Necrobarista Test (Arcade): Beeindruckendes, interaktives Visual Novel
Mit Necrobarista taucht ihr in eine Geschichte rund um die Café-Besitzerin Maddy ein. Worum es hier genau geht, lest ihr im Review!
Dieses Game ist auf Apple-Geräten nur dann spielbar, wenn ihr Mitglied bei Apple Arcade seid. Dazu müssen eure Geräte auf iOS 13 oder neuer aktualisiert sein. Dieser Dienst kostet euch 5 Euro im Monat (oder 50 Euro im Jahr) und bietet euch unlimitierten Zugriff auf über 100 Spiele. Apple Arcade-Titel werden durch eure Abo-Zahlungen und Apple selbst finanziert. Dadurch können es sich die EntwicklerInnen leisten, auf die unbeliebten Finanzierungsoptionen wie sich laufend wiederholende Werbeeinblendungen oder In-App-Käufe zu verzichten. Timer, die euren Spielspaß einschränken oder verzögern, gibt es nicht. Hier gleich mal ein Trailer für euch!
Worum geht‘s in Necrobarista?
Die Prämisse des Spiels ist einfach erklärt, eröffnet aber gleichzeitig eine Vielzahl von Möglichkeiten. Ihr erlebt einige Ereignisse rund um Maddy, die Besitzerin eines speziellen Cafés namens „der Terminal“ in Melbourne. An diesem Ort treffen sowohl lebende Menschen als auch kürzlich verstorbene Seelen aufeinander. Die Toten haben 24 Stunden Zeit, dort noch einmal ihr Leben Revue passieren zu lassen, einen teuflisch guten Kaffee zu trinken oder was sie auch immer tun wollen. Nach diesem Tag müssen die Toten dann in das nächste Leben weiterziehen – soweit der Plan.
Necrobarista beginnt mit dem Neuankömmling Kishan. Er stolpert eines Abends in das Café und dort wird ihm mitgeteilt, dass er leider verstorben ist. Nach einer verständlichen Reaktion zwischen Unglauben, Verhandeln und Anwandlungen von Akzeptanz öffnet er sich den Anwesenden langsam. So spielt ihr in wenigen Stunden verschiedenste Szenen durch, und so lernt ihr die einzelnen Charaktere immer besser kennen. Natürlich ist es auch spannend, zu erfahren, wer von ihnen nun tot und wer noch am Leben ist – die Frage ist, macht es überhaupt einen Unterschied?
Das Wer und Was in Necrobarista
Kishan weiß die Umstände seines eigenen Todes nicht mehr so genau. Auch später im Spiel bleibt das Ganze noch ein Mysterium, aber das liegt eher daran, dass der restliche Cast von Necrobarista so interessant gestaltet ist. Kishan selbst ist nett und hilfsbereit, versucht, einfühlsam und zuhörend zu sein, ganz nebenbei rutscht ihm ein Sager bezüglich seiner eigenen Homosexualität raus. Die Geschichte rund um Maddy geht da schon um einiges tiefer, warum sie überhaupt den Terminal übernommen hat und was sie persönlich antreibt.
Ihr Mentor und der ehemalige Besitzer des Cafés, Chay, ist ebenfalls nach wie vor im Terminal zu finden. Auch seine Geschichte ist wesentlich tiefgründiger und interessanter, als man es in den ersten Spielminuten vermuten möchte. Dann kommen da noch die kleine Ashley, die mit 13 schon zu den ganz Großen gehört, wenn es ums Basteln und Roboterbauen geht. Ebenso zu erwähnen ist Ned, der dem Rat des Todes angehört. Trotz seiner einschüchterenden Optik ist er ebenfalls ein ganz umgänglicher und netter Typ, der es nur nicht leiden kann, wenn der Rat des Todes als Todesrat verunglimpft wird – das ist schließlich etwas ganz Anderes!
Visual Novel und mehr
Necrobarista spielt sich hauptsächlich durch seine Szenarios ab. Ihr könnt, wenn ihr ausschließlich der beleuchteten Hauptquest folgt, das Spiel wesentlich schneller durchspielen, als das so geplant wäre. Aber keine Sorge, ihr habt immer wieder zwischendurch genug Möglichkeiten, andere Kapitel anzuschauen. Viel Entscheidungsfreiheit gibt es da nicht, da die Charaktere und Sequenzen fest vorgeschrieben sind. Aber je mehr ihr euch in der Welt vom Terminal bewegt, umso mehr Feinheiten werden euch klar. Sogar schockierende Geheimnisse können so zutage gebracht werden!
Ein System mit eingefärbten Worten erlaubt es euch nach jeder Sequenz, nach Gutdünken sieben davon zu sammeln. Nach der Auswahl eurer sieben Worte werden sie in Kategorien unterteilt. Wenn ihr euch in Necrobarista frei bewegen könnt, dürft ihr selbst wählen, ob ihr ein optionales Kapitel anschauen möchtet oder lieber dem beleuchteten Hauptquest folgen wollt. Während die Hauptquest immer gratis ist, müsst ihr für die Nebengeschichten Worte in gewissen Kategorien sammeln – das ist zwar nicht notwendig, fügt aber den Geschichten oft einiges an Substanz hinzu!
Die Technik hinter Necrobarista
Wenn ihr mit Anime und dunklen Umgebungen etwas anfangen könnt, seid ihr beim visuellen Artstyle von Necrobarista goldrichtig. Die einzelnen Charaktere sehen sehr gut und differenziert aus, die Gefühle und die Animationen passen bei jeder Figur super. Nicht nur das, auch die Kameraführung verrät, dass das Spiel nicht durch Zufall so aussieht, wie es das nun mal tut. Geradezu cineastisch werden manche Szenarien abgespielt, sodass ihr fast nicht anders könnt, als mit den Figuren mitzuleben und deren Geschichten in euch aufzusaugen.
Auch der Sound steht dem in nichts nach und untermalt das Geschehen zu jeder Zeit äußerst geschmackvoll und passend. Die Tunes sind gelungen, wiederholen sich zwar regelmäßig, erledigen ihren Job aber dennoch hervorragend. Schade ist nur, dass Necrobarista nicht vertont ist, das wäre ein absoluter Traum für einen Titel solcher Machart. Bei der Steuerung kann ich nicht viel dazu sagen: Ihr tippt beziehungsweise klickt euch durch den Text und seht, wie sich die Story entwickelt. Auch hier ist es schade, dass es keine Vertonung gibt, denn sie hätte ein automatisches Weiterklicken ermöglicht. Das fehlt zum komplett cineastischen Erlebnis.
Fazit zu Necrobarista: Gefühlvoll, interessant, kurz
Das fesselnde Storytelling von Necrobarista führt dazu, dass sich das Game äußerst kurz anfühlt. Just, als ich dachte, „jetzt geht‘s richtig los“, flimmern die Credits über den Bildschirm. Was man grundsätzlich zum Titel sagen kann: Er ist mitreißend, die einzelnen Charaktere tragen die Geschichte wirklich gut und auch die Aufmachung ist so toll gehalten, dass man gerne weitermacht. Egal, ob auf Etappen oder in einem Stück, das Spielen dieses Spiels ist wirklich angenehm. Dabei ist es kein Spiel per se, sondern viel eher ein Visual Novel. Das heißt, dass ihr den Großteil der Zeit damit verbringt, Texte weiterzutippen beziehungsweise zu klicken.
Natürlich kann man nicht mit allen Charakteren gleichermaßen warm werden, das liegt in der Natur der Sache. Neben der generellen Kürze des Titels habe ich bei ein oder zwei Charakteren das Gefühl, dass ihnen mehr Spielzeit absolut nicht geschadet hätte! Route 59 Games hat hier aber ein sensationelles Visual Novel abgeliefert, das man (sofern man interessiert ist) sich schon mal angesehen haben muss. Meine Zeit mit dem Spiel war gut verbracht! Necrobarista ist im Abonnement Apple Arcade (5 Euro im Monat oder 50 Euro im Jahr) enthalten, ist aber auch für PC (auf Steam) erhältlich.