Mortal Kombat XL (PS4) im Test

von postbrawler 09.03.2016

Netherrealms Antwort auf den überschaubaren Roster von Street Fighter V folgt auf dem Fuß, und in Form eines als Vollpreistitel geschnürten Komplett-Bundles von Mortal Kombat X, das auf den bezeichnenden Namen Mortal Kombat XL hört. Alles, was wir bereits im Hauptspiel getestet und für gut befunden haben, einschließlich der cineastischen Kampagne ist wieder mit an Bord, und darüber hinaus alle bisher erschienenen DLCs und Konsolen-Exclusives, die man sich nur wünschen kann. Ob das Ganze auch Spaß macht, und ob sich die Anschaffung lohnt, lest ihr in meinem Review.
Mortal Kombat XL

Facts

  • Genre: Beat’em up
  • System: PS4, Xbox One, PC
  • Entwickler: Netherrealm Studios
  • Vertrieb: Warner Bros Interactive

Ankündigung vs. Endprodukt

Ist es euch auch so ergangen? Als der erste Trailer zu Mortal Kombat X erschien, sorgte die Kampfszene zwischen Scorpion und Subzero im verschneiten Wald für jede Menge Bewunderung, aber auch Skepsis. Klar, es ist die Unreal-Engine, und es erscheint für Next-Gen Konsolen, aber das Gezeigte erweckte schon arg den Anschein eines vorgerenderten CGI-Machwerks. Natürlich stellte sich anschließend heraus, dass das fertige Spiel bei weiten nicht so gut aussah, wie man uns anfangs glauben machen wollte. Verwaschene Texturen, wie aus Papier ausgeschnittene Haare und etwas hölzern wirkende ProtagonistInnen machten vor allem den ansonsten sehr gelungenen Story-Modus zu schaffen. Soviel vorweg: das ist auch in MKXL so. Der Story-Modus gleicht dem des Hauptspiels wie ein Ei dem anderen. Weder wurde an den Texturen geschraubt, noch Gast-Auftritte der neu hinzugekommenen KämpferInnen hineingeschnitten. Das ist schade, denn ich habe den Story-Modus in Mortal Kombat X trotz aller technischen Mängel sehr gerne gespielt, und in neuen Handlungssträngen, oder einem kleinen Facelifting einen echten Wiederspielwert gefunden. Stattdessen muss ich mich wohl mit den üblichen Spielmodi wie Türmen, Einzel- Versus oder Online-Kämpfen durchschlagen, um die Neuerungen in Augenschein zu nehmen.

Mortal Kombat XL

Alles beim Alten

Gleich nach dem Einlegen der Disc sticht ins Auge, dass einige Spielmodi, sowie alle neuen Charaktere zuerst einmal freigespielt werden wollen. Ich wundere mich noch über diese Design-Entscheidung, während ich mich mit dem vierarmigen Goro durch den ersten Turm schnetzle, nur um dann noch verwunderter festzustellen, dass diese 10-Minuten-Herausforderung schon gereicht haben dürfte – denn nun habe ich vollen Zugriff auf stolze 33 Charaktere, alle Spielmodi und die neue Stage, die MK-Veteranen bereits kennen: The Pit! Wieso diese Auswahl nicht von Anfang an zur Verfügung steht, und warum dann nach 10 halbherzigen Minuten doch alles freigespielt ist, verstehe ich nicht. Da muss wohl die Marketingabteilung bei Warner ein Wörtchen mitzureden gehabt haben.

Lästig ist obendrein, dass man alle freigespielten Kostüme, Fatalities und Extras aus der Krypta, die man in MKX bereits mühselig erspielt hat, nicht importieren kann, sondern in MKXL nochmal von vorne beginnen muss. Das ist zwar angesichts der ohnehin von Anfang an verfügbaren Skins eher eine Fleißaufgabe, trotzdem wünsche ich mir an dieser Stelle MKXL wäre einfach als Add-on zum Hauptspiel erschienen. Nach dieser kurzen Bestandsaufnahme mache ich mich also an die angenehme Aufgabe des Testens: Neuerungen ausprobieren. Da wären zum einen neun zusätzliche Charaktere zu nennen, die es im Hauptspiel nur als DLC gab.

Die Neuen im Bunde

Aus der Alien vs Predator-Franchise stoßen die namengebenden Außerirdischen dazu, die – wie ich finde – den Roster von Mortal Kombat hervorragend ergänzen. Der säurespuckende Xenomorphe setzt sich vorwiegend mit seinem stachelbewährten Schwanz zur Wehr, während sich der jägerische Predator tarnen, und auf seine Laserkanone zurückgreifen kann. Auch aus der Rubrik Film und Fernsehen sind die beiden Horrorgestalten Jason und Leatherface entliehen. Ersterer sticht vor allem durch seine Hockeymaske ins Auge, während der clownartige Killer aus Texas Chainsaw Massacre auf eine überdimensionale Kettensäge zurückgreift. Leider ist Freddy Krüger nicht mehr dabei, die drei hätten ein super Tag-Team abgegeben. Am anderen Ende des Charakterauswahlmenüs befinden sich Einträge für Bo Rai Cho, einen furzenden, rülpsenden Trunkenbold, der den Spaßfaktor hebt, sowie die etwas farblose Tanja aus Mortal Kombat 4. Der vierarmige Shokan Goro, der felsige Ninja Tremor und Triborg – eine Mischung aus den altbekannten Cyborg-Ninjas runden das Paket ab. Diese Charaktere haben freilich keine zusätzlichen Kostüme spendiert bekommen, lediglich über die drei Spielweisen, in denen jede KämpferIn eingeteilt werden kann, ergeben sich marginale optische Unterschiede. Am ehesten lasse ich noch die drei Spielweisen von Triborg als echte Vielfalt gelten, denn der lässt sich als Cyrax, Sektor oder Smoke spielen.

Bei den besagten Kostümen liefert MKXL das Apocalypse-, das Brasil-und das Cold-War-Pack mit aus, sowie meinen persönlichen Favoriten, das Klassic-Pack mit allen Kostümen aus den ersten drei Mortal-Kombat spielen. Beim Kampf zwischen der klassischen Sonja und dem klassischen Kano musste ich mir beinahe ein paar Nostalgie-Tränen verkneifen. Eher albern hingegen sieht das brasilianische Kickerdress des Brasil-Packs aus, in dem ich mir eher eine Laura in Street Fighter V als einen Johnny Cage vorstellen könnte.

Im Westen nichts Neues

Soweit zur Kosmetik, die Frage ist jedoch: hat sich spielerisch auch was getan? Ein bisschen zumindest! Neben der Pit-Stage aus dem zweiten Mortal Kombat inklusive brennendem Fackelmännchen im Hintergrund (die VeteranInnen unter dem Namen „Blaze“ kennen) feiern auch die beliebten Stage-Fatalities ein Comeback. In der Fallgrube haben sich dann auch gleich die EntwicklerInnen mit abgetrennten Köpfen und Leichenteilen verewigt, was ich eine witzige Idee finde, und zugleich unterstreicht: Auch dieser Teil von Mortal Kombat ist nichts für Kinder!

Fazit:

Ich kannte Mortal Kombat X schon, und habe mir von XL nicht mehr und nicht weniger, als ein Uprgade um bestehende DLC-Inhalte erwartet. Sogesehen kann ich das Spiel aufgrund seines ausgereiften Gameplays, seiner mitreißenden Kampagne und seines Umfanges jeder hartgesottenen PrügelspielerInnen empfehlen. KennerInnen oder BesitzerInnen von Mortal Kombat X seien aber gewarnt. Es handelt sich bei Mortal Kombat XL weder um eine Remastered-Version, noch um einen Nachfolger, sondern lediglich um eine Kompilation aller bisherigen Inhalte. Die Anschaffung lohnt sich also nur für SpielerInnen, die den zehnten Teil der Serie noch nicht ihr Eigen nennen.

Wertung: 8 Pixel

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