Paper Beast Test (Vive): Unter papiernen Giganten
In Paper Beast seid ihr so etwas wie ein Passagier. Weitläufige, wilde Welten erwarten euch, und ihr könnt indirekt mit der Umgebung interagieren. Lest das Review!
Worum geht‘s in Paper Beast?
Grundsätzlich erwartet euch in diesem Titel ein Erlebnis der Marke Journey. Ihr steht in der Wildnis, und rund um euch … passiert etwas. Die Entscheidung liegt bei euch: Beobachtet ihr das, was um euch abgeht, oder schreitet ihr selbst durch die Lande? Damit es aber ein wenig geführt zugeht und auch ein Spiel in Paper Beast entsteht, könnt ihr den papiernen Tierchen rund um euch helfen. Mit dem rechten Vive-Controller habt ihr es in der Hand, mit Dingen zu interagieren. Eine Leitlinie heftet sich an die Objekte, die ihr „greifen“ könnt.
Mittels der rechten Touchfläche dürft ihr das Objekt dann zu euch ziehen oder von euch weg bewegen. So pflückt ihr Obst, so greift ihr Tierchen und andere Steinchen, und auf alles, was ihr macht, gibt es eine entsprechende Reaktion. Die einen Paper Beast-Charaktere warten darauf, bis ihr Früchte pflückt und anbietet, die anderen wollen direkt mit euch interagieren, und wiederum andere Tiere gilt es zu befreien. Alles in allem gibt es hier kein „Richtig“ oder „Falsch“, sondern viel eher einen interaktiven Spielplatz, in dem ihr tun und lassen könnt, was ihr wollt.
Story? Ja und nein
Paper Beast kommt ganz ohne Worte aus. Dementsprechend kann man von keinem Plot oder keiner Storyline an sich reden, aber irgendwie könnt ihr euch selbst ein entsprechendes Bild machen. Den Löwenanteil der „Erzählung“, die eigentlich gar keine ist, tragen natürlich die namensgebenden Papierbiester. Sie wirken so lebendig und obwohl sie gar keine Mimik zeigen können, ist die Körpersprache sehr oft eindeutig. Neugierige Tierchen nähern sich euch langsam, ängstliche ergreifen sofort die Flucht, und es scheint eine Vielzahl von Abstufungen dieser Gefühle zu geben.
Natürlich gibt es eine gelenkte Geschichte, einen Ablauf, dem ihr folgt. Doch der große Zusammenhang bleibt eurer Fantasie überlassen. Während euch etwa ein großes Tier hilft, vor einem Sturm zu fliehen, hilft euch ein anderes, in dem es große Sandhaufen, die euch den Weg versperren, kurzerhand wegschaufelt. Dabei scheinen die Tiere größtenteils ihren eigenen Gedanken und Emotionen zu folgen, was nicht wenig an ein The Last Guardian erinnert. Somit wird die Geschichte viel eher durch einzelne Momente erzählt, und immer mit dem Paper Beast, das gerade vor euch steht.
Die Technik von Paper Beast
Was soll man zu so einem VR-Titel sagen? Die Grafik ist einfach, aber wirklich schön. Die aus Papier bestehenden Tiere haben natürlich mit Realismus nicht viel zu tun, und manche Umgebungen (wie etwa der Start, oder so manche Höhle) erinnern eher an Vacation Simulator denn an eine reale Welt. Doch das gesamte Spiel fügt sich so nahtlos in ein Kunstwerk, in dem ihr rein zufällig mitwirken und erforschen dürft. Die Animationen in Paper Beast sind grandios gelungen und durchgehend flüssig, es macht richtig Spaß, sich in dieser Welt aufzuhalten.
Insgesamt ist auch die Wirkung der Größenverhältnisse im Spiel äußerst gut gelungen. Große Tiere wirken wirklich groß, und auch die Umgebungen verleiten schon mal zum Staunen. Dem steht die Soundkulisse in nichts nach. Der 3D-Effekt wird hier sehr gut ausgereizt, nicht zuletzt durch Umwelteinflüsse und die Tierchen selbst. Kleine Soundsamples wie Rufe, kleine Grunzer und dergleichen machen die Umwelt so richtig lebendig und glaubhaft. Sofern ihr also damit zurechtkommt, dass Paper Beast mehr ein Sandbox-Erlebnis ist als ein tatsächliches Spiel, ist das hier eure Welt.
Wie funktioniert das VR-Erlebnis?
Durch kleine Feineinstellungen dürft ihr schon in den Optionen die für euch passende Möglichkeit wählen. So lässt sich eure Spielfigur wahlweise rein durch Teleportation fortbewegen, was auch VR-Ungeübte vor kein großes Problem stellt. Anstatt euch selbst zu drehen, dürft ihr dies auch auf Tastendruck machen – der Winkel, in dem ihr euch dreht, ist ebenso frei einstellbar. Genauso könnt ihr aber auch selbst im Rahmen eurer Vive-Spielzone herumlaufen, oder auf Tastendruck selbst die Figur in jede beliebige Richtung schicken.
Alles in allem wurde mir beim Spielen von Paper Beast nicht einmal im Ansatz irgendwann schlecht. Das an sich gemächliche Spielprinzip wird niemals wirklich stressig, und dementsprechend gemütlich gestaltet sich auch das Spielen an sich. Es macht oft gar nichts, wenn ihr euch etwa mehrere Minuten am Stück in einer Art Oase mit den Tierchen beschäftigt, ohne weiterzugehen. Genau solche Erlebnisse will Paper Beast ermöglichen und auch unterstützen – euer Abenteuer wird von euch selbst bestimmt, und von nichts anderem. Auch das Tutorial, das eher einer Art Spielplatz gleicht, zeigt das schon gleich zu Beginn des Spiels.
Fazit zum Spiel: Ein cooles Abenteuer
Gute Grafik, guter Sound, tolle Steuerung: Paper Beast macht am Papier (sorry!) vieles richtig. Die Welt wirkt trotz des Art Styles richtig realistisch, dafür sorgen die vielen Tierchen, die sich unterschiedlich bewegen und geben. Gewisse Naturgewalten sorgen gleich in der ersten Spielstunde schon mal für Respekt, und euch wird schnell klar, dass ihr hier nur ein kleines Teilchen im großen Ganzen seid. Der Größenunterschied, ein zentrales Thema in Paper Beast, wird super umgesetzt und euch zu jeder Zeit bewusst gemacht.
Sehr vieles ist interaktiv, oft würde man gerne noch mehr tun dürfen oder sich mit kleinen Papiertierchen noch intensiver beschäfftigen. Dass es keine wirkliche Storyline oder einen Plot gibt, ist natürlich der Natur dieses Spiels geschuldet. Das Team hinter Paper Beast hat hier jedenfalls einen tollen Titel abgeliefert, der ein Vorzeigetitel für VR-Erlebnisse sein kann. Euch wird nicht schlecht, auch ohne Worte nimmt euch das Geschehen prima mit, und die verschiedenen Reaktionen der Tierchen sind sehenswert. Ihr dürft nur kein „echtes Spiel“ erwarten, sondern müsst das Game viel eher einen VR-Spielplatz sehen – dann ist dieser Titel seine 20 Euro auf Steam zur Gänze wert.