RPG Maker MV Test: Portable RPG-Traumfabrik?
Eine Frage, die sich die meisten Gamerinnen und Gamer früher oder später stellen werden, ist: “Wie wäre es wohl, mein eigenes Spiel zu entwickeln?” Nun, ein vollwertiges Game zu entwickeln, ist natürlich etwas komplizierter. Dennoch bietet der RPG Maker seit über 20 Jahren eine einsteigerfreundliche Möglichkeit, eigene Charaktere, Welten und Abenteuer entstehen zu lassen. Auch das ein oder andere bekannte RPG wie To the Moon oder Skyborn ist mit Nippon Ichi Software’s (NIS) Rollenspielfabrik entstanden. Den RPG Maker gab es bereits zuvor für Konsolen, wir haben uns nun angesehen, ob die aktuelle Konsolenvariante auf der portablen Nintendo Switch mithalten kann.
Der RPG Maker MV ist für Nintendo Switch und PS4 erhältlich.
Die Bibliothek hat geschlossen
Der RPG Maker MV liefert etliche umfassende Bibliotheken an Gegenständen, Landschaftssettings, Outfits, Charakteren etc. direkt mit. Egal ob klassisches Fantasy Setting, Modern Day oder Science Fiction. Gleich ob tiefste Feenwälder, verschneite Berglandschaft oder glänzende Hochhäuser. Von Ritterrüstung, über Space Cowboy Jacken bis hin zum Business Suit. Der RPG Maker MV bringt für die meisten Ideen bereits Möglichkeiten, die man quasi “von der Stange” nutzen kann. Einerseits ist die Auswahl der MV Version eine große Stärke, denn in viele RPG Maker Versionen, müssen umfangreichere Asset-Bibliotheken erst per Hand importiert werden. Doch diese gut gefüllten Bibliotheken sind leider auch die größte Schwäche der MV-Version, denn ihre Türen sind verschlossen.
(c) NIS America
Zwar findet man in RPG Maker MV bereits vieles, das man für die meisten RPG Settings brauchen würde, dennoch ist die fehlende Option, weitere Assets zu importieren, ein großer Nachteil gegenüber den PC-Versionen der Software. Hat man eine etwas speziellere Vision, wie zum Beispiel ein von Indiana Jones inspiriertes paranormales Abenteuer, oder wünscht man sich einfach etwas mehr Originalität in seinen Charakteren und seiner Welt, so erreicht der RPG Maker MV schnell seine grenzen. Keine selbstgemachten Sprites auf PS4 und Nintendo Switch also – sehr schade!
Alt-Tab & Touchscreen
Nachdem uns auf der Konsole die vielen Buttons eines Keyboards fehlen, ist die Steuerung der zahlreichen Systeme und Ordner natürlich eine Herausforderung. Wie löst der RPG Maker MV diese Herausforderung? Annehmbar, würden wir sagen. Man wechselt mit einem Button zwischen den verschiedenen Teilbereichen des Screens und wählt diese dann an, um eine Auswahl zu treffen. Soweit ist diese Umsetzung wohl bestmöglich gelöst. Warum man nach jeder Auswahl allerdings wieder aus allen Teilbereichen springt und sich erneut durch die Auswahl klicken muss, um eine Änderung vorzunehmen, ist uns ein Rätsel. Hier kann die Steuerung des RPG Maker MV‘s recht umständlich werden.
(c) NIS America
Zum Glück konnten wir NIS’ RPG-Fabrik auf der Nintendo Switch testen, die über einen Touchscreen verfügt. Das vielleicht am wenigsten genutzte Feature von Nintendo’s aktueller Konsole kam uns hier zu Gute. Sich per Touchscreen immer wieder und wieder durch die diversen Screens zu klicken oder Charaktere und Orte per digitaler Tastatur zu benennen, fällt so deutlich leichter. Natürlich wäre ein größeres Screen dafür noch angenehmer.
How to…?
Der RPG Maker MV lässt uns zum Einstieg ein Mini-RPG bestreiten, das als Tutorial für die Rollenspiel-Software dient. Dabei lernen wir, wie wir Gegenstände in eine Map bringen, wie man von einer Map zur nächsten geht oder Gegner-Stärke setzt. Das anfängliche Tutorial ist gut und unterhaltsam aufgebaut und schafft es, uns die aller grundlegendsten Vorgänge im RPG Maker MV näher zu bringen. Allzu schade ist der Mangel an weiterführenden Hilfen. Wie erstelle ich einen Charakter? Wie importiere ich ihn in die Map? Wie erstelle ich Events, um Dinge geschehen zu lassen? Wie funktionieren Cutscenes?
(c) NIS America
Das sind nur einige der vielen vielen Fragen, die sich unseren Game Designer Träumen in den Weg stellten. Leider liefert der RPG Maker keine Antworten darauf. Eine Schwäche, die besonders aufgrund der vielen verschiedenen Versionen und der dazugehörigen reddits und Guides extra schwerwiegend ist. Denn Lösungen zu finden stellt sich als relativ aufwändig heraus.
Für portabel formidabel
Unübersehbar hat der RPG Maker MV einige Schwächen. Man kann keine selbst gemachten oder online gefundenen Inhalte importieren und ist daher auf die mitgelieferte Auswahl angewiesen. Für den Großteil der vielen Systeme und Funktionen wären weiterführende Tutorials dringend nötig, um weniger Steine im Weg zu seinem Traum-RPG zu haben. Und zu allem Überfluss macht es die oft umständliche Steuerung nicht einfacher, diese Steine zu überwinden. Wir möchten allerdings dennoch laut und deutlich sagen, dass wir eine Menge Spaß mit dem RPG Maker MV hatten!
Aufgrund der geschlossenen File-Systeme von Konsolen, kann man nun mal keine vollwertige Game Engine oder die selbe Open Source Anpassungsfähigkeit wie bei PC Versionen der Software erwarten. Und auch die Steuerung komplexer Software wird auf einem Gamepad nie so nutzerfreundlich wie auf Tastatur und Maus sein. Unter den gegebenen Voraussetzungen – und wenn man sich die Zeit nimmt, die Wege des RPG Makers zu lernen – kann man problemlos stundenlang Spaß daran haben, Stories zu erzählen, Welten zu bauen und endlich selbst kreativ zu werden!
Solltet ihr euch also für den RPG Maker MV entscheiden, empfehlen wir wegen der Portabilität und des Touchscreens die Nintendo Switch Variante.