Super Mario Maker 2 Test: Bunter Baukasten mit unendlichen Möglichkeiten und einem Manko
Super Mario Maker 2 bietet euch mit seinem Leveleditor ein Kreativwerkzeug, welches ungeheuer vielfältig ist und euch Items, Blöcke und Werkzeuge aus der gesamten Mario-Historie verwenden lässt. Nicht nur selber bauen ist angesagt, die User generierten Levels können heruntergeladen und gespielt werden. Im Gegensatz zu Super Mario Maker gibt es nun außerdem einen Abenteuermodus, der als Kampagne dient. Wie sich Nintendos zweiter Baukasten schlägt, erfahrt ihr im Test.
Ein Querschnitt durch das Mario-Universum
Im Laufe seiner Karriere hat Mario schon einiges mitgemacht. Er spielt Golf und Tennis, fährt Kart, ja ist sogar Doktor und war schon auf vielen verschiedenen Partys. Dabei vergisst man schnell, dass der Hauptberuf des Klempners einfach nur darin besteht in 2D-Levels vom Start bis zum Ziel zu laufen. Auch in Super Mario Maker 2 wird diese Kerndisziplin genutzt und bedient sich bei ihren Inhalten an Super Mario Bros. (NES), Super Mario Bros. 3 (NES), Super Mario World (SNES), Super Mario Bros. U (Wii U) und Super Mario 3D World (Wii U). Auch die Grafik wird aus diesen Spielen entnommen. Das Coole daran ist, dass neuere Inhalte, die es damals am NES noch gar nicht gab, ebenfalls nun auch in der alten Pixelgrafik dargestellt werden können. Auf Knopfdruck kann zwischen den verschiedenen Stilen gewechselt werden.
Spielen VS Bauen
Die große Frage, die sich bei Super Mario Maker 2 stellt ist, spielt man sich lieber durch Jump&Run-Levels oder ist man der geborene Baumeister und kreiert diese? Trifft beides zu, dann ist das Spiel wie geschaffen für euch. Könnt ihr euch nur für eine der beiden Optionen interessieren, dann kann euch dieser Titel trotzdem noch viel bieten. Stellen wir die Baumeister fürs Erste hinten an und widmen wir uns den SpielerInnen, also all jenen, die gerne mit Mario durch 2D-Levels hüpfen. Damit man sofort loslegen kann hat Nintendo knapp über 100 Levels aller Couleur selbst gebaut und diese in einen Abenteuermodus verpackt.
Hinein ins Abenteuer
Der Modus stellt sozusagen die Kampagne des Spiels dar und Mario muss Peach und den Toads helfen ihr Schloss wieder aufzubauen. Das geht aber nicht ohne Münzen, weshalb Mario von unterschiedlichsten NPCs Aufträge annimmt und dabei reihenweise Levels bezwingt. Nach jedem Abschluss erhält man eine Summe an Münzen und darf natürlich auch das in der Stage gefundene Kleingeld behalten. Es gilt daher wie in jedem 2D-Mario der letzten Jahre sich gut umzusehen, Geheimnisse aufzudecken und so nebenbei möglichst viele Münzen zu sammeln. Nur dann kann Stück für Stück Peachs Schloss wieder aufgebaut werden.
Aufbauarbeiten
Das klingt im ersten Moment monoton, Nintendo lässt euch aber am Grundstück bzw. der Baustelle frei herum laufen und hält einige Überraschungen versteckt. So könnt ihr z.B. Aufträge finden, die euch bunte Blümchen im Vorgarten bescheren. Ja das klingt extrem kitschig. Ich habe mich aber trotzdem immer wieder selbst dabei ertappt mich über die unsinnigsten Kleinigkeiten zu freuen, da diese so liebevoll und niedlich gestaltet wurden. Der Abenteuermodus ist von seinen Levels sehr abwechslungsreich und schön gemacht. Dieser neue Modus ist definitiv nicht nur etwas für die klassischen SpielerInnen, sondern auch für euch BaumeisterInnen in spe gedacht.
Inspirationsquelle
Das liegt vor allem an der großen Vielfalt der Levels. Es gibt Rätselabschnitte, wo es Schlüssel zu suchen gibt, Unterwasser-, Lava- und Röhrenlevels und vieles mehr. Das Spiel führt euch an neue Gegenstände wie ein Förderband oder einen Greifer heran, der Items, Gegner aber auch Mario selbst schnappt und in der Luft hält. Hier wird die klassische Nintendo-Magie eingesetzt, die wir z.B. auch aus The Legend of Zelda kennen. Ihr werdet an ein neues Item bzw. eine neue Mechanik behutsam ran geführt und könnt diese dann gleich on the fly ausprobieren und in der Umgebung erproben. Dadurch wird euch ständig etwas ganz zwanglos und spielerisch neu beigebracht, ganz ohne Textbox oder langwieriges Tutorial. Die Levels geben euch dann durch ihre Anordnung Hinweise, wie ihr Gegenstände miteinander kombinieren könnt. Auch wenn ihr eigentlich nur Levels bauen wollt. Schaut euch den Abenteuermodus genau an, denn er lehrt euch einiges über Mechaniken aber auch über den Jump&Run-Flow und gutes Timing. Außerdem hat mich die Kampagne auch zu eigenen Ideen inspiriert.
Einarbeitung
Das Bauen an sich geht gut und ist prinzipiell kinderleicht. Die Steuerung ist zu Beginn aber doch gewöhnungsbedürftig, gerade am Fernseher, ganz ohne Touchsteuerung. Daran muss man sich erst anpassen und auch die Tools, wie Mehrfachauswahl und die Copy&Paste-Funktion muss man erst kennen und beherrschen lernen. Hat man sich dann eingelebt, erhält man Zugang zum vielfältigen Mario-Universum mit all seinen unzähligen Möglichkeiten. Es würde einfach zu lange dauern hier alle Feinde, alle Blöcke etc. aufzuzählen, weshalb ich euch meine Highlights schildern werde (interessiert ihr euch für alle Inhalte, werft einen Blick in die verlinkte Nintendo Direct zum Spiel).
Gumbaturmbau zu Babel
Was macht man als aller Erstes auf einer weißen Seite, bzw. einem leeren Level? Richtig, man platziert den ersten Gumba. Doch halt, ich kann auch Gumbas stapeln und damit Gumba-Türme bauen. Ich kann ihnen Flügel verpassen, sie in eine Wolke setzen, sie mit einem Fallschirm vom Himmel segeln lassen oder mit einem Pilz vergrößern. Allein diese Beispiele könnt ihr mit beinahe jedem Gegnertypus durchführen. Das Spiel macht natürlich auch nicht vor Kugelwillis (wahlweise zielsuchend oder riesengroß), Kanonenkugeln oder anderen Geschossen halt.
Sonne und Mond
Wir alle kennen außerdem Unterwasserwelten und dergleichen. Jetzt gibt es aber Sonne und Mond und damit auch Tag- und Nachtwechsel. Während die Sonne einfach nur lästig ist und nach eurem Leben trachtet, beseitigt der Mond alle Gegner am Bildschirm. Damit aber nicht genug. Das Spiel wechselt in den Nachtmodus, wodurch es dunkel wird und den Mario-Themesong in eine Art Schlaflied verwandelt. Aber auch das Gameplay ändert sich: auf der Oberwelt beginnen Gumbas zu schweben, in der Unterwelt wird von nun an die Schwerkraft auf den Kopf gestellt. Sogar Level-Ups verwandeln sich und werden zu Killerpilzen. Der Mond bringt noch einige weitere Änderungen mit sich, die ich an dieser Stelle aber nicht verraten möchte.
Eine Sache der Einstellungen
Super Mario Maker 2 hat unfassbar viele dieser kleinen Details und dafür muss man es einfach mögen und schätzen. Mario kann sich jetzt z.B. auch in Knochentrocken Panzer setzen und so durch Lava navigieren. Per Knopfdruck spielt er sogar tot und verwandelt sich in ein unverwundbares, aber unbewegliches Knochengerüst. Apropos Lava, ihr könnt Feuer, aber auch Wasser im Level dynamisch ansteigen lassen. Es gibt außerdem die Möglichkeit, dass eine Stage nach euren Vorgaben mitscrollt und Mario nicht aus dem sich bewegenden Bildschirm fallen darf.
Eine Taube eilt zur Hilfe
Der Baumodus bietet einen der kreativsten Erlebnisse, die es auf der Switch gibt und ich habe trotz einiger Stunden Bauens nur an der Oberfläche gekratzt. Übrigens, um neue Dinge dazu zu lernen hat Nintendo „Yamamuras Dojo“ mitgeliefert. Dort erklärt einem Nintendos Level-Designer Yasuhisa Yamamura in Form einer Taube (Japaner!) die Mechaniken und gibt auch Input zu neuen Levelideen, sowie Tipps und Tricks. Das wirkt zuerst etwas trocken, gerade die Profi-Tipps können aber sehr hilfreich sein. Hat man dann viel Schweiß und Mühe in ein Level gesteckt, kann man es hochladen. Damit es keine unmöglichen Levels gibt, muss man es aber vorher einmal ins Ziel schaffen. Erst dann kann es auch von anderen Spielerinnen und Spielern ausprobiert werden.
„Unendlich“ neuer Content
Nun sind wir beim Bereich „Levels aus aller Welt“ angekommen. Dort könnt ihr Welten von anderen SpielerInnen on the fly selbst ausprobieren oder sogar herunterladen und offline spielen. Damit man nicht den Überblick verliert gibt es Tags, mit denen man z.B. nach Rätsellevels oder “kurz und knackig“ filtern kann. Per Like oder Dislike werden Levels außerdem auch nach Beliebtheit gereiht. Eure Online-Präsenz wird zwangsweise von einem Mii dargestellt, den ihr verpflichtend erstellen müsst. Für den Mii könnt ihr dann lustige Kostüme und Gewand freischalten. Riecht nach Microtransactions, ist bisher aber alles freispielbar und nicht kaufbar.
Neue Online Modi
Da das einzelne Aussuchen von Levels irgendwann nicht mehr so viel Spaß macht, hat sich Nintendo einiges überlegt. Im Endlosmodus müsst ihr je nach Schwierigkeitsgrad mit fünf oder mehr Leben, so lange Levels absolvieren, bis alle Leben aufgebraucht wurden. Dabei gibt es sogar weltweite Rankings zu erklimmen. Außerdem könnt ihr online mit bis zu vier SpielerInnen Levels kooperativ meistern. Sobald einer von euch das Ziel erreicht, ist die Stage geschafft. Wie beim Endlosmodus folgt Schlag auf Schlag ein Level nach dem anderen. Dasselbe gibt es natürlich auch gegeneinander, was mir mit Abstand die größte Freude bereitet hat. Es gibt einfach nichts Schöneres als kurz vorm Ziel die Konkurrenz in die Lava, den Abgrund oder die vielen anderen Todesfallen zu schubsen. Chaos und Slapstick sind hier vorprogrammiert und sorgen für großen Spaß.
Kein Spielen mit Freunden
Und jetzt folgt leider das große Aber. Dies ist nur online möglich bzw. mit anderen Switches lokal, die ebenfalls das Spiel besitzen. Nintendo gibt zwar im hauseigenen eShop auch lokal auf einer Switch vier SpielerInnen an, das hat aber einen Haken. Nur wer die Levels wirklich herunterlädt (bzw. auch die eigens kreierten) und auf der eigenen Switch abspeichert, kann diese auch zu viert spielen. Die oben genannten Modi müssen zwangsweise online oder mit mehreren Switches gespielt werden. Es gibt keinen klassischen Couchkoop! Ich darf nicht mit meinen Freunden gemeinsam vor einem Fernseher spielen, sondern werde genötigt mit Fremden zusammen zu zocken, die ich nicht einmal hören kann. Ich möchte Nintendo nichts unterstellen, aber wenn es möglich ist zu viert online zu spielen, sollte dies lokal doch auch technisch umsetzbar sein. Es wirkt hier zumindest so, als würde man um jeden Preis versuchen die Nintendo Mitgliedschaft (20 Euro pro Jahr) an den Mann bzw. die Frau und natürlich auch die Kinder zu bringen.
Fazit: Trotzdem ein Erfolg
Ich schätze das Spiel sehr. Der Abenteuermodus ist liebevoll gemacht und der Baumodus ist wahnsinnig kreativ, leicht zu erlernen und doch so mächtig und genial. Auch die neuen Online-Modi machen mir, wie schon erwähnt sehr viel Spaß, aber gerade diese möchte ich mit Freunden bei mir Zuhause auf der Couch nutzen, ohne dabei vier Switches und vier mal eine Kopie von Super Mario Maker 2 zu besitzen. Würde dasselbe Prinzip auch für ein Mario Kart, ein Super Smash Bros. oder ein Mario Party gelten, ich würde keine Nintendo Switch besitzen. Wer online spielen will, muss zahlen. Das haben Microsoft und Sony vorgemacht und ist Branchen üblich. Es aber lokal gar nicht möglich zu machen, bzw. nur sehr eingeschränkt, das ist neu für Nintendo und für mich ein sehr bedenklicher Schritt. Für mich verliert das Spiel dadurch deutlich an Potenzial. So viel sei aber auch noch gesagt: Wer das Spiel ohnehin mehr als Singleplayer (oder eben online) bzw. auch im Baumodus verwenden möchte, erhält trotzdem ein großartiges Paket voller liebevoller Details, Ideen und kreativer Gestaltungsmöglichkeiten. Super Mario Maker 2 ist trotzdem ein verdammt gutes Spiel geworden. Ich persönlich habe aber leider einen Dämpfer bekommen.