Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers – Kritik zum Finale der Saga

von Michael Neidhart 18.12.2019

Der Aufstieg Skywalkers lässt mich in Nostalgie schwelgen. John Williams orchestriert eine musikalische Kulisse, die sanft in den Kinosessel wiegt und die gefühlvollen Szenen an den richtigen Punkten emotionalisiert. Die erste halbe Stunde des neuen Star Wars Films lassen mich sofort in dieses besondere Gefühl eintauchen, dass George Lucas 1977 geschaffen hat und das jetzt 42 Jahre später ein Ende findet. Sofort zieht Gänsehaut auf und zieht die Geschichte einen in ihren besonderen Bann. J.J. Adams gelingt es am Beginn tatsächlich viele Fans, die von Die letzten Jedi vielleicht enttäuscht waren, abzuholen und auf eine Reise durch eine weit entfernte Galaxie mitzunehmen.

No one’s ever really gone

Wie bereits bei Das Erwachen der Macht läuft das vor allem über Zitate der und Reminiszenzen an die Original-Trilogie. Adams weiß ganz genau, was er machen muss, um alte und neue Fans gleichermaßen anzusprechen. So gut das auch funktioniert, liegt hierin doch auch einer der Schwachpunkte der neuen Trilogie. Sie funktioniert deshalb so gut, weil es das Franchise bereits gibt. Ohne die allgegenwärtigen, die Popkultur durchdringenden Artefakte dieser prototypischen Heldenreise wird es schwierig. Selbst der Imperator musste am Ende zurückkehren, um den leicht zu täuschenden Supreme Leader Snoke zu ersetzen. War aber ohnehin so geplant.

Der Aufstieg Skywalkers

© 2019 and TM Lucasfilm Ltd. All Rights Reserved.

Die Magie hinter Star Wars

An der Art und Weise, wie die Geschichte präsentiert wird, gibt es absolut nichts auszusetzen. Industrial Light and Magic, die Edelschmiede, einst für Star Wars und andere Produktionen aus dem Hause Lucas gegründet, lässt ein digitales Feuerwerk auf das Publikum los. Anhand der Lichtschwert-Duelle zeigt sich die Evolution der Film-Choreographie und die Raumschlachten verdeutlichen, was technisch aktuell möglich ist. Dem ist auch das interessanteste, neu gestaltete Feature von Der Aufstieg Skywalkers geschuldet: die Macht. Noch nie waren die Jedi und Sith derart stark. Noch nie war so viel möglich. Raumschiffe müssen nicht mehr in Sümpfen versinken, um die Stärke der Macht darzustellen. So liefern sich Rey und Kylo Ren in einer Szene einen intensiven Kampf um einen davonfliegenden Frachter.

Bei all der technischen Finesse verliert Adams aber nie den Blick fürs Wesentliche aus den Augen. Das macht diese Welten, ähnlich denen in der Original-Trilogie, so lebendig. Wie auf der inhaltlichen Ebene folgt hier ein Zitat aufs nächste. Gefühlt jede dritte Einstellung war in Star Wars schon mindestens einmal zu sehen. Wie der Falke startet und landet, wie sich die Truppen der Rebellen, hier Widerstand genannt, bewegen, all das zeigt den Versuch, an die besonderen Momente der Saga anzudocken. Dennoch erzeugt dieses ständige Zitieren das Gefühl, dass irgendetwas nicht ganz passt. Natürlich macht es Freude, wenn der eigene Gedächtnisspeicher aktiviert wird. Nostalgie ist mitunter ein schönes Gefühl. Gibt es jedoch zuviel davon, läuft der Speicher über und das positive Gefühl schlägt um in Gleichgültigkeit.

Der Aufstieg Skywalkers

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Der Aufstieg Skywalkers

Der Handlungsbogen mit dem Rekurs auf den Imperator macht in gewisser Weise Sinn. Der Kreis schließt sich und es fühlt sich an, als durften wir am diabolischen Plan eines grandiosen Puppenspielers teilhaben. Einige Knotenpunkte wirken aber wie mit Gewalt zusammengeschweißt. Es geht zusammen, passt aber nicht ganz. Damit bekommt Reys Reise vom kleinen, auf Jakku zurückgelassenen Mädchen, bis zur finalen Schlacht um die Zukunft des Universums einen fahlen Beigeschmack. Das Gewzungene, dass dadurch entsteht, wird diesmal durch etwas mehr Tiefe bei den Charakteren abgefangen. Vor allem Poe Dameron und Finn sind keine leer wirkenden Schablonen mehr. Sie schwatzen miteinander und geben kleine Details aus der Vergangenheit preis.

Ins Gewand des us-amerikanischen Monomythos gehüllt, der verrät, welche Tugenden als besonders hervorzuheben sind, setzt Der Aufstieg Skywalkers einen vorläufigen Schlusspunkt. Zu Ende erzählt wird diese Geschichte aber nie sein. Mit Disney als prototypischer Gerldvermehrungsmaschine können wir uns noch auf viele Geschichten aus dieser weit entfernten Galaxie freuen. Sie werden wahrscheinlich nicht mehr mit der Skywalker-Familie verknüpft sein, der Fundus an verwertbaren Figuren ist aber auch ohne diese nahezu unerschöpflich.

Der Aufstieg Skywalkers

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Am Ende alles gut

Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers ist ein guter Abschluss einer guten Trilogie. Viele lose Enden werden so mit der Story verknüpft, dass am Ende ein schöner Teppich herauskommt. An manchen Stellen hätte ich mir aber trotzdem mehr Kreativität gewünscht. Irgendwie fehlt dieser „Ich bin dein Vater“ Moment und zu vieles wirkt wie ein Reboot der Original-Trilogie in neuem Gewand. Was bei Das Erwachen der Macht noch viel Charme und das besondere Extra hatte, kann nicht auf zwei weitere Filme mit mehr als zwei Stunden Laufzeit ausgewalzt werden.

Auch wenn es in diesen Filmen natürlich nie etwas anderes als die Heldenreise geben kann, beeinflusst die unmittelbare Nähe das Ergebnis nicht wirklich positiv. Vielleicht liegt es an den Drehbuchschreibern. Vielleicht hätte ein Wiedersehen mit Lawrence Kasdan mehr geholfen als ein Wiedersehen mit Billy Dee Williams alias Lando Calrissian. Am Ende sind das natürlich nur Spekulationen und am Ende muss ich noch einmal sagen. Der Aufstieg Skywalkers ist ein toller Star Wars Film, er ist nur kein grandioser.

Wertung: 8.5 Pixel

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Jürgen

Optisch hat er mir sehr gut gefallen. Die Machtfähigkeiten waren tatsächlich sehr beeindruckend und gut eingesetzt. Die Lichtschwert Duelle hatten auch viel Wucht. Es gab für mich einen (sehr traurigen) Moment wo ich mit dem betroffenen Charakter sehr gut mitfühlen konnte. Dennoch war es mir nicht möglich, so sehr ich das auch wollte, die Geschichte (den Meisterplan) abzukaufen. Dazu haben mir Hintergründe und Motivation für so eine langwierige Umsetzung gefehlt. Auch bei einem der nostalgischen Charaktere tat ich mir mit der Glaubwürdigkeit schwer, so sehr ich mich auch gefreut habe dass die Person mit von der Partie ist. Wie auch… Read more »