Ni No Kuni: Der Fluch der weißen Königin (PS3) im Test

von Stefan Hohenwarter 17.12.2015

Anlässlich der kürzlichen Ankündigung von Ni No Kuni II: Revenant Kingdom werfe ich einen Blick zurück, zurück zum Debüt-Titel, der Anime- als auch JRPG-Fans sofort in seinen Bann zog. Warum das so ist, erfahrt ihr in meinem #ThrowBackThurday-Review zu Ni No Kuni: Der Fluch der weißen Königin.

NiNoKuni_PS3

Vom NDS auf die PS3

Bei Ni No Kuni: Der Fluch der weißen Königin handelt es sich um die PS3-Portierung des NDS-Spiels Ni No Kuni: Shikkoku no Madōshi, aus dem Jahre 2010. Das JRPG wurde für die Konsolen-Neuauflage um rund 30% erweitert und etwas verändert, sodass es mit Genre-Größen wie zum Beispiel Tales of konkurrieren kann. So fanden beispielsweise die namensgebende weiße Königin, die im NDS-Spiel nicht enthalten war, sowie neue Charaktere und Musikstücke den Weg ins Spiel.

Für Mama!

Ni No Kuni: Der Fluch der weißen Königin erzählt die herzerwärmende und mitreißende Geschichte des kleinen Olivers, der in einer nächtlichen Spaßaktion mit einer Seifenkiste in einem Fluss landet. Der Spaß wird aber ernst, als der Junge zu ertrinken droht. Seine Mutter, der es plötzlich ein kalter Schauer über den Rücken jagt, spürt, dass etwas nicht stimmt. Sie macht sich auf die Suche nach ihrem Oliver und entdeckt ihn mehr oder weniger durch puren Zufall. Sie eilt ihm zur Hilfe und hievt ihn aus dem kühlen Nass. Glück im Unglück möchte man meinen, doch der nächtliche und aufwühlende Ausflug hat für Olivers Mutter schwere Folgen: Ihr schwaches Herz hat die ganze Aufregung nicht verkraftet. Voller Trauer über den Verlust seiner Mutter schließt sich der kleine Oliver, der sich die Schuld am Tod seiner Mutter gibt, für drei Tage in seinem Zimmer ein. Der Schmerz ist kaum auszuhalten, als plötzlich ein Wunder geschieht: Oliver beugt sich über ein Stofftier, das er von seiner Mutter als Geschenk erhalten hat, und ein paar Tränen tropfen darauf. Was daraufhin passiert, hätte sich der Junge wohl nie zu träumen gewagt: Das gepolsterte Spielzeug namens Tröpfchen erwacht zum Leben und erzählt Oliver, dass seine verstorbene Mutter gerettet werden kann.

Dafür muss er lediglich in eine Parallelwelt reisen und dort die Seelenverwandte seiner Mutter aus den Fängen eines bösen Magiers befreien. Doch wie kommt man in besagte Parallelwelt? Tröpfchen hat eine Lösung parat: Ein Zauberstab und ein Zauberbuch müssen her. Letztgenanntes ist relativ leicht zu finden, denn es war offenbar über die ganze Zeit in den vier Wänden von Oliver versteckt. Schwieriger gestaltet sich die Suche nach einem brauchbaren Zauberstab. Doch auch diese Hürde meistert der Junge. Was ihn in der anderen Welt erwartet, könnt ihr ausschnittsweise im folgenden Trailer sehen:

Klassisches JRPG-Gameplay

Ni No Kuni: Der Fluch der weißen Königin orientiert sich an JRPG-Größen wie Tales of- oder den alten Final Fantasy-Ablegern. Zu Beginn seid ihr ganz auf euch alleine gestellt – den stets einen blöden Spruch auf den Lippen tragende Tröpfchen ausgenommen –, schart der kleine Oliver schon nach kurzer Zeit eine Vielzahl teilweise schmächtig aussehender aber mächtiger Kämpfer – im Spiel als Vertraute bezeichnet – sowie BegleiterInnen um sich. Diese braucht ihr auch, denn viele größere und kleinere Gegner stellen sich euch auf dem Weg zum bösen Magier, der die Seelenverwandte eurer Mutter in Gefangenschaft hält, entgegen.

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Wichtel, euer erster Vertrauter

Das Kampfsystem gestaltet sich etwas anders, als bei den zuvor genannten Genre-Vertretern. Denn anstatt selbst zu kämpfen – gut, das könnt ihr zwar auch, ist jedoch nicht die Regel –, schickt ihr eure Vertrauten, die ihr zuvor bekehrt habt, in den Kampf. Ähnlich wie bei Pokémon ruft ihr im Kampf eines der Fabelwesen herbei, und erteilt ihm Kampfbefehle. Die kleinen Begleiter sammeln, wie auch ihr Erfahrung, und erhalten mit Spielfortdauer neue Fähigkeit. Wenn ihr mit einem Wesen sehr viel kämpft, kann es sich sogar weiterentwickeln und so noch stärker werden. Doch die Beziehung zwischen euren MitstreiterInnen und den kleinen Kämpfern sollte stets gepflegt werden. So könnt ihr beispielsweise die kleinen Wesen in Kampfpausen mit Kuchen oder ähnlichen Leckereien beglücken. Dadurch werden sie nicht nur stärker, sondern entwickeln auch eine intensivere Beziehung zu euch. Mit Ausrüstungsgegenständen und Zaubern wird das JRPG-Paket schön abgerundet.

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Anfangs noch hektisch werden die Kämpfe schnell zur Routine

 

Spielerisches Meisterwerk

Die Mechanismen sind wie gesagt nicht neu, großteils wirken sie kopiert, doch diese Mischung hat man bislang noch nicht gesehen. Und man darf nicht vergessen, dass LEVEL-5 keine Unbekannte im JRPG-Segment ist, denn mit White Knight Chronicle I + II, hat das Studio schon ordentlich Erfahrung gesammelt. Was allerdings neu ist, ist die Mitarbeit des wohl bekanntesten Anime-Studios der Welt: Studio Ghibli. Die Macher von Anime-Meisterwerken wie Chihiros Reise ins Zauberland, Prinzessin Mononoke oder Tränen der Erinnerung – Only Yesterday haben für Ni No Kuni: Der Fluch der weißen Königin nicht nur ihren Namen für die Verpackung hergeben, sondern maßgeblich mitgearbeitet. Das sieht man nicht nur bei den detailreichen Videosequenzen, sondern im gesamten Spiel.

Zusammenfassung

Ni No Kuni: Der Fluch der weißen Königin hat etwas versucht, das bislang noch nie da gewesen ist: Ein JRPG, dass sich verschiedener Mechanismen anderer Genre-Vertreter bedient und das Geschehen zusammen mit Studio Ghibli auf eine neue Stufe zu hieven. Mit Erfolg! Das Ergebnis ist ein packendes JRPG mit einer traumhafte und zugleich einzigartige Anime-Atmosphäre. Ni No Kuni: Der Fluch der weißen Königin nimmt euch mit auf die emotionale und magische Reise des kleinen Oliver, der versucht seine Mutter wieder ins Reich der Lebenden zu holen. Das Erfahrungssystem, das erfrischende Kampfsystem, die MitstreiterInnen, die Ausrüstungsgegenstände, die bewegende Story und die Vielzahl an Aufgaben in dieser detailreichen und liebevollen Spielwelt fesseln derart, dass die Zeit wie im Flug vergeht. Zusammen mit der malerischen Kulisse, hochklassigen Animationen und dem orchestralischen Soundtrack entsteht eine atmosphärische Welt, in der, der kleine Oliver nicht nur seine Mutter zu retten versucht, sondern schon nach kurzer Zeit die Hoffnung für alle ist.

Ni No Kuni: Der Fluch der weißen Königin ist für mich persönlich das stimmigste und beste JRPG der letzten Jahre. Dementsprechend freue ich mich, dass vor kurzem endlich eine Fortsetzung angekündigt wurde.

9.5

Wertung: 9.5 Pixel

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