Nioh Test (PS4) – Sterbt tausend Tode!
„Mit japanischen Crossover-Games hab‘ ich ja noch so meine Erfahrungen“ dachte ich mir, als ich leichtfertig beim Nioh Test zusagte. Mein Hyrule Warriors-Test von vor 2 Jahres hätte mich eines Besseren belehren sollen. Da steh ich nun also, als Witcher-Verschnitt William Adams im Tower von London. Mit nichts als zerfetzten Loden bekleidet, versuche ich einen bewaffneten Wachmann zu überwinden. Allein bei diesem Versuch bin ich ungelogen 20-mal gestorben. Was der exklusiv für die PS4 erscheinende Dark Souls-Verschnitt der Ninja Gaiden-Macher sonst noch so für mich bereit hielt, lest ihr in meiner Review.
Handlung
Nioh ist ein fernöstliches Rollenspiel, das im Sengoku-Zeitalter angesiedelt ist. SpielerInnen schlüpfen in die Haut des Seefahrers und Weltentdeckers William Adams, der als einer der ersten Europäer in der hohen Kunst japanischen Schwertkampfes ausgebildet wurde. Doch da hat es sich auch schon wieder mit den historischen Referenzen, denn schon bald stoßen wir auf die ersten übernatürlichen WidersacherInnen. Zahlreiche Monster aus der japanischen Mythologie legen es darauf an, von unseren Schwertkünsten zu Origami verarbeitet zu werden. Die Heldenreise des William Adams wird dabei, anders als in der spielerisch ähnlichen Dark Souls-Reihe, in schicken Cinematics vorangetrieben.
Das Gameplay
Gegner und deren Bewegungen wollen akribisch im Auge behalten werden
Die EntwicklerInnen von Team Ninja wollten mit Nioh eine Mischung aus Ninja Gaiden und den Spielen der Souls-Reihe abliefern. Wer ein solches schon einmal gespielt hat, weiß: Darin häufig, konsequent und unbarmherzig vor sich hingestorben. Nichts Anderes erwartet uns auch in Nioh. Den Schwierigkeitsgrad bezeichnen die EntwicklerInnen gerne als „Massacore“, eine Wortschöpfung aus „Massacre“ und „Hardcore“. Allein das sollte weniger frustresistente Naturelle bereits einen großen Bogen um Nioh machen lassen. Allen anderen blüht erst einmal die Einarbeitung in ein über die Maße komplexes Kampfsystem.
GegnerInnen könnt ihr mit der R3-Taste anvisieren, um sie dann mit schweren oder leichten Hieben zu bearbeiten. Diese lassen sich mit etwas Übung auch zu Kombos zusammenführen. Aber wehe, ihr hämmert einfach nur wild auf die Tasten ein. Erstens will das Gegenüber und dessen Bewegungen akribisch im Auge behalten werden. Zweitens sinkt mit jedem Schlag ein Ausdauer-Balken gen Null. Ist er verbraucht, könnt ihr nur noch langsam und behäbig zuschlagen. Durch Sprints und Ausweichrollen könnt ihr euch aus dem Gefahrenbereich hechten, während mit der linken Schultertaste geblockt wird.
Klingt einfach? Tja dann gibt es aber auch noch diverse Waffengattungen, die einzeln, oder im Zweierpack ins Gefecht geführt werden können. Während eine Gefechtes könnt ihr dabei jederzeit zwischen zwei Primär- und zwei Fernkampf-Waffen hin- und herwechseln. Weiters dürft ihr auch noch zwischen verschiedenen Kampfhaltungen wechseln. Und zu guter Letzt lässt sich euer Protagonist auch noch über drei Grundverschiedene Skillbäume individualisieren.
Löst den gordischen Fingerknoten mit dem Katana
Wem das alles noch nicht herausfordernd genug ist, der darf sich zwischendurch immer mal wieder mit einer sehr störrischen Kamera-Steuerung auseinandersetzen. Zum Beispiel, wenn ihr einen Treffer kassiert habt. Denn dann seid ihr ohnehin für ein- zwei qualvolle Sekunden benommen, und könnt eigentlich gar nichts tun.
Nach unzähligen, sinnlosen Toden könnt ihr eure schwer verdienten Fertigkeitspunkte wahlweise in einen Samurai- einen Ninja- oder einen Onmyo-Talentbaum investieren. Ersterer verbessert eure Nahkampf-Fähigkeiten. Der Ninja-Baum macht euch geschickter im Umgang mit Projektilen und Rauchbomben. Onmyo steht zu guter Letzt für die Magieschule, in der sich mächtige Stärkungs- und Schwächungszauber erlernen lassen.
Als ultimate-Fähigkeiten schaltet ihr im späteren Verlauf des Spiels sogenannte Wächtergeister frei. Diese magische Tier-Aspekte unterstützen euch im Kampf, und lassen euch hilfreiche Kampfboni nutzen.
Im Laufe des Spiels bereist ihr weitläufige, und mit Monstern gespickte Areale, in denen sich auch Abkürzungen freischalten lassen. Sterbt ihr, erwacht ihr am letzten besuchten Gebetsschrein, und müsst euch von da weg erneut durch die ebenfalls wiederauferstandenen GegnerInnen schnetzeln. Immerhin dürft ihr beim Tod eure erbeutete Ausrüstung behalten.
Wer lootet, der blutet – die Waffen
Beutegegenstände finden sich in Nioh bei gefallenen GegnerInnen, oder in herumstehenden Beutekisten. Team Ninja hat sich ein diablo‘eskes Loot-System überlegt, wodurch Gegenstandswerte zufällig ausgewürfelt werden. Rüstungen und Waffen findet ihr in den Seltenheitsstufen Normal, Legendär, Episch und Exotisch. Aber keine Angst, wenn euch euer aktuelles Item rein äußerlich besser gefallen sollte, als der frisch gedroppte Fummel der Übermacht. Dafür gibt es in Nioh ein passendes Transmogrifikations-Feature. Damit lässt sich der Look eines Items einfach auf ein anderes übertragen. Im Waffenarsenal von Nioh befinden sich vor allem fernöstliche Kampfutensilien. Neben traditionellen Katanaschwertern und Hellebarden könnt ihr auch mit Streitäxten, Bögen oder Gewehren in die Schlacht ziehen.
Grafik-Settings im Übermaß
So viele Möglichkeiten!
Recht Interessant hat Team Ninja die Grafik-Einstellungen von Nioh gestaltet. Auf der PS4 habt ihr die Auswahl zwischen 3 Modi. Der Movie-Mode stellt das Spiel bei hoher Auflösung in konstanten 30 FPS dar. Im Action-Mode ist die Auflösung niedriger, dafür könnt ihr butterweiche 60 Bilder pro Sekunde genießen. Für Experimentierfreudige gibt es noch einen Movie-Mode mit variablen FPS.
Auf der PS4 Pro schaut das Ganze nochmal anders aus: Hier glänzt der Movie-Mode mit Full-HD Auflösung, 30 Bildern pro Sekunde und ansehnlicher Kantenglättung. Der Action-Mode verspricht 60FPS bei Full-HD, aber ohne Kantenglättung. Auf UHD-Bildschirmen bringt Nioh sogar 2160p-Auflösung bei 30 FPS zustande. Bei so vielen Möglichkeiten wähnt man sich fast schon in einem PC-Spiel! Die sonstige grafische Präsentation von Nioh kann ich leider nur als mittelprächtig gelungen bezeichnen. Viele Texturen sind verwaschen, und die Licht- und Schatteneffekte wirken bisweilen arg altbacken.
Multiplayer
Über den Multiplayer-part von Nioh kann ich leider noch gar nicht viel sagen, da dieser erst einen Tag vor dem Review-Embargo freigeschalten wurde. Ihr findet jedoch überall in der Welt verstreut die Gebeine verstorbener MitspielerInnen. Per Tastendruck lassen sie diese auch wiederbeleben. Dann kann man aktuell ein Gefecht gegen ein Computergesteuertes Abbild dieser Spielfigur austragen. Mit dem PVP-Patch soll es dann wohl möglich sein, auf diese Weise beschworene SpielerInnen zu PVP-Duellen herauszufordern, oder gar in Kooperation gegen fiese Monsterhorden auszurücken.
Nioh Test Fazit
Diese Japano-Dinger sind irgendwie nicht so Meins. Ich tat mich schon sehr schwer mit Dark Souls warm zu werden, und mit Nioh werde ich es wohl auch nicht mehr. Wer auf das bockschwere Monster-Gegrinde anspringt, könnte den Reizen eines Nioh schon erliegen. Immerhin trägt die cineastisch Inszenierte fernöstliche Handlung einiges zur Stimmung des Spieles bei. Das machen aber die trübe Grafik und der Frust über unzählige Tode schnell wieder zunichte. Klar, ich bin selbst schuld, wenn meine Finger der komplexen Steuerung nicht gewachsen sind. Aber muss ich mir das in meinem Alter wirklich noch antun? Ja, Ich musste es wohl oder übel, aber Spaß hatte ich bei meinem Nioh Test leider keinen dabei.
…dann teste andere Spiele! *kopfschüttel*
Was hast du erwartet? man legt doch auch kein Call of Duty ein und erwartet ein Autorennen!
Lieber Sebastian, danke für deinen Beitrag! Wenn du geschönte, oder gar gekaufte Reviews zu deinen Lieblingsspielen lesen möchtest, empfehle ich dir den Blick zur Konkurrenz. Dies hier ist ein Gaming-Blog von Hobby-Enthusiasten für Otto-Normal-GamerInnen. Bei Beyond Pixels gibt es keine Heerschar von TesterInnen pro Titel, sondern spezifische Einzelmeinungen unserer freien RedakteurInnen. Das kann gefallen, muss aber nicht. Andere LeserInnen freuen sich über Außenseiter-Meinungen zu Spielen, die eben genau nicht von Die-Hard-Souls-Like-VeteranInnen in den siebten Himmel gelobhudelt werden.