Mugen Souls Z (PS3) im Test
Ausgeflippt, schräg, durchgeknallt: Mugen Souls Z schickt sich an, die Leidenschaften von Fans der japanischen RPG-Szene anzusprechen. Ob dieser Animemix euch gefallen kann? Lest meine Eindrücke hier in diesem Test!
Gefüllt bis obenhin
Mugen Souls Z präsentiert sich früh als ein Game für eine ganz spezielle Zielgruppe. Mit den überzeichneten Charakteren, einem relativ tief greifenden RPG-System und animetypischen Dialogen macht es Mugen Souls Z EinsteigerInnen etwas schwer, sich in die Materie einzufinden.
Wie schon im Vorgänger Mugen Souls aus dem Jahre 2012 seid ihr mit Lady Chou-Chou, der „unangefochtenen Göttin“ der sieben Welten, unterwegs. Naturgemäß will sie ihr Reich erweitern, strebt nun danach, noch mehr Welten zu unterjochen und landet daher auf einem eher unbedeutenden Planeten. Dort trefft ihr auf die Heldin in Ausbildung (Level 1) und Schatzjägerin Nao, die sich gerade daranmacht, einen Schatz zu bergen. Allerdings findet sie keinen Schatz, sondern einen Sarg, in dem eine weitere Göttin schlummert und diese aufgrund der Ereignisse erwacht. Ein kurzes Schwätzchen später haben sich alle miteinander bekannt gemacht, und der Plot nimmt an Fahrt auf.
Anime auf Steroiden
Mugen Souls Z hat eine nicht allzu üble Storyline spendiert bekommen, allerdings ist es für Neulinge geradezu anstrengend, dem Verlauf zu folgen. Zu eindimensional sind die Charaktere, zu überzeichnet sind die Gefühle – wenn ihr also Animestreifen und die Dialoge nicht gewohnt seid, kann das zu einem Kulturschock führen: Leicht bekleidete Damen schwatzen über nichtssagende Dinge, wohingegen die Männer der Schöpfung immer ein bisschen langsam und einfältig sind – wie könnten sie sich bei diesen Outfits auch konzentrieren?
Abseits der Geschichte und Präsentation wartet Mugen Souls Z mit einem Kampfsystem auf, das dem von Breath of Fire V nicht unähnlich ist. Die Kämpfe laufen grundsätzlich rundenbasiert ab, allerdings habt ihr während der Züge die Möglichkeit, euch innerhalb eines Gebiets frei zu bewegen und diverse Angriffsvarianten zu starten. Für die erste halbe Stunde ist es einfach und spaßig, die Kämpfe zu bestreiten, obwohl das Spiel auf ein richtiges Tutorial verzichtet.
Knifflig, aber vielseitig
Allerdings habt ihr schon nach etwa ein bis eineinhalb Stunden eure liebe Not damit, am Leben zu bleiben, da die Mechaniken immer mehr greifen. Beispielsweise gibt es auf dem Schlachtfeld diverse Boni und Abzüge, je nachdem, wo ihr euch gerade befindet. Zudem erhält die Hauptheldin ein komplett eigenständiges Menü: Sie hat beispielsweise die Fähigkeit, die ZufallsgegnerInnen zu unterwerfen und somit zu ihren DienerInnen zu machen. Grundsätzlich ist das gut, da ihr, je mehr DienerInnen ihr zur Verfügung habt, mehr in Mugen Souls Z anstellen dürft. Dennoch ist es nicht ratsam, sich nur auf das Unterjochen zu verlassen, da ihr bei Zwischen- und BossgegnerInnen den Kampf auf die altbewährte Weise beenden müsst.
Das Kampfsystem selbst bietet auch nach mehreren Stunden immer noch Feinheiten an, sodass zumindest die Kämpfe alles andere als langweilig und eintönig werden. Was allerdings langweilig erscheint – und das sogar relativ zügig –, ist die Aufmachung des Titels. Mugen Souls Z ist einfach kein schöner Titel, und das erstreckt sich über mehrere Teilbereiche.
Nicht alles ist Gold, was glänzt
Punkt eins wäre die Grafik: Nichts würde besser in HD aussehen als fein gezeichnete Charaktere. Während die Zwischensequenzen in schönen Standbildern erzählt werden, ist die wirkliche Spielansicht pixelig und eher schlicht gehalten. Auch der Sound lässt manches Mal zu wünschen übrig, gerade in Kämpfen klingt es so, als wären einfach nur ein paar Samples aneinandergereiht worden.
Punkt drei ist die Unterwerfungsmechanik im Kampf selbst: Ihr müsst gewisse „Fetish Poses“ auswählen, um den emotionalen Zustand der GegnerInnen zu verändern. Diesen erkennt ihr anhand von drei verschiedenen Balken, und ist einer dieser drei vollständig gefüllt, lässt sich der NPC unterwerfen. Allerdings ist es ein reiner Zeitvertreib, diese Fetish Poses zu mixen, denn mit genügend Leseverständnis bekommt ihr es immer hin.
Mugen Souls Z hat viele gute Ideen, die aber im gesamten Mix etwas untergehen. Auch die Kurzeinblendungen namens „Overwhelming Tutorial!“ werden eher lästig und hindern nur den Spielfluss, das hätte sich auch anders lösen lassen. Um im Spiel weiterzukommen, gibt es in Mugen Souls Z nicht allzu viel zu tun: Ihr betretet einen Dungeon, kämpft euch die Seele aus dem Leib und erreicht bestimmte Dinge.
Beispielsweise findet und opfert ihr einen gewissen Gegenstand, ihr besiegt soundso viele Monster oder ihr nehmt gewisse Fetish Poses ein. Habt ihr das geschafft, bekommt ihr den Zugang zu einem höheren Level, und das Spiel wiederholt sich. Wenn ihr die Charaktere und die Story liebt, wird euch das nicht von Mugen Souls Z abhalten, alle anderen jedoch haben im Prinzip nur das Kampfsystem, das ihnen irgendwie die Motivation zum Weiterspielen verschafft.
Mugen Souls Z: Bedingt empfehlenswert
Mugen Souls Z ist bunt, schillernd, versucht es mit vielen neuen Ideen und kann auch mit einem guten Kampfsystem aufwarten, sofern ihr gewillt seid, euch einzuarbeiten. Dagegen sprechen Dinge wie der hohe Schwierigkeitsgrad, die typisch überzeichneten Dialoge sowie die eher lieblose Aufmachung, die sich teilweise auch durch Framerate-Einbrüche bemerkbar macht. Wenn ihr Hardcore-Anime-Fans seid und den Vorgänger kennt, dürft ihr bedenkenlos zugreifen, allen anderen sei zuvor Probespielen ans Herz gelegt.