Oh…Sir! The Hollywood Roast Test (PS4): Eine Beleidigung
Der Beleidigungs-Simulator aus dem Jahr 2016 bekam ein Spin-off. Mit Oh…Sir! The Hollywood Roast könnt ihr in die Haut von verschiedenen Celebrities schlüpfen. Könnt ihr eure Gegner dissen, oder beleidigt euch dieses Game aufgrund seiner Existenz? Lest das Review!
Worauf man sich so einlässt…
In Oh…Sir! The Hollywood Roast dürft ihr euch Kämpfe gegen andere Berühmtheiten liefern. Der Titel ist durchwegs sarkastisch und ironisch gemeint, daher dürft ihr ihn um Himmels willen nicht ernst nehmen. Das wird euch aber schon früh klar gemacht, als ihr im Tutorial in die Haut von Dirty Potter mit seiner Blitznarbe schlüpft.
Es gilt dann, in einem rundenbasierten Kampfsystem Beleidigungen (sogenannte „Roasts“) auszutauschen. Ihr dürft hier auch gerne persönlich werden – je gemeiner, umso mehr Punkte winken! Jeder Charakter hat seine eigenen Schwachstellen, wie etwa das Alter, Optik oder Gesetze. Nutzt ihr diese Angriffspunkte, erhaltet ihr Boni.
Doch auch Kombinationen sind möglich: Wenn ihr euch immer wieder auf ein Thema („Deine Mutter…“) bezieht, richten die folgenden Roasts mehr Schaden an. Ähnlich wie bei Kampfspielen besitzt jede Figur eine eigene Lebensleiste. Fällt diese auf Null, ist der Roast vorbei und die Entscheidung steht fest. Alles klar soweit?
Auf die Plätze, fertig, Roast!
Dabei ist Oh…Sir! The Hollywood Roast viel eher als Grammatik-Simulator zu betrachten. Beide Figuren bedienen sich aus dem selben Pool an Wortschnippeln, und es gilt, abwechselnd daraus einen Satz zu bilden. Es kommt zu gerne vor, dass euer Gegenüber euch einen dringend benötigten Satzteil zuvor wegschnappt. Dann gilt es umzudenken!
Glücklicherweise habt ihr pro Runde zwei zusätzliche Satzteile auf der Zunge liegen. Diese könnt ihr jederzeit einstreuen. Wird aber daraus kein gescheiter Satz, wird euch Leben abgezogen mit der Einblendung „Learn grammar!“. Das war der einzige Moment in Oh…Sir! The Hollywood Roast, der mich aufrichtig zum Lachen brachte!
Ebenso verkümmert euer Roast, wenn euch eine Punchline fehlt. So kommen dann Beleidigungen wie „Deine Mutter schmuste wild herum mit … ähm … ähh …“ zustande. Diese sind nicht fertig und deshalb zieht das eurem Gegenüber auch kein Leben ab. Ihr dürft aber auch mit dem Symbol (…) weiter nachdenken. Somit überspringt ihr die Runde, bekommt einen Roast ab, und beginnt mit eurem bislang gestrickten Satz die nächste Runde.
Oh…Sir! The Hollywood Roast – sehr spezifisch
Der rundenbasierte Kampf wird noch um einen Modus erweitert, und zwar um das Comeback. Je mehr Schaden ihr einstecken müsst, umso mehr füllt sich diese Leiste. Ist sie prall gefüllt, dürft ihr eine extra sassy Meldung schieben. Gleichzeitig wird diese vom unsichtbaren Publikum mit einem überraschten „Ohhh!“ quittiert.
Ein bisschen Laune macht Oh…Sir! The Hollywood Roast ja schon. Die unterschiedlichen Charaktere wie „The Greasy Wizard“, „Dirty Potter“ und „Marilyn Nomore“ sind gut erkennbar. Gemeinsam mit ihren Schwachstellen sind die Charaktere und deren Animation fast schon das Beste, was dieser Titel zu bieten hat.
Im Grunde verbringt ihr Zeit damit, die Kleidung und die Mütter eurer GegnerInnen in den Schmutz zu ziehen. Die Sprachausgabe tut ihren Part dafür – zuerst erstellt ihr einen komplizierten Satz, der im Anschluss sogar vorgelesen wird! Wenn euch dieser Humor gefällt, ist Oh…Sir! The Hollywood Roast zweifelsfrei das Richtige für euch.
Und sie roasten bis ans Lebensende
Oh…Sir! The Hollywood Roast ist von der technischen Seite nicht wirklich anspruchsvoll. Die Pixel-Grafik hat in mir einen treuen Anhänger gefunden, so weit ist daran nichts verkehrt. Effektgewalt oder sonstige Sperenzchen dürft ihr aber nicht erwarten – dieser Titel läuft ohne weiteres auch auf einem Smartphone oder Tablet.
Das zeigt auch, dass der ursprüngliche Titel Oh…Sir! The Insult Simulator für iOS erhältlich ist. Auf dem Touchscreen ist das Spiel sogar besser spielbar, da ihr euch nicht mit einem Cursor herumschlagen müsst. Das Spielgeschehen von Oh…Sir! The Hollywood Roast ist leider sehr umständlich, das ist vom Design her vorgesehen.
Bis ihr euren Roast zusammen habt, ist viel Zeit vergangen, und die Kämpfe dauern gefühlt zu lange. Ihr könnt euch für ein, zwei Stunden einen Spaß daraus machen, einen möglichst langen Satz zu konstruieren und dann damit maximalen Schaden anzurichten. Allerdings ist das nicht gerade die Langzeitmotivation, die man sich wünscht.
Oh...Sir! The Hollywood Roast Test-Fazit: Sehr speziell
In pixeliger Schönheit werden euch verschiedene Berühmtheiten als KämpferInnen präsentiert. Schlüpft in die Rolle vom Greasy Wizard, Dirty Potter und mehr, und roastet eure GegnerInnen, was das Zeug hält. Ihre Kleidung, deren Mütter, auch die Co-Stars bleiben vor euren Beleidigungen nicht verschont. Sehr spezieller Humor ist am Werk in Oh…Sir! The Hollywood Roast – das muss euch gefallen.
Am Spielprinzip, aus einem vorgefertigten Set von Satzteilen eine Beleidigung zu konstruieren, ist nichts verkehrt. Leider ist es umständlich gehalten, aber so kommt ein bisschen Strategie in das Gameplay des Titels. Allerdings ist in den Beleidigungen nur sehr entfernt Humor enthalten – und ihr müsst Englisch können. In Wahrheit kettet ihr nach höchstens zwei Spielstunden monotone Angriffigkeiten aneinander.
Da helfen auch die Zusatzkomponenten wie das Comeback nur wenig. Oh…Sir! The Hollywood Roast hat auch einen Zwei-Spieler-Modus spendiert bekommen. Ob euch das Spiel aber zu zweit mehr Laune macht, wage ich zu bezweifeln. Vielleicht nach dem Genuss einiger bewusstseinserweiternden Substanzen – sagt nur dem „Greasy Wizard“ nichts davon…