Apps, die den selben Zweck erfüllen. Der Skin sorgt für ein optimales Erlebnis, da er nicht mit sinnlosen Add-ons und Verschlimmbesserungen zugetackert ist. Die Einfachheit der Benutzung, die für die normalen NutzerInnen so wichtig ist, wird beim Nexus 5X ganz groß geschrieben. Das Gerät ist ein treuer Partner, unkompliziert, ausdauernd, und immer da, wenn ihr ihn braucht. Sobald ihr ein Nexus-Gerät ausprobiert habt, werdet ihr euch wundern, warum ihr jemals ein anderes wolltet. Genau so muss ein Android-Smartphone aussehen und funktionieren!