Resident Evil HD (PS4) im Test
Der legendäre Survival-Horror-Titel Resident Evil feiert am 20. Jänner dieses Jahres ein Comeback und Debüt zugleich. Während es das gefühlte hundertste Re-Release des Kulttitels auf den verschiedensten Plattformen ist, weiht Capcom mit Resident Evil HD die Next- oder sagen wir besser die Current-Gen-Konsolen ein. Ob es sich lohnt, die überarbeitete GameCube-Version, die nun in HD erstrahlt, zu besorgen, erfahrt ihr in meinem Test.
Background
Seit dem Startschuss im Jahre 1996 setzte Capcom über 60 Millionen Exemplare der unzähligen Resident Evil-Spiele weltweit ab. Mit dieser eindrucksvollen Zahl avancierte die Spielereihe zu einer der erfolgreichsten aller Zeiten. Das Licht der Welt erblickte die Serie im Jahre 1996 mit dem Release von Resident Evil auf der PSone. Ob des Erfolgs, der sich schon nach kurzer Zeit einstellte, veröffentlichte Capcom den Titel 1997 auf dem PC sowie dem Sega Saturn, 2002 auf dem Nintendo GameCube und 2008/09 auf der Nintendo Wii. Die Version, die 2002 auf Nintendos GameCube veröffentlicht wurde, diente als Basis für das am 20. Jänner dieses Jahres erscheinende Resident Evil HD.
Juli 1998, Raccoon Forest
Der Titel entführt euch in die Gegend rund um Raccoon City. Genauer gesagt in ein altes Herrenhaus, das den Namen Spencer Villa trägt. Bevor ihr jedoch diese Anwesen betretet, untersucht ihr einen Hubschrauberabsturz in dessen unmittelbarer Umgebung. Als euer Team von mutierten Hunden angegriffen wird, könnt ihr euch nur mit Mühe und Not in das Herrenhaus retten. Doch die Flucht verläuft nicht für alle so gut: Je nachdem, ob ihr mit Jill Valentine oder Chris Redfield spielt, vermisst ihr beim Durchzählen in der Eingangshalle Barry oder Chris.
In der Hoffnung ein Telefon zu finden, mit dem ihr Hilfe rufen könnt, durchsucht ihr nichtsahnend das Anwesen und schon nach kurzer Zeit kommt es wohl zu einem der prägendsten Momente in Resident Evil: Ihr geht um eine Ecke und seht einen Zombie, der gerade an einem Mitglied des vermissten BRAVO-Teams knabbert. Es ist der erste Kontakt von Jill und Chris mit dem untoten Pack und dementsprechend alles andere als Routine. Spielt ihr mit Chris, müsst ihr mit dem Kampfmesser in dieser Situation zurechtkommen, während Jill sich auf ihre Beretta verlassen kann. Das Waffenarsenal wächst mit Spielfortdauer an (Schrotflinte, Revolver, Raketen- und Granatwerfer mit Spreng-, Brand- oder Säuregranaten) und schon bald erfahrt ihr mehr über die seltsamen Vorgängen im Wald von Raccoon City. Die Umbrella Corporation, die auch in den Kinofilmen ständig die Finger im Spiel hat, betreibt neben legaler Forschung offenbar auch Geheimprojekte: Mit Hilfe eines Virus soll der ultimative Superkrieger erschaffen werden.
Hier meine ersten rund neun Minuten in Resident Evil HD:
Was wurde verbessert?
Die wohl wichtigste Änderung betrifft die Grafik. Der Kulttitel erstrahlt nun in HD-Licht mit verbesserten Texturen sowie 16:9-Bildformat. Zudem wurde die Akustik nachbearbeitet, weshalb ihr euch jetzt auf stimmungserzeugenden 5.1.-Surroundsound freuen dürft. Zudem wurden alternative Steuerungsoptionen eingebaut, die ihr in den Spieloptionen auswählen könnt.
Funktioniert Resident Evil auch heutzutage?
Vor rund 20 Jahren waren viele Dinge, die heute zum Standardrepertoire eines Spiels zählen, vom technischen Standpunkt betrachtet, nicht möglich. So nahm es damals jeder hin, dass es fix positionierte Kameras gibt, die nicht gleich alles offenbaren. Das im ersten Augenblick wirkende Manko, nutzten die Entwickler als Vorteil. Durch diese „Fremdsteuerung“ wird eine herrlich beklemmende Atmosphäre erzeugt. In dieselbe Kerbe schlägt das begrenzte Inventar: Wie in der Vorlage dürft ihr in der HD-Version nur maximal sechs Gegenstände haben. Das Schlimme ist hierbei, dass selbst Munition, Schlüssel oder andere Rätselgegenstände Plätze im Inventar einnehmen. So dürft ihr nicht einfach alles einstecken, sondern müsst euch merken, wo ihr noch Munition, Heilkräuter oder anderes Zeug liegen gelassen habt – ein Umstand, der heutzutage wohl in keinem Spiel mehr zu finden ist. Das macht das ob der hakeligen Steuerung und unflexibele Kamera ohnehin schon fordernde Survival-Horror-Spiel noch schwerer. Besonders stressige Situationen offenbaren ein weiteres Problem: Dank der fixen Kameras und den damit verbundenen Szenenwechsel, kommt es oft dazu, dass sich auf einmal die Richtung, in die ihr eigentlich laufen wollt, ändert. Das provoziert immer wieder unnötige Frustmomente.
Für Fans des Klassikers sind diese Dinge kein Problem, da sie schon vor rund 20 Jahren damit umzugehen gelernt haben. Neulinge hingegen werden mit diesen Dingen wohl erst leben müssen.
Zusammenfassung
Resident Evil gelang 1996 etwas, das nur wenigen Spielen gelang: Nämlich ein neues Genre zu definieren und etablieren. Es war der Startschuss des Survival-Horrors in Videospielen, der mit The Evil Within und Resident Evil: Revelations in letzter Zeit wieder etwas mehr im Fokus steht. Interessant ist hierbei, dass neue Genrevertreter nach Dead Space 3 oder Resident Evil 6 die Actionschiene etwas verlassen und sich zur Freude der Fans wieder am rund 20 Jahre alten Gründervater Resident Evil orientieren. Capcom nutzt die Gunst der Stunde und wählte den 20. Jänner 2015 für das HD-Comeback des Kulttitels.
Ich bin ein Fan der ersten Stunde und freute mich deshalb enorm auf Resident Evil HD, aber nach einigen Stunden im Spiel muss ich sagen, dass man manche gute Erinnerungen wohl besser genauso wie sie sind, im Kopf behalten sollte. Ich habe in der Tat ganz vergessen, wie frustrierend die Kamerawechsel, das beschränkte Inventar und die hakelige Steuerung (besonders beim Zielen) waren. Die verbesserte Optik und Akustik sind über alle Zweifel erhaben, aber ich fürchte, dass Resident Evil HD dennoch nur etwas für Hardcore-Fans ist. Der Frustfaktor als auch der für heutige Spiele hohe Schwierigkeitsgrad, der auch mit guten Spielerqualitäten kaum auszubügeln ist, lässt das Spiel für manche sicher schon nach wenigen Minuten zum Alptraum werden. Fans hingegen bekommen genau das, was sie sich erwarten: Nämlich den in Punkto Sound und Optik überarbeiteten Begründer des Survival-Horrors in Videospielen.