Terror in Tokio Vol. 1 (Blu-ray) im Test
Begrüßt mit mir das neueste Werk von Shinichirō Watanabe, dem Erschaffer von Kultanimes wie Cowboy Bebop und Samurai Champloo: Terror in Tokio. Nach Space Dandy, einer albernen Weltraum-Opera mit einem Elvis-Verschnitt in der Hauptrolle, widmet sich der Animemeister einem ernsteren Thema: Terroranschlägen. Was euch in Terror in Tokio erwartet, erfahrt ihr in meinem Testbericht.
Facts
Genre: Action, Anime, Thriller
Verlag: Universum Anime
Regisseur: Shinichirō Watanabe
Release: 29. Mai 2015
Könnt ihr das Rätsel lösen?
Terror in Tokio Vol. 1 startet fulminant: In einer nuklearen Wiederaufbereitungsanlage wird eine beachtliche Menge Plutonium gestohlen. Die zwei Räuber gehen bei dem Überfall perfekt vorbereitet zu Werk. Alles funktioniert wie ein Schweizer Uhrwerk, und so gelingt den beiden ohne große Mühen die Flucht. Die einzige Spur, die sie hinterlassen, ist die Nachricht „VON“, die sie mit roter Farbe vor einer Kamera in dem Atominstitut auf den Boden gesprüht haben.
Szenenwechsel: Wir befinden uns in Japan, genauer gesagt in der Hauptstadt Tokio. Ein Mädchen namens Lisa steht am Beckenrand eines Schwimmbads, und ein paar Mitschülerinnen drängen sie, angezogen ins Wasser zu springen. Das Mobbing beobachten die beiden Teenager Tōji und Arata, die gerade in der Metropole angekommen sind. Tōji kann dabei nicht zusehen: Um die Situation zu entschärfen, springt er kurzerhand samt seiner Kleidung und einem Lächeln im Gesicht ins Wasser. Lisa, die deprimiert und unglücklich wirkt, schöpft durch die unerwartete Rettung Kraft und Hoffnung. Die braucht sie auch, denn in der Schule ist sie ein Mobbingopfer, und zu Hause wartet ihre Mutter, die von ihrem Mann, Lisas Vater, sitzen gelassen wurde ihre Tochter mit SMS und Anrufen über den ganzen Tag regelrecht terrorisiert.
An andere Stelle fristet der strafversetzte Polizist Shibazaki Kenjirou sein Dasein im Archiv. Sein Kollege schaut auf einer Internetplattform sinnlose Videos; unter anderem sieht er eine Katze, die einen „Moon Walk“ hinlegt. Doch dann entdeckt er ein äußerst interessantes Video, in dem zwei Masken tragende Jugendliche, die sich selbst nur Sphinx eins und Sphinx zwei nennen, verlautbaren, dass am nächsten Tag Tokio ab drei Uhr in Dunkelheit gehüllt sein werde und auch mit Funkenflug zu rechnen sei. Er tut das Video als Teenagerscherz ab: ein Fehler, wie sich am nächsten Tag herausstellt. Denn pünktlich um 15:00 Uhr Ortszeit gibt es, wie angekündigt, im Shinjuku-Bezirk einen Stromausfall. Shibazaki erinnert sich an das Video des Vortags, als plötzlich einige Bomben im Gebäude der Stadtverwaltung explodieren. Besteht ein Zusammenhang zwischen dem Video und dem Anschlag, oder war es nur purer Zufall? Der ehemalige Topermittler, der, wie sich später herausstellt, ein Autoritätsproblem hat und deshalb strafversetzt wurde, scheint der Einzige bei der Polizei zu sein, der es mit den Terroristen aufnehmen kann. In weiterer Folge stellen Sphinx eins und zwei per Video immer wieder neue Rätsel. Wenn es Shibazaki und seinen KollegInnen gelingt, die Lösung zu finden, können sie die Anschläge verhindern; wenn nicht, gibt es weitere Explosionen.
Bild und Ton
Für die Animation zeichnet das hierzulande eher unbekannte Studio MAPPA, das erst vor rund vier Jahren gegründet wurde, verantwortlich. Wie man schon im Trailer sieht, legt das Studio unter der Leitung von Regisseur Shinichirō Watanabe großen Wert auf eine authentische Darstellung der Szenerie. Zudem weist der Anime meiner Meinung nach einen großen Detailgrad, gute Farbabmischung und scharfe Kanten auf. Immer wieder kommt auch Computeranimation zum Einsatz, die endlich einmal die gezeigten Szenen unterstützt und nicht wie bei vielen anderen Animes einfach nur die Ästhetik stört.
Kommen wir mit der Synchronisation zu einem überaus wichtigen Kriterium für Anime-Veröffentlichungen im deutschsprachigen Raum. Wie man es von Universum Anime gewohnt ist, lässt die deutsche Sprachfassung keine Wünsche offen. Die Stimmen wurden gut gewählt, wobei ich anfangs Probleme mit der Synchronstimme von Tōji hatte, weil sie extrem infantil klingt. Doch im Verlauf der ersten sechs Folgen habe ich mich mit ihr ganz gut angefreundet und finde sie jetzt ebenfalls passend. Sie unterstreicht hervorragend die Wesensart des Charakters. Aus technischer Sicht erwartet euch eine DTS-HD-Master-Audio-2.0-Tonspur (Deutsch und Japanisch), die ein hervorragender Standard für eine DVD, nicht aber für eine aktuelle Blu-ray ist – das ist jedoch Jammern auf hohem Niveau. Die Geräuschkulisse, die Musik und auch die Gespräche sind ebenso sehr gut abgemischt. Bei Bild und Ton gibt es also nur minimale Abzüge.
Extras
Die Serie, die elf Folgen umfasst, wird in insgesamt zwei Volumes aufgeteilt. Vol. 1, das bereits erhältlich ist, serviert euch neben der Blu-ray in Plastikhülle einen schützenden Pappschuber, der die Blu-ray optisch wesentlich aufwertet. Einen weiteren Pluspunkt sammelt Universum Anime bei mir mit der Platzierung des FSK-Logos, das auf die Plastikschutzhülle geklebt und nicht auf den hochwertigen Pappschuber gedruckt wurde. Beim Auspacken der Blu-ray entdeckt man zudem ein Wendecover, das jeweils einen der beiden Protagonisten, Tōji und Arata, in Großaufnahme zeigt, sowie ein interessantes Booklet mit Skizzen, Infos und sogar Interviews. Außerdem presste Universum Anime das Textless Opening und Ending auf die Disc, womit auch für digitale Extras, auch wenn diese überschaubar sind, gesorgt ist.
Zusammenfassung
Shinichirō Watanabe zeigt mit Terror in Tokio, dass er auch ernste Themen nicht nur aufarbeiten, sondern auch gekonnt inszenieren kann. Das unverbrauchte Setting von zwei Teenagern, die nach Tokio kommen und Terroranschläge verüben, ist frisch und tagesaktuell. Immer wieder hört man von Terrorangriffen auf der ganzen Welt, in Animes wurde dieses Thema bislang jedoch kaum aufgegriffen. Zudem finde ich das Katz-und-Maus-Spiel, das sich bereits in den ersten sechs Folgen entwickelt, spannend. Aus technischer Sicht – sei es Bild, sei es Ton – gibt es nur marginale Abzüge, die Universum Anime mit tollen Extras und einer fairen Preispolitik aufwiegt. In einer Zeit, in der Anime-Publisher oft für drei Folgen schon rund 25 Euro verlangen, ist es eine willkommene Abwechslung, dass Universum Anime die insgesamt elf Folgen in zwei Volumes für zusammen rund 50 Euro ins Regal stellt. Shinichirō Watanabes Cyber-Thriller hat mich voll gepackt, und ich warte schon voller Vorfreude auf Volume 2, das am 10. Juli dieses Jahres auf DVD und Blu-ray erscheint.