Shredders Test – Lord of the Boards
Snowboardspiele – sowas gibt’s noch? Unspektakulärer und mit weniger Vorschusslorbeeren versehen hätte Shredders kaum in den Game Pass cruizen können. Zwischen Triple-A Granaten wie Forza und Halo wirkt der Indie-Titel beinahe wie ein Relikt aus der Retro-Schublade. Ob es sich lohnt die Boots zu strappen und dem Lord of the Boards zu huldigen, lest ihr in meinem Review.
Facts:
- Erscheinungsdatum: 17. März 2022
- Herausgeber: FoamPunch
- Entwickler: I-Illusions, Let It Roll
- Plattformen: Xbox Series, Microsoft Windows
- Genre: Sportsimulation
A Pistn und a gfieriger Schnee, juhee!
Vergangene Vertreter:innen der Wintersport-Simulation wie Steep oder Riders Republic aus dem Hause Ubisoft haben ihren Zenit bereits überdauert. Ist die Zeit also reif für mehr vom Selben? Mitnichten! Weiter entfernt von Letztgenanntem könnte Shredders kaum angesiedelt sein. Anstelle der Ischgl-Dauer-Apres-Ski-Sause mit Funky-Dudes im Hühnerkostum bekommen wir es in Shredders mit gediegenem Pistenspaß in Reinform zu tun. Das Größte am Wintersport sind doch immer noch Kaiserwetter, jungfräulicher Powder und möglichst wenig Konkurrenz beim Deflorieren sesselbigen.
Dieser Stärken scheint sich auch Shredders zu besinnen. Man nehme also menschenleere Pulverschneehänge, frischgewachste Bretter, zwei vollvermummte Youtuber:innen und einen Auftrag: Spaß haben bis der Akia kommt. Für so etwas wie eine Rahmenhandlung sorgt eine Reporterin, die das Vergbnügen über Social Media Kanäle streamt, und somit die Perspektive der Spieler:innen einnimmt.
Aller Anfang ist schwer
Doch bevor wir uns auf waghalsige Kicker wagen, wollen die wichtigsten Moves geübt werden. Mit den beiden Thumbsticks vollziehe ich Drehungen um die Längs-, als auch die Querachse. Den perfekten Absprung antizipiere ich mit der rechten Triggertaste. Ehe 360ies, Front- und Backflips sowie Tailgraps smooth von der Hand gehen, sind einige Trainingseinheiten im digitalen Pulver fällig. Dabei sticht sofort ins Auge, wie spartanisch und unaufgeregt das Interface des Spiels daher kommt. Abgesehen von einem Flow-Meter und eine Geschwindigkeitsanzeige bleibt der Bildschirm frei von Elementen, die vom puren Winterspaß ablenken könnten. Man fühlt sich tatsächlich nach einigen Carves wie allein am Berg.
Next Gen? Naja…
Grafisch treibt Shredders die Xbox Series-Konsolen nicht ans Limit. Der Schnee wirkt durchwegs natürlich, und verformt sich knirschend unter meinem Board. Die Spielfiguren sind schlicht und zweckmäßig gehalten. Animationen und Physik wirken bisweilen etwas hölzern und sehr Arcade-lastig. In Situationen, wo ich im echten Leben längst auf Stöcke angewiesen gewesen wäre, bewegen sich die Boarder:innen in Shredders wie durch Zauberhand weiter durch den knietiefen Schnee. Verkanten gibt es in diesem Schneeparadies gar nicht – wenn ich nach unvollendetem 360 ein schmerzverzerrtes Gesicht ziehe, weil ich erahne was in Echt jetzt passieren würde, richtet sich die Spielfigur wir von einem Magneten justiert wieder korrekt zum Hang aus und fährt weiter, als wäre nix gewesen. Klar, ein realistischerer Simulationsansatz würde viele Spieler:innen vergraulen, die einfach ohne Vorahnung drauflos fahren möchten. Ein alternativer Hardcore-Modus für Profis würde der Immersion aber noch eins draufsetzen.
Die Musik liefert soliden Hintergrund-Drum&Bass und Elektronische Tunes die den Puls auf Betriebstemperatur bringen. Radiostationen wie in Riders Republic sucht man in Shredders vergebens. Der Sound untermalt das Gebirgsambiente atmosphärisch mit pfeifendem Wind und geschliffenen Kufen, die auf verschiedenen Schnee-Unterlagen unterschiedlich anhören.
Shredders Test-Fazit
Shredders bietet keine fesselnde Kampagne, keinen Massive-Multiplayer-Modus und keine Grafische Benchmark für neue Konsolen. Es wurde von Boarder:innen für Boarder:innen entwickelt, und das merkt man dem Spiel auch in jeder Kurve an. Anstatt eines auf Hochglanz polierten Service-Titels erwartet euch mit Shredders ein kleines aber feines Snowboard-Spiel, in das man einfach für ein Weilchen versinken kann, wie in knietiefen Pulverschnee! Wer sich auf das Experiment einlässt, und einfach Spaß am ausprobieren hat, kann mit dem gratis Download im Game Pass eigentlich nix falsch machen.