The Great Wall-Kinokritik: Söldner auf Abwegen?
Morgen startet der Fantasy-Actionstreifen The Great Wall von Zhang Yimou in den heimischen Kinos. Ich habe mir den Film vorab angesehen und verrate euch in meiner The Great Wall-Kinokritik, ob sich der Kinobesuch lohnt.
Söldner auf Abwegen?
Eine Gruppe von Banditen reitet meilenweit – fast bis ans andere Ende der Welt –, um eine sagenumwobene Waffe zu finden, mit der man eine ganze Armee in Windeseile ausschalten kann: Schießpulver. Eines Nachts wird der Trupp von etwas überfallen, das kein Mensch ist. Nur William und Pero überleben dank ihrer jahrelangen Kampferfahrung. Sie schaffen es, dem Wesen einen Arm abzuschlagen und es im gleichen Augenblick zu töten. Doch wovor genau konnten sie sich retten? Wäre die Leiche des Feindes nicht in eine Schlucht gefallen, hätten die beiden wohl mehr Rückschlüsse ziehen können; so müssen sie mit einem abgetrennten, grünen Arm mit Klauen vorliebnehmen. Am nächsten Morgen wird die Reise fortgesetzt, und die Waffenbrüder landen vor der Chinesischen Mauer, wo sie von einer gigantischen Armee in Empfang genommen werden. Die Söldner ergeben sich und geben sich beim ersten Verhör als Händler aus. Das kauft ihnen natürlich niemand ab, und die beiden sollen in den Kerker wandern – als plötzlich ein Alarmsignal zu hören ist.
Wie ein Schweizer Uhrwerk kommt alles in die Gänge. Die Armee rückt aus, bezieht Stellung auf der Mauer, die Waffen werden in den Anschlag gebracht, und angesichts des Zeitdrucks landen William und Pero statt in einer Zelle auf der Mauer. Was sie in den nächsten Minuten sehen, hätten sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht ausgemalt. Trommeln im Stil der Samurai of Drums werden geschlagen und damit das Kampfkommando für den Fernkampf gegeben. Die beiden Gefangenen sehen ein perfekt einstudiertes Kampfverhalten einer gigantischen Armee. Jedes kleine Rädchen weiß, was es zu tun hat. Todesmutige BungeeseilspringerInnen attackieren die Angreifer, die dem Pfeilhagel der BogenschützInnen entkommen sind, aus der Luft, während NahkämpferInnen das Vordringen der Feinde auf der Mauer verhindern. Die Armee weiß offenbar, welcher Feind es auf sie abgesehen hat, während William und Pero noch immer im Dunklen tappen – bis zu dem Moment, als ein vierbeiniges, dämonenartiges Monster durchbricht und beginnt, die Mauergarnison aufzureiben. Die beiden Waffenbrüder greifen, perfekt abgestimmt wie ein Tanzduo, in das Kampfgeschehen ein und erledigen das Ungetüm. Plötzlich zieht sich die Dämonenarmee zurück. Während die getöteten Menschen über das ganze Schlachtfeld verstreut liegen, haben die Dämonen, ähnlich wie in Der 13. Krieger, alle Dämonenüberreste mitgenommen. Eine gespenstische Stimmung macht sich breit.
Das Geschick der beiden Söldner bleibt nicht verborgen. So werden sie in so manches Geheimnis der schützenden Mauer eingeweiht und in die Armee aufgenommen. Bald lernen sie Ballard, der wie sie ein Gefangener ist, kennen. Er erzählt den beiden vom Schießpulver, das er über die Jahre in der Gefangenschaft gesammelt hat, und weiht sie in einen finsteren Plan ein: Er möchte zusammen mit ihnen, die die weite Reise auf sich genommen haben, um in den Besitz des mächtigen Schießpulvers zu kommen, flüchten. Das erste Mal in ihrem Leben können William und Pero die Entscheidung für ein höheres Ziel – den Schutz der Menschheit vor den Dämonenwesen, die Tao Tei genannt werden – treffen, statt nur für Geld und Ruhm zu kämpfen …
Das Produktionsteam
Im Regiestuhl nahm Zhang Yimou Platz, der unter anderem für asiatische Kampfkunstfilme wie Hero oder House of the Flying Daggers bekannt ist. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs – im Hintergrund arbeitete eine Reihe von weltweit bekannten Filmexperten wie zum Beispiel Kostümdesigner Mayes C. Rubeo (WarCraft, Avatar), Story Writer Max Brooks (World War Z), Edward Zwick und Marshal Herskovitz (The Last Samurai), Screenplay Writer Carlo Bernard und Doug Miro (Prince of Persia), Tony Gilroy (The Bourne Legacy, Michael Clayton), Richard Taylors (Der Herr der Ringe-Trilogie), die Designfirma WETA Workshop, die für das beeindruckende Waffenarsenal verantwortlich zeichnet, Visual-Effects-Supervisor Phil Brennan (Snow White and the Huntsman, The Wolverine), der Erschaffer der Tao Tei, Samir Hoon (Star Trek Into Darkness, Hitman Agent 47), sowie viele weitere HelferInnen und StatistInnen.
Der Cast
In den Hauptrollen sehen wir Matt Damon, der den Söldner William Garin spielt. Er wurde schon in jungen Jahren in den Krieg verwickelt und ist schon für viele verschiedene AuftraggeberInnen in den Kampf gezogen. Als Waffenbruder steht ihm Pedro Pascal in der Rolle des nahkampferprobten Spaniers Pero Tavor zur Seite. Im Verlauf des Films lernen die beiden Ballard (Willem Dafoe), der einen schon seit Jahren in der Mauer gefangenen Söldner mimt, kennen. Er verfolgt seit dem ersten Tag seiner Gefangenschaft das Ziel, mit Waffen sowie Informationen zu entkommen. Abgerundet wird der Cast mit zahlreichen Filmstarts aus Asien, wie Andy Lau (House of Flying Daggers), Jing Tian, Hanyu Zhang, Lin Gengxin, Eddie Peng Yu-Yen und vielen weiteren.
The Great Wall Kinokritik
Ich muss gestehen, ich hatte mir anfangs nicht viel erwartet. Die Chinesische Mauer soll das einzige Bollwerk gegen eine Dämonenarmee sein, die nichts anderes als die Welt erobern will? Das klang für mich nach einem 0815-Fantasy-Actionstreifen. Gut, bricht man die Geschichte aufs Wesentliche herunter, ist er das auch, aber dank eines richtig guten Casts und grandiosen Screenplays sowie Visual Effects verging die Zeit im Kino wie im Flug. Die eineinhalbstündige Vorstellung unterhielt mich von der ersten bis zur letzten Minute mit coolen Kampfchoreografien, die nicht ganz so abgehoben sind wie in House of the Flying Daggers oder Hero, einem beeindruckenden Effektfeuerwerk auf dem Schlachtfeld und einem Sidekick in Form von Pedro Pascal, der mir immer wieder einen Lacher entlockte. Klar, ihr müsst euch darauf einlassen, aber wenn ihr das macht, erwartet euch richtig gutes Popcornkino.