Super Mario 3D All-Stars Test (Switch): Pure Nostalgie hoch drei
In Super Mario 3D All-Stars erwarten euch drei Klassiker der Super Mario-Serie. Lest mehr im Review, ob sich diese Collection rentiert!
Sterne sammeln, Münzen hamstern
Die Super Mario 3D-All Stars Collection besteht aus drei Spielen, nämlich Super Mario 64 (1997, Nintendo 64), Super Mario Sunshine (2002, GameCube) und Super Mario Galaxy (2007, Wii). Das Schöne an diesen drei Games ist, dass ihr genau wisst, worauf ihr euch einlasst. Über die Story und den Plot eines Super Mario-Spiels muss man sich keine großen Gedanken machen. Ihr spielt jedes Mal den namensgebenden Mario, seines Zeichens Klempner (warum sonst sollte er sich durch Röhren fortbewegen?), und kämpft gegen einen großen Bösewicht namens Bowser.
Der König aller Koopas führt stets Böses im Schilde, und die Riesenschildkröte ist sich auch nicht zu schade, die Prinzessin Peach zu entführen. Das wiederum ruft den Protagonisten Mario auf den Plan, der sie befreien möchte! So sammelt ihr Power-Sterne, um weitere Level freizuschalten, und ihr kommt Bowser immer näher. Dieses Rezept mag sich im Laufe der Jahre vielleicht schon ein wenig abgenützt haben, und seien wir ehrlich: Viel mehr als ein Meme für eine 08/15-Handlung kann der Plot für ein Super Mario-Spiel gar nicht sein. Doch wegen der Handlung spielt man die Super Mario 3D-All Stars Collection ohnehin nicht!
Super Mario 64 (N64, 1997)
Beginnen wir mit dem ältesten Titel in der Super Mario 3D-All Stars Collection. Das bemerkt ihr schon beim ersten Starten, denn es ist zweifelsfrei jenes Game, dem die HD-Behandlung am wenigsten gut tut. Natürlich gibt es kleine Späßchen wie eine verbesserte Auflösung und Kantenglättung, aber abgesehen davon werdet ihr schon ins Jahr 1997 zurückgeworfen. Dazu aber später mehr! Insgesamt warten 15 verschiedene Kurse auf euch, vom berüchtigten Bob-Omb Bombenberg über Giftgrotten, Lavalagunen bis hin zur Tick-Tack-Trauma-Welt. Diese Welten werden von euch besucht, indem ihr in lebendige Bilder springt.
Während ihr euch durch das Schloss von Prinzessin Peach kämpft, schaltet ihr auch verschiedene Boni frei. Zu erwähnen sind da etwa ein Metallanzug oder eine Flügelkappe, die euch dann in den einzelnen Kursen zu weiteren Sternen verhelfen. Manche Türen können erst mit einer gewissen Anzahl von gesammelten Power-Sternen oder speziellen Schlüsseln geöffnet werden. So wird sichergestellt, dass ihr stets zumindest ein paar Level gespielt haben müsst, bevor ihr weiterkommt. Der Schwierigkeitsgrad ist moderat hoch, was zum Großteil am Alter von Super Mario 64 liegt.
Die Technik des Titels
Ihr bekommt nämlich das gute alte 4:3-Format zu sehen, mit all seinen Eigenheiten. Das heißt, am Bildschirm habt ihr unten und oben eher schmale schwarze Streifen, links und rechts aber wird euer Breitbildschirm ganz schön beschnitten. Manche Texturen sind darüber hinaus aus aktueller Sicht eine Frechheit, und von der Steuerung her ist Super Mario 64 der schwerfälligste Titel in der Super Mario 3D-All Stars Collection, was sowohl das Springen als auch die Kameraführung anbelangt. Dafür sind die einzelnen Levels angenehm kurz gehalten, und innerhalb der ersten zwei Spielstunden habt ihr den ersten Bossfight, neue Welten und ein Extra freigeschaltet.
Man kann mit Super Mario 64 nicht zu hart ins Gericht gehen, weil der Titel einfach schon 23 Jahre auf dem Buckel hat. Manche Welten wie die Eiswelt oder Unterwasserwelt machen einfach weniger Spaß als andere, das ist auch so gewollt! Mechanismen wie „Sammel acht rote Münzen“ ermöglichen euch in jedem Kurs einen Extra-Stern, und insgesamt überwiegt hier die Nostalgie über dem Spielspaß. Müsste man das Game heute einzeln bewerten, würde es wohl acht Punkte von zehn erhalten. Der Umfang hält sich zwar in Grenzen, doch die Kreativität des Teams hinter Super Mario ist hier schon im Ansatz erkenntlich.
Super Mario Sunshine (GameCube, 2002)
In Super Mario Sunshine werdet ihr gemeinsam mit Prinzessin Peach und ein paar Toads auf eine schöne Urlaubsinsel verfrachtet. Bevor ihr aber an Animal Crossing: New Horizons denkt, geht es hier ein wenig ruppiger zu: Mario wird nämlich beschuldigt, den wunderschonen Piazza Delfino mit Farbe verschmiert zu haben. Das ist auch nicht verwunderlich, denn ein schwarzer Tinten-Mario-Doppelgänger (könnte aus Disney Mickey Epic stammen) wird dabei gesichtet, wie er alles in Farbe taucht! So ist die Aufgabe klar: Der gute Klempner besinnt sich auf seine Lehrzeit und macht alles wieder sauber. Dafür erhaltet ihr gleich zu Beginn eine Wasserdüse.
Diese hat zwei Funktionen: Mit der gehaltenen R-Taste spritzt ihr Wasser vor euch, und mit dem linken Stick könnt ihr den Strahl lenken. Drückt ihr einmal die X-Taste, ändert sich der Aufsatz, und ihr könnt kurzzeitig schweben. So lauft ihr durch die Welt von Super Mario Sunshine, was im Prinzip ein Mix aus dem vorhin genannten Super Mario 64 und einem umgekehrten Concrete Genie ist: Anstatt Zeichnungen an Wände zu schmieren, säubert ihr die Welt des Games davon und erhaltet dafür Sonneninsignien. Das Erforschen und Durch-Monde-Äh-Sonnen-Belohnt-Werden erinnert dabei in Grundzügen an das wesentlich aktuellere Super Mario Odyssey.
Ist Sunshine es noch wert?
Der Titel wurde zu GameCube-Zeiten nicht besonders gut aufgenommen – zu andersartig ist das Spiel gewesen. Heutzutage (und als Mario-Fan) muss man sagen, dass die HD-Behandlung der Super Mario 3D All-Stars Collection dem Spiel schon recht gut tut. Ja, die Texturen – vor allem jene am Boden – darf man nicht zu genau betrachten, aber ansonsten hat sich der Titel gut gehalten. Es macht Freude, wie verrückt durch die einzelnen Levels zu springen, und generell ist Super Mario Sunshine ein sehr farbenfrohes Game geworden. Die Wasserpistolenmechanik ist aber auch heutzutage äußerst gewöhnungsbedürftig, so viel sei dazu gesagt.
Auch in diesem Spiel ist einiges zu entdecken, so könnt ihr etwa durch ein verdecktes Röhrensystem schnell in der Welt des Games herumkommen. Die etwas langatmigen Dialoge sind glücklicherweise schnell weitergedrückt, und auch an die sonstigen Befindlichkeiten gewöhnt man sich schnell. Was die Steuerung von Super Mario Sunshine angeht, sie ist wohl der Schwachpunkt dieses Titels. Erst, wenn ihr euch daran, an die teils störrische Kamera und den dadurch hohen Schwierigkeitsgrad gewöhnt habt, entfaltet sich das Spaßpotenzial des Games. Dann, und nur dann, verdient dieser Ableger seine sieben Punkte von zehn in der Einzelwertung.
Super Mario Galaxy (Wii, 2007)
Hach ja. Als Nintendo-Fan muss ich mich outen, denn ich habe sowohl Super Mario Galaxy als auch seinen Nachfolger damals beide binnen eines Wochenendes durchgespielt. Dementsprechend habe ich mich gefreut, dass dieser Titel das HD-Upgrade erhalten hat und in der Super Mario 3D-All Stars Collection vorkommt. Was soll man sagen? Super Mario Galaxy sieht schon sehr gut aus und kommt einem Super Mario Odyssey verdammt nahe. Dazu kommen die Optimierungen für jede Steuerungsart der Nintendo Switch, und die Full HD-Auflösung bei flüssigen 60 Bildern pro Sekunde erledigt den Rest.
In Super Mario Galaxy sammelt ihr im Weltall Power-Sterne, um euren Raumschiff-Antrieb zu verbessern. So kommt ihr weiter im Universum umher und könnt schließlich den Unhold Bowser, der die Prinzessin entführt hat, zum Duell herausfordern. In diesem Spiel hat sich die Kreativabteilung so richtig ausgetobt: Von interessanten Gravitationsexperimenten mit runden Planeten, cooler Einbindung der Steuerung und Sternensplitter, neuen Gegnerarten und einer grandiosen Präsentation angefangen bis hin zu Geheimleveln, die es absolut in sich haben, hat Super Mario Galaxy mit Abstand das abwechslungsreichste Gameplay zu bieten.
Die Technik von Galaxy
Wie vorhin angesprochen respektiert die Super Mario 3D-All Stars Collection jede von euch gewählte Steuerung. Spielt ihr im Handheldmodus, dürft ihr etwa den Touchscreen für gewisse Interaktionen (Sternensplitter sammeln und schießen, Gravitationsmanipulation etc.) verwenden. Mit losgelösten Joy-Cons simuliert ihr das Erlebnis der Wii-Controller: Die R-Taste zentriert den Zielstern, und durch Bewegung eures Handgelenks steuert ihr den Cursor herum. Aber auch der Pro Controller wird prima unterstützt, den müsst ihr halt als Ganzes leicht bewegen!
Sowohl die Grafik als auch die Steuerung von Super Mario Galaxy verdient in dieser Aufmachung die absolute Höchstwertung. Die teils sehr verhaltensauffälligen Kameraeinstellungen sind dem ungewöhnlichen Gameplay des Titels geschuldet, und man hat sich spätestens in der zweiten Welt komplett daran gewöhnt. Es macht immense Freude, die kreativen Ergüsse des Games zu erleben und durchzuspielen. Warum allerdings Super Mario Galaxy 2 nicht in Super Mario 3D-All Stars ist, bleibt fraglich. Müsste ich das Spiel einzeln bewerten, würde ich neuneinhalb von zehn Punkten vergeben – und das auch nur, weil der Nachfolger ein Quäntchen besser ist!
Wozu die Super Mario 3D-All Stars Collection?
Aus der Sicht von Nintendo macht es Sinn, die absoluten Best-of-Games nochmal neu aufzulegen. In meinem Fall hat es super funktioniert: Auch im Jahre 2020 habe ich über eine Woche lang nichts anderes gespielt als Super Mario 3D-All Stars. Nicht, weil ich es für diesen Testbericht musste, sondern weil die Titel so eine Faszination ausüben. An Alternativen hätte es mir bestimmt nicht gemangelt, aber die Super Mario-Spiele machen einfach immer Spaß. Genauso lustig ist, dass ihr für alle drei Spiele eine komplette Soundtrack-Edition im Hauptmenü dazubekommt. Euch erwarten 36, 58 und 81 Titel für Mario 64, Sunshine und Galaxy – einfach zum Träumen!
Einen etwas befremdlichen Zugang hat Nintendo für den Verkauf der Super Mario 3D-All Stars Collection gewählt. Die Sammlung wird nämlich ab dem 18. September 2020 erhältlich sein, und zwar exakt bis zum 31. März 2021. Danach könnt ihr das Spiel jederzeit wieder herunterladen, falls ihr es zuvor gekauft habt – Neu-KäuferInnen sehen dann aber durch die Finger. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass ab April 2021 die Collection verschwindet, aber die einzelnen Titel zu kaufen sind, vermutlich für je 29,99 Euro, Fans greifen aber ohnehin sofort zu. Wäre hier Super Mario Galaxy 2 enthalten, wäre diese Collection ein absoluter Pflichtkauf – so polarisiert sie aber.
Ein Titel grandios, einer toll, und einer Durchschnitt
Die Super Mario 3D-All Stars Collection kommt zu einem interessanten Zeitpunkt. Natürlich, der Klempner wird 35 Jahre alt, aber ein Muster ist schon ersichtlich: Super Mario 64 (1997), Super Mario Sunshine (2002), Super Mario Galaxy (2007), New Super Mario Bros. Wii U (2012) und Super Mario Odyssey (2017) scheinen einen Fünf-Jahres-Rhythmus vorzugeben. Aus aktueller Sicht warten wir als noch exakt zwei Jahre bis zum nächsten großen Super Mario-Titel. Ist daher diese Collection ihr Geld, nämlich doch stolze 60 Euro, uneingeschränkt wert? Fans orten nämlich eine billige Geldmacherei, und ganz so einfach ist es dann auch nicht.
Was Super Mario 64 angeht, lohnt sich der Kauf nur bedingt. Es sieht besser als das N64-Original aus (habe ich getestet!), bleibt aber nun mal ein über 20 Jahre alter Titel! Dafür legen Sunshine und Galaxy eben genau wegen der HD-Behandlung eine ordentliche Schippe drauf, die auf aktuellen Riesen-HD-Fernsehern nicht nur Riesenspaß macht, sondern auch ziemlich gut aussieht. Die Ladezeiten und die Steuerung sind Switch-gerecht, Letztere ist im Rahmen der Möglichkeiten voll optimiert worden. Wenn ihr die alten Spiele geliebt habt oder sie gar nicht erst kennt, solltet ihr auf die offizielle Seite reinschauen – es sind die besten Versionen dieser Games!