Rainbow Six Extraction Review – Holt mich hier raus
Rainbow Six Extraction ist ein gutes Beispiel dafür, wie aus einem Feature ein eigenständiges Spiel werden kann. Den Modus, mit einem Dreier-Team eine außerirdische Plage zu bekämpfen, kennen Rainbow-Fans nämlich bereits aus Rainbow Six Siege. Und weil das so erfolgreich und beliebt war, dachte man sich bei Ubisoft wohl folgendes. Wieso kein stand-alone daraus machen. Normalerweise verspricht diese Vorgehensweise nichts gutes. Aber Ausnahmen bestätigen meist die Regel und Extraction ist so eine Ausnahme.
Um was geht es – die Story
Rainbow Six Extraction ist kein AAA-Titel mit grandioser und immersiver Story. Die Eckpunkte sind recht schnell erzählt. Eine außerirdische Plage hat mehrere Regionen der Welt heimgesucht, muss zurückgedrängt und im Idealfall vernichtet werden. Damit dieses Kunststück gelingt, gibt es mit der REACT-Initiative eine technisch hervorragend ausgerüstete Truppe, die es mit der Plage aufnehmen kann und soll. Nette Sequenzen zeigen einige der Charaktere, erläutern das Kampfgeschehen und präsentierten allerlei Equipment, dass später in den Krisengebieten zum Einsatz kommt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger gibt es zur Story zu sagen. Nichts neues also, aber zumindest ein Setting, welches einige Optionen für ein ausgetüfteltes Gameplay bereit hält.
Als Spieler:in schlüpft man in die Rolle verschiedener Operators, 18 stehen am Ende zur Auswahl, und versucht vor allem Informationen über diese Plage zu sammeln. Alleine, zu zweit oder maximal zu dritt müssen auf den unterschiedlichen Schauplätzen zufällig generierte Aufgaben erledigt werden. Das ist einer der ersten und vielleicht sogar der größte Pluspunkt des Spiels. Die Anzahl an Aufgaben ist recht groß und bietet sowohl Klassiker, einen bestimmten Gegner töten, als auch kreatives. Das hängt auch mit der Bandbreite an Feinden zusammen. Die Archaeen genannten Plagen gibt es in unterschiedlichen Klassen, 13 davon greifen direkt an. Um sie zu erledigen braucht es mehr als bloße Feuerkraft. Freunde des beherzten Ballerns kommen bei Extraction nicht wirklich auf ihre Kosten. In diesem Multiplayer-Shooter ist taktisches Vorgehen die oberste Prämisse.
Mit Herz, Hirn und Kanonen
Jedes Krisengebiet besteht aus drei Bereichen. In jedem Bereich wartet eine andere Aufgabe auf das Team. Der Clou daran: nach jedem Bereich darf die Runde mit einer Evakuierung beendet werden. Das ist ein kluger Schachzug der Entwickler:innen. Damit kommt zur eigentlichen Taktik noch eine weitere Entscheidung hinzu. Gehe ich weiter, was den Lohn der Arbeit erhöht, also mehr Erfahrungspunkte und bessere Belohnungen bringt. Oder gehe ich auf Nummer sicher, bringe die Schäfchen ins Trockene und versuche es mit besserem Equipment noch einmal. Als Team gilt es also sich nicht nur beim Ausschalten der Archaeen abzusprechen, sondern auch zu überlegen, ob noch genügend Munition und Gesundheit für den Kampf im nächsten Bereich übrig ist.
Die Operators sind nicht unsterblich. Gehen sie zu Boden und niemand aus dem Team schafft es, sie wieder zu beleben, umhüllt sie ein Stasisschaum und sie gelten als MIA (Missing in Action). Damit ist auch ein Teil des Spielfortschritts futsch und ein mühsam hoch gelevelter Operator nicht weiter verfügbar. Gleichzeitig bietet so ein Missgeschick aber auch die Chance, sich gute Ausrüstung zu holen und Erfahrung zu sammeln. Der Operator bleibt nämlich auf der jeweiligen Karte liegen und kann gerettet werden. Beim erneuten Starten der Karte poppt am HUD dessen Position auf und ein neuer Auftrag erscheint. Ab Level 10 gehen die Werte auch nicht mehr verloren. Der Operator muss dann zwar immer noch gerettet werden, seine Werte bleiben aber bestehen.
Equipment, Gadgets und Maps
Natürlich steigt mit den Erfahrungswerten auch die Anzahl an Gadgets und Waffen, welche die Jagd auf die Archaeen erleichtern. Die einzelnen Abschnitte heißen in der deutschen Fassung Meilensteine, 30 davon gibt es. Je mehr Informationen am Schlachtfeld gesammelt werden, desto besser wird das einzusetzende Material. So kämpft man sich bestens gerüstet durch verschiedene Schauplätze in New York, San Francisco, Alaska und Truth or Consequences. Hier verspielt Rainbow Six Extraction einiges an Potenzial. Dem Spiel ist es leider anzusehen, das es auf alten und neuen Konsolen läuft. Innenräume wirken generisch und teilweise richtig lieblos. Ich kann verstehen, dass es viele Türen, enge Gänge und verwinkelte Wege geben muss, um taktisches Vorgehen zu forcieren. Mit der Zeit wirken die ähnlichen Grundrisse aber austauschbar.
Am Ende wartet Rainbow Six Extraction dafür aber noch mit einem besonderen Modus: Malstrom. Drei Mal so viele Aufgaben und unglaublich viel mehr und mutierte Archaeen warten in diesem Endgame-Modus. Jedes Mal, wenn drei Aufgaben erledigt sind, steigert sich der Schwierigkeitsgrad, die Anzahl an Munitionsboxen und dergleichen wird weniger und die Zeit, die zum Erledigen bleibt, verkürzt sich. Hier haben die Entwickler:innen also alles rein gepackt, was erfahrende Spieler:innen brauchen. Ubisoft verspricht auch nach dem Release neuen Content zu veröffentlichen, um so die Community bei Laune zu halten.
Rainbox Six Extraction - Das Fazit
Der große Pluspukt von Extraction ist der Fokus auf das Teamplay und das taktische Vorgehen. Blindes und wildes Geballer führt hier selten zum Erfolg. Das Operatoren beim Ableben am Schlachtfeld verbleiben und dadurch solange nicht mehr eingesetzt werden können, bis man sie rettet, finde ich auch sehr gelungen. Am Beginn mag das nicht so stören. Wer aber viel Zeit in einen Operator investiert, ihn gut ausrüstet und Spezialfähigkeiten freischaltet, möchte ihn auch verwenden.
Da dem Design der Karten weniger Liebe zu Teil wurde, sind sie das große Manko an Extraction. Irgendwann macht es keinen Spaß mehr, sich durch die immer selben Schauplätze zu kämpfen. Da helfen auch die abwechslungsreichen Aufgaben und unterschiedlichen Feinde nichts. Updates und DLCs können hier aber leicht Abhilfe schaffen und die Lebenszeit des Spiels verlängern.