Sackboy: A Big Adventure Test (PS5): Drolliges Gute-Laune-Spiel
2020 wird durch Sackboy: A Big Adventure zumindest ein wenig bunter und heller. Klingt nach Übertreibung? Im Gegenteil – lest hier das Review zum PS4- und PS5-Spiel!
Ich habe mich nach dem Test von Yoshi’s Crafted World und dem Spielen von Tearaway auf PS4 schon immer gewundert: Was kommt raus, wenn man diesen Art-Style hernimmt und mal auf richtig starker Hardware (hier geht’s zum Test der PS5) laufen lässt? Nun, LittleBigPlanet war stets nett und lieb, aber technisch überzeugend fand ich die drei Titel nie. Ich hätte mir im Leben nicht gedacht, zu so einem Spiel einmal zu sagen: „Wow, das sieht klasse aus!“ Tja, und Sackboy: A Big Adventure hat genau das geschafft. Dass aber nicht nur die Optik, sondern auch der Rest so richtig gut passt, versprechen Sony und Sumo Digital auf der offiziellen Website des Spiels. Hier zuerst einmal der Ankündigungs-Trailer für euch zur Einstimmung!
Über Sackboy: A Big Adventure
VorbestellerInnen des Titels für PS4 und PS5 haben ein Goodie bekommen, und zwar eine Art „Vorgeschichte“ zum Spiel. Die alte Scarlet kommt nicht nur in dieser, sondern auch im Tutorial vor, das ist ein netter Zug vom Entwicklerteam Sumo Digital. Wirklich entgehen wird euch allerdings nichts, denn die Story von Sackboy: A Big Adventure ist nichts komplett Neues. Alle haben sich lieb in der Werkstadt, wo die Sack-Figuren leben, und das Leben könnte nicht schöner sein. Das ändert sich jedoch jäh, als der fiese Vex auftaucht und Unheil anrichtet. Mit seinem Auf-den-Kopf-Steller bringt er Chaos und Verwüstung, Vex saugt viele Bewohner einfach ein. Der Kühnste von allen, der namensgebende Sackboy, schafft es aber, zu entkommen.
Hier steigt ihr mit ein ins Geschehen. Ihr könnt wahlweise bis zu vier SpielerInnen vor Sackboy: A Big Adventure versammeln und so die einzelnen Levels spielen. Derzeit geht dies nur offline, Sumo Digital verspricht aber, einen Online-Multiplayermodus noch 2020 nachzureichen. Am Game selbst ändert es nichts, aber es macht unendlich viel mehr Spaß, sich gegenseitig durch die Stages zu helfen oder sich gegenseitig im Weg zu stehen! Grundsätzlich ist das Game ein klassischer 3D-Plattformer, in dem ihr nicht nur springen dürft, sondern auch zuschlagen, Ausweichrollen vollführen und euch Dinge greifen könnt. Ob ihr nun Kisten, Blumen oder eure MitspielerInnen durch die Gegend werft, ist vollkommen euch überlassen – hier kann schon einmal lustiges Chaos ausbrechen!
Das Spielprinzip des Titels
Grundsätzlich ist Sackboy: A Big Adventure ein Plattformer, das heißt, ihr müsst in einzelnen Gebieten bis zum Ende durchkommen. Eure gesteuerte Sack-Figur startet mit vier Leben, und wenn ihr von einer Plattform in die Tiefe fallt, verliert ihr eines davon. Nicht nur das, es gibt auch Gegner im Spiel, die sich manchmal durch Schläge, manchmal durch Sprünge auf den Kopf und manchmal auch gar nicht besiegen lassen. Trifft euch einer dieser Feinde, ist eure Sack-Figur verwundet, dies wird euch durch eine farbliche Hervorhebung angezeigt. Bekommt ihr dann noch einen Treffer ab, wird euch genauso ein Leben abgezogen. Das ist in allen Levels so, und übrigens gibt es auch noch Stages, die ihr nur gemeinsam mit MitspielerInnen (lokal oder online) in Angriff nehmen dürft.
Das Ziel des Games ist es, den fiesen Vex aufzuhalten, und das erledigt ihr, indem ihr alle Welten schafft. Am Ende jeder Welt gilt es, einen Bosskampf zu bestehen und den Fiesling mit seinen eigenen Bomben zu treffen. Ganz wie in einem Super Mario gibt es auch hier Dinge, die sich nur durch Erforschung offenbaren. In einzelnen Levels können dies große Preisblasen sein, die euch beim Freischalten neuer Welten behilflich sind. Es gibt aber auch auf der Weltkarte so manch Abzweigung, die euch zusätzliche Levels beschert, das ist eine nette Hommage an andere Spiele. Sammelt einfach, was das Zeug hält – das ist in Sackboy: A Big Adventure niemals verkehrt! Das ist auch ein großer Anreiz des Spiels, dazu aber gleich mehr.
Der Charme des Spiels
Sehr früh wird ersichtlich, dass die Verarbeitung des Titels extrem hoch ist. Nahaufnahmen der Sack-Figuren zeigen, dass die StrickritterInnen mit unglaublicher Liebe zum Detail erschaffen wurden. Nähte, verschiedene Arten von Stoffen, Lichteffekte auf den Stoffaugen, sogar der unregelmäßige Flaum von Wolle ist sichtbar – zwar ist Sackboy: A Big Adventure grundsätzlich bunt und quietschvergnügt, die Grafik ist aber nicht zu unterschätzen! Dazu kommt, dass ihr eure Sack-Figuren beim Händler Zom Zom mit verschiedensten Accessoires ausstatten könnt. Ob ihr nun komplette Sets wie den Mönch, den Sherpa oder das laufende Pinata kauft oder doch lieber Einzelteile selbst kombiniert, dürft ihr entscheiden. Das macht einen großen Reiz des Spiels aus, und dass alles zuckersüß aussieht, hilft natürlich dementsprechend.
Doch auch die musikalische Untermalung des Titels ist unbedingt hervorzuheben. Ohne hier zu viel verraten zu wollen, es gibt nicht nur Takt-Level, sondern auch Musik mit Hitpotential. Damit nicht genug, während ihr (gerade im Mehrspielermodus!) meistens zum Takt wippt, kommen auch noch die kreativen Levelgestaltungen hinzu. An ein Meisterwerk wie Super Mario Galaxy 2 kommt Sackboy: A Big Adventure nicht ganz dran, aber Bumerang, Greifhaken und andere Tricks lassen es niemals langweilig werden. Insgesamt hat Sumo Digital ein kunterbuntes Tohuwabohu an Ideen destilliert und es euch in dieser Form präsentiert. Die einen SpielerInnen mögen sagen, dass das Game grundsätzlich eher einfach und simpel gestaltet wurde – ich ziehe da „für die ganze Familie geeignet“ vor. Hier ein Story-Trailer für euch!
Zugänglich und für alle gemacht
In den Einstellungen dürft ihr nämlich unter anderem die Option für „Unbegrenzte Leben“ anhaken. Ganz wie bei den LittleBigPlanet-Teilen zuvor gilt nämlich auch in Sackboy: A Big Adventure, dass ihr vier Leben habt. Checkpoints an verschiedenen Stellen in den Levels sorgen dafür, dass ihr bei einem Unfall nicht ganz von vorne beginnen müsst. Im Mehrspielermodus fungieren diese Punkte dann als Wiederherstellungszone für eure gefallenen KameradInnen, so können geübtere SpielerInnen ihre Gruppe mit weniger Erfahrung so manches Mal retten. Selbst, wenn euch das Spiel mal vor eine größere Herausforderung stellen sollte, die ihr nicht ohne Weiteres packt: Die wunderbar kurzen Ladezeiten entschärfen den Frustmoment in Sekundenschnelle!
Während die Geschichte an sich keine großen Überraschungen und Wendungen bietet, ist es aber sehr einfach, sich in die einzelnen Charaktere zu verlieben. Schon der exzentrische Zom Zom, der euch früh im Spiel erklärt, wie ihr euch umzieht und eure gefundenen Preisschellen bei ihm ausgeben könnt, hat einen ganz eigenen Appeal. Zudem ist es klasse, wie schnörkellos sich die Sack-Figuren steuern: Es scheint, als habe Sackboy: A Big Adventure das Handling komplett überarbeitet. Weiters schaltet ihr durch braves Erkunden und Spielen der einzelnen Stages neue Welten und Goodies frei. Am Ende eines jeden Levels ergeben eure gesammelten Punktblasen einen Highscore. Erreicht ihr eine bestimmte Punktzahl, werden besondere Kostüme freigeschaltet, die ihr (leider ausschließlich) bei Zom Zom anzieht.
Wird immer lustiger
Die erste Welt in Sackboy: A Big Adventure ist noch sehr simpel, ja fast schon langweilig: Ihr springt einfach von A nach B, sammelt die Preisblasen, und bis auf zwei, drei versteckte Areale erwartet euch so gut wie nichts. Bleibt aber auf jeden Fall dran, denn nach den ersten ein oder zwei Spielstunden wird das Game um so viel besser! Sie dienen nämlich nur dem Einstieg und einem Tutorial, wie ihr mit den Materialien im Spiel umzugehen habt. Danach entwickelt der Titel einen unglaublichen Appeal, und die vorhin angesprochenen kreativen Levels werden euch ab Welt 2 präsentiert. Das kann man gar nicht erahnen, wenn man nur die ersten 30 oder 60 Minuten spielt! Beispielsweise gibt es erst später Bosskämpfe zu sehen, die zwar schön was hermachen, spielerisch aber bestenfalls überschaubar bleiben.
Je mehr natürlich im Level los ist, umso mehr wird auch die leistungsfähige Hardware der PS5 gefordert. So auch beim DualSense-Controller: Anfangs nutzt das Spiel das haptische Feedback und die Triggertasten des Controllers eher spärlich. Doch wenn ihr dann mal über Oberflächen rutscht, Ausweichrollen auf verschiedenen Untergründen macht und Gegner hochhebt, setzt Sackboy: A Big Adventure die Features angenehm dezent, aber doch ein. Wenn ihr nun denkt, dass das Spiel die ganze Zeit über ganz easy sein wird, ist schief gewickelt – es werden mancherorts die Bewegungssteuerung und Wallruns klug eingesetzt, aber auch ab und zu Ausweichrollen verlangt. Gemeinsam mit der Motivation, alles zu 100 Prozent zu sammeln und abschließen zu wollen, haben dann auch Geübtere ihre ganz eigene Herausforderung!
Die Technik des Spiels
Wie eingangs schon angesprochen wirkt Sackboy: A Big Adventure wie ein Switch-Spiel. Das ist allerdings nur auf die Machart von Spielen wie Yoshi’s Crafted World und Konsorten bezogen, der PS5-Titel bringt diesen Look mit aller GPU-Gewalt ins Jahr 2020 und feinster 4K-Auflösung! Die einzelnen Materialien, aus denen Sackboy und die gesamte Welt bestehen, wirken zu jeder Zeit glaubhaft. Auch die Beleuchtung im Spiel wirkt teilweise so realistisch, dass der Begriff „Next-Gen“ wahrlich gerechtfertigt ist. Nicht nur das, auch die Framerate des Games ist zu jederzeit flüssig, also jenseits der 60 Bilder pro Sekunde. Das erfreut das Gamer-Herz, und macht Sackboy: A Big Adventure zu einem Spiel für ZockerInnen und Familien gleichermaßen!
Zur Steuerung kann ich mich nur wiederholen: Es wurde alles auf Familienfreundlichkeit und Zugänglichkeit getrimmt. Direkter als in diesem Titel hat sich noch niemals ein Sackboy gesteuert, und das macht diesen Plattformer zu einer Konkurrenz für Super Mario und Co. Die Animationen sind herzig, die Umgebungen wunderschön und da darf natürlich die Erwähnung des Sounds nicht fehlen. Hier darf ich berichten, dass Sackboy: A Big Adventure sich sehr viel an aktuelle Hits anlehnt und jeden Level mit einem eigenen Soundtrack versehen hat. Damit nicht genug, einige Sound-Samples schallen auch direkt aus dem PS5-Controller – wer in die Tiefe stürzt, bekommt ein süßes „Uuaaahh!“ zu hören. Klingt seltsam, aber so sind Fehler beim Springen gleich weitaus weniger frustig – das hat Sumo Digital sehr gut gemacht.
Fazit: Echt knuffig und nicht zu unterschätzen
Ich persönlich hatte Sackboy: A Big Adventure ja nicht so auf dem Radar, was PS5-Launchtitel angeht. Zudem war nach etwa einer Spielstunde mein befürchteter Eindruck bestätigt: Süß, aber mehr ist da nicht dahinter! Allerdings macht das Spiel ab der zweiten Welt etwas anders als die LittleBigPlanet-Reihe zuvor: Es bringt nicht nur kreatives Leveldesign, sondern auch knackig-schöne Grafikelemente auf euren Bildschirm. Gemeinsam mit der Möglichkeit, den Titel ab der ersten Minute auch zu zweit, zu dritt oder zu viert spielen zu können, macht es das Game ideal für Familien und Freundeskreise. Dass Sumo Digital einen Online-Mehrspielermodus für Crossplay zwischen PS4 und PS5 nachliefert, macht das Erlebnis nur noch besser. Je länger ihr spielt, um so mehr spaßige Überraschungen wie tolle Musiklevel warten auf euch!
Kleine Kritikpunkte gibt es, so müsst ihr zum Umziehen immer zu Zom Zom zurück. Auch die Bosskämpfe verdienen den Namen nicht wirklich, hier könnten sich geübtere SpielerInnen mal langweilen, da die Mechaniken ähnlich bleiben. Die erste Spielstunde zieht sich ein wenig, erst danach wird der Titel schöner, besser und fordernder. Jüngere und Ungeübtere dürfen aber zu unbegrenzten Leben greifen, und der Sammeltrieb wird in diesem Spiel sehr angesprochen. Unter dem Strich ist Sackboy: A Big Adventure ein idealer Gute-Laune-PS5-Titel, der so auch von Nintendo stammen könnte. Anleihen von LittleBigPlanet 3, von Tearaway und auch von Yoshi’s Crafted World sind zu finden, allerdings (endlich!) in Next-Gen-Qualität umgesetzt. Wenn euch das auch nur im Geringsten gefallen könnte, solltet ihr euch dieses Game holen.