The Legend of Zelda: Twilight Princess HD (Wii U) im Test
Zum Weihnachtsgeschäft 2006 erschien The Legend of Zelda: Twilight Princess, das noch heute bei einem unglaublichen Metacritic Score von 95 steht. Zehn Jahre später erscheint das Remake The Legend of Zelda: Twilight Princess HD für die Wii U. Ich zeige euch in meinem Test, warum der ehemalige Wii- und Gamecube-Titel noch immer ein großartiges Spielerlebnis bietet.
The Legend of Monkeys, Goats and Shadows
The Legend of Zelda: Twilight Princess HD beginnt gemächlich – so gemächlich, dass sogar den Ziegen langweilig wird, die von Link, im kleinen Dörfchen Ordon, gehütet werden. Während man sich zu Beginn noch mit Affen, Holzschwertern und den bockigen Ziegen herumschlägt, wird Link schon bald in das Schattenreich gezogen, wo er eine Metamorphose durchlebt und so im Körper eines Wolfs gefangen ist. Im Verlies von Schloss Hyrule trifft er auf die Schattengestalt Midna, mit deren Hilfe Link die Flucht ergreift. Die beiden treffen auf Prinzessin Zelda, die erzählt, dass sie, um das Leben der Bewohner von Hyrule zu retten, vor Zanto, dem selbst ernannten König der Schattenwelt, kapitulierte und damit das Land den Schatten überließ.
The Legend is still epic
Auf den ersten Blick könnten der Kampf Licht gegen Schatten und der Rette-die-Prinzessin-Quest nicht klischeehafter sein. Hat man aber die ersten ca. zehn Stunden überstanden, entwächst The Legend of Zelda: Twilight Princess HD diesem Klischee und erzählt eine Geschichte mit Tiefgang, die den einen oder anderen Plottwist mit sich bringt. Besonders in der ersten Hälfte des Spiels erinnern Gameplay und Story stark an eine Mischung aus Ocarina of Time und Majoras Mask, was so problemlos als Kompliment aufgefasst werden sollte. Ein gutes Beispiel dafür ist Midna, Links Begleiterin während des gesamten Abenteuers. Ähnlich wie Taya (die Fee aus Majoras Mask), ist auch Midna gezwungen, mit Link zusammenzuarbeiten. Neben nützlichen und weniger nützlichen Hinweisen (Sichtwort: „Hey listen!“) ist sie aber auch als Charakter sehr interessant, da sie quasi keine Einführung bekommt. Während dem Spielen möchte man mehr über Midnas Motive erfahren. Wo kommt sie her, warum ist sie jetzt in Hyrule und weshalb hilft sie Link überhaupt? Die Dialoge mit Midna und aber auch mit anderen anderen Charakteren sind manchmal zwar etwas überzogen und nicht vertont. Im Fall von The Legend of Zelda: Twilight Princess HD ist das ein Vorteil, denn so kann meine Fantasie die Vertonung übernehmen, ohne zu oberflächlich oder sogar peinlich zu werden. Viel wichtiger sind aber ohnehin die Dinge, die nicht gesagt werden, denn mit geschickten Kamerafahrten, atmosphärischen Settings und dem grandiosen Soundtrack schafft es The Legend of Zelda: Twilight Princess HD ganz ohne Worte viele, fesselnde Ereignisse zu erzählen.
The Legend of nine great Dungeons
Aber nicht nur die Geschichte fesselt, auch das Gameplay lässt keine Wünsche offen. Sehr vereinfacht runtergebrochen, spult Nintendo folgende Dauerschleife ab: Suche nach dem Tempel, meistere den Tempel selbst und besiege den Boss. Was zunächst sehr simpel wirkt, funktioniert aber extrem gut, denn The Legend of Zelda: Twilight Princess HD schafft es, die Spielelemente und die Geschichte miteinander zu verweben und in diesem Rahmen viel Abwechslung reinzubringen. Außerdem hat man es besonders bei den Tempeln und ihren Örtlichkeiten geschafft, eine großartige Balance aus altbekannten, aber neu interpretierten Arealen (z.B. Wasser- und Feuertempel) und ganz neuen Passagen herzustellen. Leider gibt es auch bei diesem Zelda-Titel nach ungefähr 2/3 des Spiels einen künstlichen Zeitstrecker. Der ist aber verschmerzbar, denn die Rätsel und Kämpfe, die die Tempel zu bieten haben, halten mich als Spieler an der Stange. Sobald eine Aufgabe erledigt ist, erhält man auch schon die nächste und mit dieser ständigen Karotte vor Augen erzeugt Nintendo nach dem eher mauen Anfang eine packende Sogwirkung.
The Legend of King Bublin
Natürlich gibt es auch abseits dieser Routinen immer wieder neue Dinge zu entdecken. Zum Beispiel Herzteile, Rubine, Flaschen, Bombentaschen und größere Geldbörsen, die mittlerweile schon zum Zelda-Standardrepertoire gehören, bieten immer wieder kleinere und größere Belohnungen. Das Erkunden bzw. die damit einhergehenden Minispiele lockern das Gesamtgeschehen angenehm auf. Überhaupt gelingt es The Legend of Zelda: Twilight Princess HD mit den verschiedensten Kniffen die Spielerinnen und Spieler in die Welt eintauchen zu lassen. Neben den stimmigen Landschaften tragen auch Charaktere, wie der feindlich gesinnte König Bublin, eine Art riesiger Ork, der auf einem Wildschwein reitet, dazu bei, sich in Hyrule daheim zu fühlen. Der König der Bullbos nimmt nicht nur eine tragende Rolle in der Geschichte ein, er tauch auch immer wieder in neuen Arealen auf und fordert Link zum Kampf heraus.
The Legend of a Stalfos
Wo wir gerade beim Kampf sind, durch die Wii U fällt die ständige Fuchtelei mit der Fernbedienung aus, die auf der Wii Links Schwerthiebe auslöste. Zwar beginnt das Spiel, für mich als alter Zelda-Veteran, etwas zu leicht, der Schwierigkeitsgrad wird aber nach und nach erhöht. Außerdem ist das Kampfsystem, inklusive Anvisieren der Feinde befriedigend und funktioniert hervorragend. Zu jedem Zeitpunkt macht Link exakt den Schwertstreich, der von mir vorgegeben wird. Außerdem lernt er immer wieder neue Schwerttechniken kennen, wodurch das Moveset komplexer und variabler wird. Doch das Schwert ist bei Weitem nicht die einzige Waffe, die Link bei sich trägt. Ob Bogen, Bumerang, Bombenpfeil oder Morgenstern, viele Items erweitern die Optionen, während des Kampfs und schalten in bester Castlevania-Manier neue Wege frei.
The Legend of Zelda-Remakes
Alle Gegenstände können on-the-fly oder mit pausiertem Menü nun am Touchscreen des Gamepads, per Drag and Drop ausgewählt und ausgerüstet werden. Außerdem kann dort, wie schon beim Remake von Wind Waker, jederzeit eine Karte des Dungeons oder der Oberwelt eingeblendet werden. Zielt man mit einer Distanzwaffe, z.B. dem Bogen, dann kann optional auch per Bewegungssteuerung gezielt werden. Das ist meiner Meinung nach aber eher unnötig und ungenau, weshalb ich es von Anfang an deaktiviert habe.
Am deutlichsten spürbar ist selbstverständlich das grafische Update. Alles ist nun in knackigem HD gehalten, allerdings hat sich Nintendo diesmal nicht die Mühe gemacht, die Charaktermodelle und deren Animationen auszutauschen, wie das noch bei Wind Waker HD der Fall war. Außerdem merkt man The Legend of Zelda: Twilight Princess HD an, dass es im Vergleich zu heutigen Grafikstandards etwas leer und undetailliert wirkt. Interessanterweise überträgt diese Leere aber auch ein Gefühl von Einsamkeit und lässt Steppen und Täler größer und imposanter wirken. Alles in allem ist The Legend of Zelda: Twilight Princess HD keine grafische Schönheit mehr, weiß aber gut seine Schwächen zu kaschieren und zeichnet eine stimmungsvolle Welt.
The Legend of Zelda: Twilight Princess HD
So groß wie der Unterschied zwischen Licht und Schatten ist auch der Anfang und der ganze, große Rest von The Legend of Zelda: Twilight Princess HD. Was habe ich mich rumgeärgert mit diesem langatmigen, langweiligen Auftakt. Und dann passiert es: Nach ein paar Stunden beginnt das tatsächliche Spiel und innerhalb kürzester Zeit hat mich The Legend of Zelda: Twilight Princess HD wieder gepackt. Schnell sind dank der altbewährten Zelda-Formel alle Spielstreckungen und kleineren Nervigkeiten vergessen. Jedem Tempel fiebere ich entgegen und am Ende eines jeden Dungeons erwartet mich als Belohnung ein cooler und imposanter Bossfight. Gerade der letzte Kampf ist mehrstufig, fordernd und löst bei mir noch immer wohlige Gänsehaut aus. Apropos Gänsehaut, auch der grandiose Soundtrack, den mir Nintendo schon über Jahre hinweg quasi indoktriniert, funktioniert wieder fantastisch und erzeugt in Kombination mit der Spielwelt eine atemberaubende Atmosphäre. Auch wenn The Legend of Zelda: Twilight Princess HD nicht mehr ganz zeitgemäß ist, ist es doch ein Muss für jeden Videospielfan. Die Vielfalt und die Liebe zum Detail, die Nintendo hier an den Tag legen, sind schlicht und ergreifend immer noch beeindruckend.