Pikmin 4 (Test): Nintendos Charme in voller Blüte
Pikmin 4 entführt uns erneut in die bezaubernde Welt der kleinen Pflanzenwesen. Mit weitaus mehr Inhalt, als alle bisherigen Spiele, ist dies das ultimative Pikmin Abenteuer. Als großer Fan der Pikmin-Reihe konnte ich es kaum erwarten, die Fortsetzung nach zehn langen Jahren zu erleben. Und eins kann ich vorweg schon sagen: Meine Erwartungen wurden übertroffen!
Die letzte Hoffnung
Nachdem der legendäre Captain Olimar erneut auf dem Planeten PNF-404 gestrandet ist, sendet er ein Notsignal aus um Hilfe anzufordern. Eine für dieses Szenario spezialisierte Rettungscrew begibt sich somit auf die Reise. Doch das Schicksal hält andere Pläne bereit und so stürzt die Crew mit ihrem Raumschiff ebenso ab. Die Rettung aller Mitglieder liegt nun an einem Frischling… nämlich dir!
Mit einem eigen kreierten Charakter macht ihr euch auf die Suche, die beim Absturz verstreuten Mitglieder der Rettungsrew zu finden. Nebenbei sammelt man Schätze, um das Raumschiff wieder in Gang zu bringen. Die verschiedenen Crewmitglieder haben je ein Forschungs-Fachgebiet. Je mehr Captains man findet, desto mehr Hilfsmittel und Verbesserungen werden freigeschaltet. So können hilfreiche Gadgets, wie eine Drohne zum Erkunden der Karte und nützliche Items, wie Bomben erworben werden. Außerdem können die Fähigkeiten des Hundebegleiters verbessert werden, um ihn als zweite Spielfigur noch effizienter zu machen.
Otschin kann unsere Captains und Pikmin mitnehmen und schneller durch die Welt tragen. Wir können ihn befehligen wegversperrende Hindernisse zu durchbrechen oder Gegenstände mit der Kraft von mehreren Pikmin zu transportieren. Mit seinem Spürsinn kann er auch verloren gegangene Pikmin und wertvolle Schätze erschnüffeln. Wenn all seine Fähigkeiten erlernt und verbessert sind, ist er die ultimative Kampfmaschine und kann problemlos im Alleingang mächtige Kreaturen erlegen.
Ansehnlich aus jedem Blickwinkel
Die malerische Welt der Pikmin ist so farbenfroh und lebendig wie eh und je. Die visuelle Pracht, kombiniert mit den süßen Pikmin, hat mich erneut erfahren lassen, warum ich dieses Franchise lieb gewonnen habe. Die Pikmin sind so charmant und liebevoll gestaltet, dass man einfach nicht anders kann, als sich sofort in sie zu verlieben. Sie summen fröhlich vor sich hin, faulenzen wenn keine Arbeit ansteht und quietschen ängstlich, wenn sie den Mäulern der Gegner zunahe kommen. Die Verbindung zu den kleinen Pikmin und ihrem Anführer ist so stark, dass man sich tatsächlich um ihr Wohlergehen sorgt. Es ist gar nicht möglich, diese Pflanzenwesen nicht zu mögen. Um den Pikmin näher als je zuvor zu sein, kann die Kameraperspektive jederzeit angepasst werden. So lässt sich die Welt ganz nah an den Pikmin oder in der Vogelperspektive erkunden. Außerdem trägt die musikalische Untermalung in den verschiedenen Situationen maßgeblich dazu bei, dass man sich vollständig in die Welt hineinversetzt fühlt.
Pikmin in allen Farben und Formen
Die diversen Eigenschaften der Pikmin machen sie für die Rettungscrew unentbehrlich. Rote Pikmin sind feuerresistent und angriffsstark, Gelbe Pikmin sind elektrisierend und können höher geworfen werden, Blaue Pikmin sind nah am Wasser gebaut, Weiße Pikmin sind giftig und flink, Lila Pikmin sind stark und schwer, Stein-Pikmin können nicht zerstampft werden, und Flügel-Pikmin fliegen mit Leichtigkeit über Hindernisse hinweg.
In diesem Abenteuer kehren alle bisherig erforschten Pikmin-Arten zurück und werden um zwei neue Typen ergänzt. Das coole Eis-Pikmin hat überaus nützliche Fähigkeiten: es kann nicht nur Gegner einfrieren und somit kampfunfähig machen, sondern auch Wasserflächen zu Eislaufplätzen verwandeln. Da die meisten Pikmin nicht schwimmen können, wird so ein sicherer, etwas rutschiger Weg für die ganze Pikmin-Herde geschaffen. Einziger Nachteil dabei ist, dass jene Eis-Pikmin, die für das Einfrieren des Wassers genutzt werden, in der Eisschicht stecken bleiben und erst wieder genutzt werden können, wenn sie aus dem Wasser gerufen werden und somit den gefrorenen Status widerrufen. Das geisterhafte Leucht-Pikmin kann nur in Höhlen oder bei Nachtmissionen eingesetzt werden. Lässt man alle Leucht-Pikmin gesammelt auf Gegner stürmen, so erzeugen sie eine Leuchtkugel, die bei Aufprall Kreaturen blendet und kurzfristig in Schockstarre versetzt. Außerdem können sie sich teleportieren und so quasi an zwei Orten gleichzeitig agieren. Doch leider scheuen sie das Tageslicht und können eben nur bei Nacht oder in Höhlen zur Hilfe kommen.
Damit steigt die Pikmin-Vielfalt auf ganze neun Arten, wobei nur maximal drei Arten gleichzeitig mit auf Erkundungstour gehen können, außer in den tiefen Höhlen, wo neben unbekannten Gefahren auch wilde Pikmin angetroffen werden können.
Effizientes Zeitmanagement
Dandori, die Fähigkeit strategisch so effizient wie möglich zu planen, steht im Fokus von Pikmin 4. In den riesigen Gebieten, die wir erkunden, verstecken sich viele Herausforderungen, die eure Effizienz auf die Probe stellen. In tiefen Höhlen schlummern einzigartige Gefahren. Dort können wir nur mit der Anzahl an Pikmin agieren, die uns hinab folgt. In Dandori-Herausforderungen muss man Schätze und Kreaturen so effizient wie möglich bergen und innerhalb des Zeitlimits bleiben. Richtig chaotisch wird es dann bei den Dondori-Duellen, wo man sein Können gegen einen Laubling beweisen muss. Dabei kann man Schätze stibitzen und Items mit brachialer Wirkung gegen den Feind anwenden. Diese Aktivitäten bieten eine nette Abwechslung und mehr Schwierigkeit, wenn man alles sammeln möchte. Beide Ideen sind verbesserte und ergänzte Elemente aus Pikmin 2 und Pikmin 3 und wurden hervorragend in die Geschichte und den Spielablauf integriert.
Etwas komplett Neues und zuvor immer Gefürchtetes sind die Nachtmissionen. Sobald die Sonne am Horizont verschwindet, werden die Kreaturen noch aggressiver und fressen alles, was ihnen vor ihr Maul kommt. In der Vergangenheit war es zu gefährlich, bei Nacht zu erkunden, doch nun mit den neu entdeckten Leucht-Pikmin haben wir eine effektive Verteidigung gegen die nächtlichen Gefahren. Nachtmissionen sind aber keine normalen Aufgaben wie bei Tag, hauptsächlich verteidigt man Leucht-Bauten, um Medizin zu sammeln.
Eine kleine Armee
Die Steuerung ist intuitiv und präzise, was das Sammeln von Schätzen und das Kommandieren der Pikmin zu einem mühelosen Vergnügen macht. Die einzigartigen Fähigkeiten der verschiedenen Pikmin-Typen und der Einsatz verschiedener Hilfsmittel wurden hervorragend mit dem Gameplay integriert, und man fühlt sich an keiner Stelle überwältigt. Dadurch eröffnen sich mehrere Strategien, um die verschiedenen Herausforderungen zu meistern. Das Spiel bleibt durchweg eher leicht und einsteigerfreundlich. Man hat unbegrenzt Tage, um alles einzusammeln, und zu keiner Zeit hatte ich problematische Situationen. Trotzdem lauern vereinzelt Kreaturen, die den Großteil der Pikmin-Armee mit einem Schlag vernichten können. Um auf die kleinen Pikmin etwas mehr aufzupassen, sind sie nicht mehr so resistent wie früher. Die Stärke eines Pikmin wird anhand des Blatts, der Knospe oder Blüte am Kopf erkannt. Durch starkes Pusten, Abschütteln oder andere gegnerische Angriffe verlieren sie aber an Stärke, und so verlieren strapazierte Pikmin ihre volle Blüte und bekommen ein schwaches Blatt. Eine tolle Neuerung, um Kampfstrategien zu verändern.
Mehr strategische Tiefe und Stress bieten optionale Missionen mit Captain Olimar. Hier erfordert es kluge Planung und taktische Entscheidungen, um erfolgreich voranzukommen und in nur 15 Spieltagen erfolgreich alle Raumschiffteile zu sammeln. Das schafft eine gewisse Spannung und motiviert dazu, seine Aktionen sorgfältiger zu planen. Jeder Tag ist nun kostbar, und das macht das Spielerlebnis noch fesselnder. Besonders beeindruckt hat mich die Vielfalt an Umgebungen, die wir im Spiel erkunden dürfen. Jedes Gebiet ist einzigartig gestaltet und bietet neue Herausforderungen und Rätsel, die es zu lösen gilt. Dabei wird der Wechsel zwischen den verschiedenen Pikmin-Typen immer wieder auf raffinierte Art und Weise eingebunden. Dies verleiht Pikmin 4 eine erfrischende Abwechslung, die mich immer wieder zum Weiterspielen animiert hat.
Piktastisch!
Pikmin 4 ist eine Hommage an die vergangenen Pikmin-Zeiten und gleichzeitig eine erfrischende Fortsetzung dieser lieblichen Serie. Es wartet eine Achterbahnfahrt der Gefühle – in einem Moment ist es wie ein Erholungsurlaub und im nächsten wie auf einem Schlachtfeld. Das Abenteuer wird sowohl Langzeitfans als auch Neueinsteiger gleichermaßen begeistern. Schon von Anfang an merkt man, dass Nintendo sich mit Hingabe und Liebe zum Detail an die Arbeit gemacht hat. Die liebenswerten Pikmin, die zauberhafte Welt und das taktisch anspruchsvolle Gameplay bieten ein rundum gelungenes Spielerlebnis. Zusätzlich bietet Pikmin 4 auch einen Mehrspieler-Modus, der gemeinsames Spielen mit Freunden ermöglicht und definitiv einen besonderen Reiz hat. Nintendo hat es erneut geschafft, mich mit einem kleinen, piktastischen Meisterwerk zu verzaubern.