Nank OE Mix Open-Ear Bluetooth Earphones im Test: Voller Sound auch ohne Stöpsel?

von Matthias Tüchler 21.09.2024

Von Beginn an mit dem Vorhaben, ideale Sportkopfhörer zu designen, gegründet, hat sich die chinesische Firma Nank (bis 2017 noch Naenka) auf die inzwischen beliebten Open-Ear Systeme spezialisiert. Mit Hilfe von sogenannter Knochenschall-Technologie soll dabei perfekter Sound geboten werden, ohne die Aufmerksamkeit für die Umgebung aufzugeben. Auch andere Hersteller wie Soundcore, Bose und Philipps erweitern ihre Sortimente um Open-Ear Systeme als Alternative zu den bekannten In-Ear und Over-Ear Kopfhörern.

Beim Laufen, Schwimmen und beim Workout – wir haben uns die Nank OE Mix Open-Ear Mix Kopfhörer genau angesehen und berichten euch von unseren Erfahrungen.

Augen auf, Ohren auf

Bevor wir auf die Nank OE Mix Kopfhörer selbst eingehen, braucht es allerdings ein paar Worte, um über Open-Ear Systeme im Allgemeinen zu reden. Im Laufe des Jahres haben wir erstmals Bekanntschaft mit dieser Technologie gemacht und in weiterer Folge verschiedene Geräte verschiedener Hersteller getestet. Bis dato waren wir beim Sport große Fans der klassischen In-Ear Kopfhörer, wie ihr beispielsweise in unserer Review der Soundcore Sport X10 Kopfhörer nachlesen könnt. Was genau ist also der Unterschied?

Nank OE Mix

Während unsere vertrauten In-Ear Kopfhörer mit Silikon-Plugs den Sound direkt in unseren Hörkanal tragen, wird dieser bei Open-Ear Geräten auf zwei Wegen erzeugt. Einerseits spielt ein Lautsprecher den Klang von außen an die Öffnung unserer Ohren. Andererseits wird die oben genannte Knochenschall-Technologie genutzt, um vor allem den Bass über unseren Schädelknochen hinter dem Ohr mit winzigen, nicht spürbaren Vibrationen als Klang in unserem Ohr zu erzeugen. Technisch innovativ genug, um uns Anfangs recht skeptisch zu machen.

Satter Klang mit kräftigem Bass und eine störungsfreie, ideale Soundkulisse sind die größten Vorteile der Stöpsel in unseren Ohren. Wozu also die Open-Ear Systeme? Never change a running system, right? Doch natürlich haben In-Ear Plugs neben ihren Vor- auch einige Nachteile, die mit der offenen Bauart nun verbessert werden sollen.

Wichtigstes Argument für die Open-Ear Systeme ist wohl gleichzeitig ihre größte Schwäche. Mit offenen Ohren ist man sich seiner Umwelt natürlich weitaus bewusster. Das bringt vor allem den Vorteil von Sicherheit und beugt Unfällen beim Outdoor-Sport vor, aber lässt euch außerdem auch einfacher Gespräche führen, ohne die Kopfhörer abzunehmen. Gleichzeitig bedeutet das natürlich auch, dass ihr den Content eurer Wahl, weniger störungsfrei konsumieren könnt. Kein vollkommenes Versinken in euren Lieblingssongs, kein völliges Abdriften in die gewöhnten Podcasts und – für uns besonders hart – keine volle Immersion in toll produzierte Audiobooks mit professionellem Sounddesign.

Nank OE Mix(c) Nank

Der zweite große Vorteil der Open-Ear Kopfhörer ist das angeblich gesündere Hörerlebnis. Wir kennen es alle: die lästige Warnung des Smartphones, ob man die Lautstärke wirklich weiter erhöhen möchte, obwohl damit potentielle Gehörschäden verbunden wären. Doch wie kann man anders, als diese zu ignorieren, wenn Freddy Mercury gerade aus voller Seele in den Refrain von Don’t Stop Me Now startet? In-Ear Kopfhörer bieten uns den allumfassenden, starken Sound, den wir uns in solchen Momenten wünschen. Eine Intensität, die aktuelle Open-Ear Geräte nicht erreichen. Das mag uns gelegentlich enttäuschen, ist für unsere Ohren aber eigentlich besser so. Dabei ist Lautstärke ein anhaltend schwieriges Thema für Fans der Open-Ear Technologie. Einerseits braucht es eine gewisse Lautstärke, um sich noch über die Störgeräusche der Umwelt durchzusetzen. Andererseits soll man es für seine Ohren nicht übertreiben und will außerdem auch keine Mitmenschen mit unserem aktuellen Audioprogramm belästigen.

Noise cancelled?

Wie löst man also all diese Nachteile, ohne die Vorteile dabei zu verlieren? Nank versucht dieses Kunststück mit feinabgestimmter Audiotechnologie, intelligenter Form und aktivem Noise Cancelling. Leider geht das Unterfangen nur zum Teil auf.

Das aktive Noise Cancelling soll vor allem Wind- und Verkehrsgeräusche filtern, um davon nicht zu sehr stört zu werden. Nun könnte man sagen, ein Test während der kürzlichen Rekordunwetter sei unfair, aber der Vergleich zu In-Ear Plugs ist dennoch relevant und jene hatten keine Schwierigkeiten, uns auch während starkem Wind guten Sound zu bieten. Die Nank OE Mix Kopfhörer hingegen gingen bei den Böen leider völlig unter. In diesen Verhältnissen konnten wir keinen Ton unserer Musik und kein Wort unserer Podcasts mehr verstehen. Nicht nur war von Noise Cancelling nichts mehr zu bemerken, auch die maximale Lautstärke des Geräts ist leider ziemlich gering und konnte einfach nicht mithalten.

Nank OE Mix(c) Nank

Ein Rekordunwetter hat man aber nun nicht jeden Tag und wir haben die OE Mix natürlich auch unter normalen Bedingungen getestet. Hier haltet sich das Gerät viel besser. Dennoch ist Wind und Verkehr stetig zu hören und auch der Zugwind der eigenen Bewegung ist ein Problem, das In-Ear Plugs nicht haben.

Andersrum gab es mit dem Open-Ear System kein Erschrecken, wenn ein E-Scooter-Fahrer plötzlich an einem vorbeibraust, ohne, dass man ihn vorher bemerkt hätte. Keine peinliche Berührtheit, weil man nicht mitbekommen hat, dass man von einer alten Dame angesprochen und um Hilfe gebeten wurde. Zudem ist der Klang der Nank OE Mix Kopfhörer (wenn man nicht in Unwettern oder neben einer stark befahrenen Straße läuft) durchaus gut! Auch wenn das Volume teilweise fehlt und der Bass einfach nicht auf demselben Level wie bei In- oder Over-Ear Geräten sein kann – das Klangerlebnis ist insgesamt ausgewogen und wurde eindeutig mit viel Sorgfallt ausbalanciert.

Form mit Funktion

Das Design der Nank OE Mix zielt vor allem darauf ab, so leicht und komfortabel wie möglich zu sein und dabei dennoch das gewünschte, technisch komplexe Klangerlebnis zu bieten. Dies gelingt Nank fast auf ganzer Linie! Mit nur 6,7 Gramm Gewicht sind die OE Mix wunderbar leicht und ohne Plug im Ohr und dank ihrem äußerst schlanken Design, liegt das Gerät wunderbar auf dem Ohr. Wir würden sogar so weit gehen und sagen, dass wir mit den OE Mix deutlich länger problemlos und ohne schmerzende Ohren Musik hören würden, als mit jeglichen In- und Over-Ear Kopfhörern, die wir kennen.

Und apropos Ausdauer: Nank verspricht bis zu acht Stunden Sound mit einer Kopfhörer-Ladung und bis zu 24 Stunden mit einer Case-Ladung. Wie üblich, werden diese Werte wohl kaum erreicht werden, aber auch nach einem längeren Lauf mit anschließendem Workout von insgesamt rund vier Stunden, war das Gerät laut unserem Smartphone noch auf knapp unter Hälfte Kapazität. Ihr müsstet also schon absolute Sport-Bestien sein, um an die Grenzen der OE Mix zu stoßen.

Nank OE Mix

Auch in der Verarbeitung und Optik finden wir das Gerät von Nank wunderbar. Sowohl die Kopfhörer selbst als auch das Lade-Case fühlen sich wertig an und sind ohne viel Schnickschnack in elegant reduziertem Design in Schwarz oder Creme und Metallic-Grau gehalten.

Auch die Touch-Steuerung auf den Kopfhörern selbst ist einfach und gelungen. Intuitiv wird die Lautstärke z.B. mit einzelnen Berührungen Links oder Rechts gesteuert, eine doppelte Berührung pausiert den aktuellen Song etc. – die Bedienung ist einfach genug, dass wir sie problemlos selbst herausfinden konnten, ohne wie bei andren Geräten manchmal online nachgoogeln zu müssen. Zudem sind die Nank OE Mix als Sportkopfhörer natürlich Wasser- und Schweiß-Resistent nach IPX5 Zertifizierung.

Nank OE Mix(c) Nank

Einziges Manko: Uns ist es bei mehreren Läufen passiert, dass einer der Kopfhörer plötzlich sehr dumpfen Sound hatte und damit natürlich das insgesamte Erlebnis aus dem Gleichgewicht gebracht hat. Da ein kurzes Drüberwischen ausreichte, um das Problem zu beheben, vermuten wir, dass aufgrund der offenen Bauweise etwas Schweiß in den Lautsprecher kam und so den Kang verzerrte.

Eine Frage der Präferenz

Würden wir die Nank OE Mix insgesamt also empfehlen? Wir denken, dass man sich vorab fragen sollte, ob man Open-Ear Systeme für sich bevorzugt oder nicht. Zugegeben sind wir selbst keine großen Fans davon. Die höhere Wahrnehmung und Sicherheit in allen Ehren, doch der Verlust an Tonqualität und Immersion ist für uns einfach zu einschneidend.

Nank OE Mix(c) Nank

Wenn man allerdings mit diesen Einbußen leben kann und Podcasts und Musik ohnehin eher am Rande während dem Sport hört, dann sind die Nank OE Mix eine tolle Alternative zu bekannteren Marken! Etwas mehr maximale Lautstärke wäre schön und auch das Problem mit dem vom Schweiß gedämpften Lautsprecher sollte nicht vorkommen. Dafür sind die OE Mix wunderbar leicht und komfortabel und bieten im Vergleich mit Open-Ear Systemen von Soundcore und Bose vergleichbar guten Sound. Und das mit einem Preis von (je nach Anbieter) rund 50 Euro deutlich günstiger als andere Anbieter!

Ist eure Antwort auf die Frage „Open-Ear System, ja oder nein?“ also ein Ja, dann seid ihr mit den Nank OE Mix preiswert und qualitativ anständig bedient!

Wertung: 7 Pixel

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