Obi-Wan Kenobi Kritik: Legendärer Jedi in billigen Roben?
Nach Jahren der Vorfreude kehrt Ewan McGregor endlich als Obi-Wan Kenobi zurück! Was euch in der neuen Serie erwartet, erfährt ihr hier!
Inhalt
10 Jahre nach den tragischen Ereignissen von Die Rache der Sith führt Obi-Wan/Ben Kenobi ein zurückgezogenes Leben auf Tatooine und wacht über den jungen Luke Skywalker. Nachdem ihn jedoch ein Hilferuf erreicht, den er nicht verwehren kann, gibt er sein Exil auf und sieht sich gezwungen, seiner Vergangenheit gegenüberzutreten und herauszufinden, ob er noch der Jedi ist, der er einmal war.
Hier könnt ihr euch die epischen Trailer zur Serie anschauen:
Eine durchwachsene Handlung
Mit nur sechs höchstens 40-minütigen Episoden handelt es sich bei Obi-Wan Kenobi um eine verhältnismäßig kurze Serie. Was allgemein kein Problem wäre. Doch gefüllt mit einer überladenen Anzahl an Nebencharakteren, Kulissen, die kaum zur Geltung kommen und einer geradeheraus lächerlichen Armada an Plot-Holes, Ungereimtheiten und Zufällen zeichnet die Serie auf einer Handlungsebene ein Bild eines nur durch loses Klebeband zusammenhängenden Mosaiks.
Nach einem fesselnden Einstieg in die Geschichte fällt die Serie im weiteren Verlauf in ein stark serielles Episodenschema mit passabler, aber Großteiles schwachen Qualität sowie einer ganzen Episode, deren Handlung direkt aus dem Finale von Star Wars Jedi: Fallen Order kopiert wurde. Dabei bleiben maßgebliche Sequenzen wie Kenobis und Vaders erste Konfrontation schmerzhaft unbefriedigend und die Emotionen, die das nostalgische Herz empfinden möchte unter der Oberfläche. Doch das Warten lohnt sich! Denn in der letzten Episode dreht die Serie schlagartig um 200 Prozent auf und legt ein Finale hin, dem es zwar nicht an Fanservice mangelt, das mich aber nacheinander zum Jubeln brachte, mir den Atem raubte und die Tränen aus den Augen drückte.
Hier könnt ihr euch den legendären Auftritt von Ewan McGregor und Hayden Christensen auf der Star Wars Celebration 2022 ansehen:
Altes und neues Talent
Es ist ein wahrgewordener Traum, den talentierten Ewan McGregor wieder in seiner Rolle als Obi-Wan Kenobi zu sehen. Die Serie gibt ihm auch den Raum, neue Aspekte seiner Figur zu erforschen. Denn dem schneidig-sarkastischen Obi-Wan der Prequel-Ära ist ein gebrochen-gealterter Ben Kenobi gewichen, der sich schrittweise auf eine Reise zum wiedergeborenen Jedi begibt. McGregor vermittelt diese Wandlung mit der spielerischen Finesse, die man von ihm erwartet. Ähnlich verhält es sich mit Hayden Christensens Darth Vader/Anakin Skywalker, dessen getrieben-tragische Natur vor allem in der letzten Episode schmerzlich zur Geltung kommt. Die Frage, warum man den alten Schauspieler für eine zu 90 Prozent maskierte Rolle überhaupt zurückgebracht hat, steht zwar dennoch im Raum, jedoch wirken die wenigen Momente, in denen man Christensens Gesicht sieht, derart tragend, dass man sie keinesfalls missen möchte. Eine große Überraschung bringt die nur zehnjährige Vivien Lyra Blair mit ihrer furchtlosen Darbietung als junge Leia Organa. Eine Rolle, die sie so treffend zu inszenieren vermag, dass ich sie gerne in einer eigenen Serie sehen würde. All dem Lob muss leider eine nicht unbedeutende Kritik folgen. Denn so überzeugend die Hauptcharaktere auch sein mögen, bekommen sie leider zu viel Screen Time von den Nebencharakteren gestohlen. Diesen Figuren ist nicht abzusprechen, interessant zu sein, aber sie nehmen den Fokus von der eigentlichen Geschichte. Ganz besonders ersichtlich ist das an Moses Ingrams Reva, die in der Serie beinahe mehr zur Protagonistin wird als der Titelcharakter.
Hier könnt ihr euch ein lustiges Interview mit den Stars von BBC Radio 1 anschauen:
Billiger Look
Ausgenommen von McGregor und Christensen, die ihr umfangreiches Prequel-Training offenbar noch im Blut haben und ein fulminantes Duell im Finale hinlegen, ist diese Serie mit Lichtschwert-Choreografien zugepflastert, die eine Bandbreite von passabel bis beinahe peinlich nicht übertreffen. Unglücklicherweise gilt dasselbe für den gesamten Produktionswert von Obi-Wan Kenobi. Von Kostümen, die wie mittelmäßige Cosplays der Filme wirken, über zum Teil vollkommen überblendete Lichtschwert-Effekte bis hin zu dem allerhöchstens passablen CGI erzeugt die Serie ein billiges Gesamtbild, das der Qualität, durch die sich Star Wars eigentlich auszeichnet, nicht gerecht wird. Das Serien-Budget verleiht Obi-Wan Kenobi eine visuell minderwertige Qualität, welche durch ein Film-Treatment besser zur Geltung gekommen wäre.
Obi-Wan Kenobi Kritik Das Fazit
Letztlich beinhaltet Obi-Wan Kenobi eine Vielzahl an hochwertigen Einzelmomenten, die aber leider über eine inkonsistente Serie verteilt sind, die sicherlich den richtigen Ansatz verfolgt, aber an ihrer Inkonsistenz, Überladenheit und dem geringen Produktionswert daran scheitert wirklich großartig zu sein. Der große Fehler von Obi-Wan Kenobi ist es, die Geschichte einer der bedeutsamsten Figuren des Star-Wars-Universums als Ensemble-Serie zu erzählen. Hätten wir stattdessen einen Charakterstudie-Film bekommen, der von überflüssigen Nebencharakteren getrimmt worden, wäre und sich eine Ebene tiefer mit der Figur beschäftigt hätte, wäre Obi-Wan Kenobi zu einem wahrlich erinnerungswürdigen Werk geworden, das sich einen Platz mit Joker und Logan geteilt hätte.