Parasite Test: Der Oscar-Gewinner zeigt Südkorea
Spätestens seit den Oscar-Verleihungen ist Parasite in aller Munde. Worum es in diesem Film geht, lest ihr hier!
Die Handlung von Parasite
Der Einstieg öffnet euch die Tore nach Südkorea. Man sieht, wie es der vierköpfigen Familie Kim ergeht: Beide Elternteile sind arbeitslos, und die Wohnverhältnisse sind als äußerst ärmlich zu bezeichnen. So schlagen sich Vater Ki-taek, Mutter Chung-sook, Sohn Ki-woo und Tochter Ki-jung mehr schlecht als recht durch, doch der Zusammenhalt der Familie lässt alle gemeinsam durchhalten. Eines Abends bekommt Ki-woo Besuch von einem alten Schulfreund.
Der wohlhabende Freund erzählt ihm, dass er ein Jahr im Ausland verbringen will. Seinen derzeitigen Job als Englisch-Nachhilfelehrer bei einer reichen Familie bietet er also Ki-woo an, der sofort zustimmt. Dank dieser Empfehlung hat der Sohn der Familie einen Fuß in der Tür, und die Familie Kim wird von der Gier übermannt. Warum nicht sämtliche Bediensteten der wohlhabenden Familie Park durch die eigenen Familienmitglieder ersetzen? So beginnt ein intrigantes Geplänkel mit spannenden Wendungen…
Verwobene Geschichten, spannende Story
Was vielleicht als Einblick in eine andere Welt beginnt, dreht sich schnell in mehrere Richtungen. Der Besuch des ominösen Schulfreunds von Ki-woo treibt die Handlung gelungen voran, und die folgenden Pläne und Umsetzungen sind für westliches Publikum kaum vorhersehbar. Mit klinischer Präzision arbeitet die Familie Kim wie ein Uhrwerk zusammen, und in manchen Szenen wirkt Parasite lustig bis urkomisch. Eine wahre Komödie ist der Film aber nicht, denn die Spannung ist jederzeit greifbar.
Parasite funktioniert deshalb so gut, weil viele Ebenen gleichzeitig am Werk sind. Die kleinen Geschichten aller beteiligten Charaktere machen miteinander wirklich Sinn, der Humor kommt nicht zu kurz, und ab und zu wird es auch richtig spannend. Nicht selten wird man zur Annahme verleitet „das war’s jetzt für sie“, aber irgendwie kommen die Kims immer wieder mit ihrem Schauspiel durch. Die Vielseitigkeit des Films wird am Schluss nochmals so richtig bewiesen – für mich ist es kein Wunder, dass Parasite so abgeräumt hat.
Besetzung und Schnitt
Bei dieser Gesellschaftssatire aus Südkorea hat Bong Joon-ho Regie geführt. Er ist im asiatischen Raum bereits äußerst bekannt und es war laut einigen Meinungen längst überfällig, dass er den internationalen Durchbruch schafft. Die Darsteller Choi Woo-shik als Sohn Ki-woo, Park So-dam als Tochter Ki-jung und Song Kang-ho als Vater Ki-taek spielen ihre Parts hervorragend. Genauso im Rampenlicht steht Cho Yeo-jeong als Frau Park, die mit ihrer naiven Art unwissentlich einen großen Anteil an den Plänen der Familie Kim trägt.
Was die technische Seite von Parasite angeht, so hat das Team ganze Arbeit geleistet. Die Kameraeinstellungen reichen von anschaulich-schön bis befremdlich und unangenehm nahe, und die Szenen sind niemals zu kurz geraten. Ihr bekommt alles mit, was die Charaktere so ausmachen, und das macht den Film so richtig gut. Der Klassenunterschied zwischen den Familien wird durch Details wie Farbsättigung und auch Bildqualität unbewusst noch stärker gezeichnet, wirklich klasse!
Fazit zu Parasite: Eine andere Welt
Parasite spielt mit den Genres und bietet dem westlichen Publikum einen Einblick in das südkoreanische Leben. Die Ehre der Familie und deren Zusammenhalt wird hochgehalten, und die Schere zwischen Arm und Reich funktioniert international. Parasite trieft nur so vor schwarzem Humor, und teilweise wird man als Publikum in die Irre geführt. Die Spannung, wie weit der Trubel noch gehen mag und wann alles auffliegt, wird ab den ersten 20 Minuten gut gehalten.
Wer einen reinen Parodie-, Gesellschaftskritik- oder Thrillerfilm erwartet, wird mit Parasite nicht ganz warm. Doch wenn ihr auf einen Mix zwischen den Genres steht und vielleicht auch nicht genau wisst, worum es im Film geht (deshalb ist die Story bewusst spoilerfrei gehalten), dann wirkt Parasite am allerbesten. Nur ein, zwei Handlungsbögen werden nicht komplett aufgelöst, ansonsten macht der Titel alles richtig. Die Charaktere werden überzeugend gespielt, die Spannung passt – das sind wirklich hervorragende zwei Stunden!