Psycho-Pass 2 (Blu-ray) im Test

von Stefan Hohenwarter 11.02.2016

Psycho-Pass überzeugte die Anime-Fans hierzulande. Daher ist es nicht weiter verwunderlich, dass sich KAZÉ auch die Rechte für die zweite Staffel sicherte, die letztes Jahr bei uns auf DVD und Blu-ray erschien. Ich habe mir Psycho-Pass 2 angeschaut. Ob meine hohen Erwartungen erfüllt wurden, oder sich der Weggang von Gen Urobuchi zu stark auf die Qualität der Fortsetzung auswirkt, erfahrt ihr in meinem Review.

Psycho_Pass_Season_2_Packshots

Facts

Genre: Anime/Thriller/Action
Publisher: AV-Visionen
Regie: Kiyotaka Suzuki
Releasetermin: Vol. 1 (25. September 2015) – Vol. 2 (27. November 2015)

Background

Das Skript der grandiosen ersten Staffel stammt von Gen Urobuchi, der unter anderem für seine Arbeiten an Aldnoah Zero, Puella Magi Madoka Magica oder Fate/Zero bekannt ist. Vor allem die Story war es, die Psycho-Pass meiner Meinung nach zu dem machte, was es ist: eine herrliche Gesellschaftskritik, einer möglichen Zukunftswelt, auf die wir langsam zusteuern. Der gläserne Mensch, über den Behörden dank beispielsweise ELGA, alles wissen, ist nicht mehr weit entfernt. Und genau bei diesem Punkt gibt es einen herben Verlust bei Psycho-Pass 2 zu beklagen. Statt Urobuchi-san übernam Tow Ubukata, der unter anderem für die Mardock Scramble-Reihe bekannt ist, die Rolle des Skripschreibers. Was ich davon halte, erfahrt ihr weiter unten im Text.

Was bisher geschah …

Falls ihr neu in der Welt von Psycho-Pass seid, so muss ich euch die erste Staffel unbedingt ans Herz legen. Falls ihr jedoch abkürzen wollt, so könnt ihr einen Blick in meinem Reviews zu Vol. 1, Vol. 2, Vol. 3 und Vol. 4 werfen.

WC?

Diese beiden Buchstaben, die nicht für die Frage nach einer Toilette stehen, sind das zentrale Thema in der zweiten Staffel. Aber alles schön der Reihe nach. Nachdem Shogo Makishima aus dem Verkehr gezogen wurde, und mehr oder weniger das gesamte Ermittlerteam aus der ersten Staffel ausgetauscht wurde, wartet erneut ein überaus mächtiger Gegenspieler auf Akane Tsunemori.

Akane ist nach der Jagd auf Shogo Makishima sowie den Enthüllungen, die diese mit sich brachten, nicht mehr die Selbe. Was jedoch gleich geblieben ist, ist die Welt sowie die Art und Weise, wie man Verbrechen bekämpft. Teams von VolltreckerInnen und InspektorInnen beobachten die Psycho-Pass-Werte der BürgerInnen und ziehen Leute, deren Pass sich trübt, aus dem Verkehr – im Idealfall, bevor sie ein Verbrechen überhaupt erst begangen haben. Neu ist, wie bereits erwähnt, das Team rund um Inspektorin Tsunemori und das ist schon das erste Problem. Die neuen Charaktere sind jetzt nicht uninteressant, aber an jene der ersten Staffel reichen sie nicht heran und so trägt Akane die Serie großteils alleine.

Kommen wir nun zum Gegenspieler: Eines Tages beginnen Bombenanschläge Angst und Schrecken zu verbreiten – damit steigt auch der Area-Stress-Level, womit sich der Psycho-Pass von vielen BürgerInnen trübt. Tsunemori und ihr Team geht den Vorfällen auf den Grund und stößt dabei immer wieder auf die hinterlassene Nachricht “WC?”. Was sich dahinter verbirgt und wer die wahren FeindInnen bzw. FreundInnen sind, findet ihr aber am Besten selbst heraus.

Bild & Ton

Für das Bild (Bildformat: 16:9 – 1.77:1) zeichnet erneut das Animationsstudio Production I. G. verantwortlich, das unter anderem durch die Arbeit an den Meisterwerken Ghost in the Shell, The Vision of Escaflowne oder Attack on Titan auf sich aufmerksam machte. Die Animationen sind, wie in der ersten Staffel, auf einem sehr hohen Niveau, und das Cyperpunk-Setting fügt sich wunderbar in die Zeit, in der der Anime spielt, ein. Was beim Bild so großartig begonnen hat, wird beim Ton fortgesetzt, denn KAZÉ beauftragte erneut das Tonstudio VSI Berlin, das bislang immer sehr gute Arbeit abgeliefert hat.

Extras

Volume 1 serviert euch:

  • Clear Opening & Ending
  • 3 Postkarten
  • Sammelschuber

Psycho-Pass-2_Vol-1

Volume 2 serviert euch:

  • 3 Postkarten

Psycho-Pass-2_Vol-2

Zusammenfassung

Psycho-Pass hat mich mit einer erwachsenen Story, die auch aktuelle Entwicklungen mehr als nur hinterfragt, voll in den Bann gezogen. Vor allem waren die unterschiedlichen und vielschichtigen Charaktere ein großer Pluspunkt der Serie. Die Neuen – vom alten Cast sind nur noch eine Handvoll übrig – schaffen es meiner Meinung nach nicht, die Lücke zu füllen. Schade! Da hilft es auch nichts, dass Kogame in Akanes Erinnerungsfetzen hie und da auftaucht.

Die neue Story richtet sich erneut an erwachsenes Publikum und weiß durchaus zu fesseln. Und wenn wir uns ehrlich sind, war das Niveau der ersten Staffel derart hoch, dass es im Vorfeld schon schwer vorstellbar war, dass eine Fortsetzung nur schwer an die Debütstaffel herankommen wird. Es gibt erneut Plot-Twists, die die Spannung bis zum Schluss hoch halten, aber alles in allem fehlt mir im Vergleich zu Psycho-Pass doch einiges. Dies mag eventuell ein Umstand sein, der auf den Austausch des Skriptwriters zurückzuführen ist: Tow Ubutaka, der neue Verantworltliche für das Skript, ist alles andere als ein Unbekannter, hatte er in der Vergangenheit vor allem mit Mardock Scramble auf sich aufmerksam gemacht, aber man merkt schon in den ersten paar Folgen den Unterschied zu Gen Urobuchis Arbeitsweise. Alles ist noch eine Spur brutaler – vor allem wird das Explodieren von Menschenkörpern für mich überstrapaziert, es wird schon fast zelebriert.

Das Drumherum stimmt jedenfalls: Sowohl die deutsche Synchronisation, für die das Studio VSI Berlin verantwortlich zeichnet, als auch die Animation aus dem Hause A-1 Picutres überzeugen. Auch wenn die Fortsetzung nicht ganz ans Debüt heranreicht, ist Psycho-Pass 2 ein toller Thriller-Anime.

Wertung: 8 Pixel

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