The Messenger Review: Beinahe ein Ninja-Meister
Als spiritueller Nachfolger des NES Klassikers Ninja Gaiden (in Europa als Shadow Warrior erschienen) hat The Messenger große Fußstapfen zu füllen. Publiziert von Devolver Digital und entwickelt vom kanadischen Team Sabotage Studios, will The Messenger abwechslungsreiche Plattformer-Challenges, satirische Spitzen und viel 8- und 16-Bit Nostalgie bieten. Ganz recht, in The Messenger wechselt ihr zwischen der Gegenwart und Zukunft und damit von klassischen 8-Bit Pixeln zu farbenfrohen 16-Bit Sprites. Doch dazu später mehr.
Pixel-Perfektion und Chiptune-Champions
Das Offensichtliche aus dem Weg: The Messenger ist ein optischer Augenschmaus! Pixel-Art erfreut sich in den letzten Jahren großer Beliebtheit und Sabotage Studios bietet hier sowohl 8-Bit Pixel-Art im Stile klassischer NES-Titel, als auch 16-Bit Sprites, wie man sie in SNES-Spielen findet. Einer der besten Momente in The Messenger ist der erste Wechsel von 8- auf 16-Bit: Das Outfit unseres Protagonisten, die Umgebungsdetails und sogar die Chiptune-Musik verändern sich. Der Messenger hat sich bewiesen und wurde in die Zukunft geschickt – und der Look und Klang des Spiels transportiert dieses Gefühl der Würdigkeit.
Neben der Optik, trägt auch die Akustik seinen Teil zum Retro-Genuss von The Messenger bei. Der von Rainbowdragoneyes erstellte Soundtrack ist ein Chiptune-Meisterwerk, das sich zusammen mit einwandfreiem Sound-Design zu einem Klang verbindet, wie der SNES ihn gerne gehabt hätte. Unterstützt wird das Ganze von Details wie gedämpftem Sound unter Wasser und die richtige Mischung aus epischen Stücken und heiter-frechen Tönen, die das besondere Etwas ausmachen.
Das Spiel mit dem Cliqué
Die Story von The Messenger ist in ihrem Kern eine recht simple klassische: Der Ninja-Clan des Protagonisten stellt die letzten Überlebenden Menschen dar, die als einzige einen Krieg gegen eine Dämonen-Armee vor Äonen überlebten. Laut Prophezeiung, soll diese Armee eines Tages zurückkehren und kann nur vom vorhergesagten “Westlichen Helden” aufgehalten werden.
Zu Beginn des Spiels tritt diese Prophezeiung ein (Surprise!) und der verspätete verdächtig mongolisch-anmutende Westliche Held (Westlich ist schließlich eine Frage der Perspektive) rettet unseren Protagonisten als einzigen vor dem Dämonenkönig. Wir werden zum Messenger ernannt und müssen eine alte Schriftrolle auf den höchsten Punkt des Berges zu drei Weisen bringen. Unser Abenteuer hat begonnen.
So weit, so Cliqué. Doch was The Messenger besonders macht, ist nicht der Plot sondern die Art und Weise, mit der die Story erzählt wird. Sich 30 Jahre Videospiel-Cliqués bewusst, ist die Welt von The Messenger voll von klassischen Monstern, Parodien auf bekannte Boss-Archetypen und sarkastische Kapuzengestalten, die laufend die vierte Wand durchbrechen.
Ninja-Techniken & Gameplay-Hürden
Der Plattformer im Stile des 1988er Ninja Gaiden möchte entsprechend fordernd sein. Man beginnt mit der Basis-Technik des Cloud-Steps, der nach einer erfolgreichen Luft-Attacke einen zweiten Jump freischaltet – quasi Double-Jump mit einem Twist. Im Laufe des Spiels erhaltet ihr Tools vom mysteriösen Kapuzen-Shopkeeper. Darunter klassische Ninja-Tools wie Kletterkrallen, Rope-Darts (aka Grappling-Hooks) oder auch einen Gleit-Anzug. Mit Hilfe der von euch eingesammelten Timeshards, schaltet ihr außerdem zusätzliche Upgrades (HP-Plus, Unterwasser-Dash etc.) frei.
Eine große Stärke von Sabotage Studios Ninja-Game sind die perfekt aufeinander abgestimmten Mechaniken, mit denen ihr besagte Tools anwendet. Phasenweise fühlt man sich wie ein wahrer Ninja-Meister, wenn man über die Köpfe fliegender Monster Cloud-Stepped, sich mit einem Rope-Dart quer durch eine stachel-bewährte Schlucht katapultiert, die nächste Wand mit den Kletterkrallen erklimmt und sich auf der andren Seite mit dem Gleit-Anzug elegant gen Tal treiben lässt.
Leider kommt dieses Gefühl nicht mehr als phasenweise auf. Die kanadischen Entwickler bestrafen Spieler-Fehler teilweise unbarmherzig mit hohem HP-Verlust bei der kleinsten Berührung von Dornenwänden. Das kann in Kombination mit nur 3/5 HP beim Respawn zu frustrierenden langen Wiederholungsläufen führen, zumal Checkpoints teilweise weit auseinander liegen.
Die Wege eines Ninjas
In der zweiten Hälfte von The Messenger verwandelt das Spiel sich in ein Metroidvania, das euch viele inzwischen bekannte Wege erneut beschreiten lässt. Diesmal seid ihr allerdings bereits gut ausgerüstet und erschließt außerdem neue Wege mit Hilfe der Time-Shifts, die The Messenger zwischen 8- und 16-Bit wechseln lässt und dabei das Level-Layout verändert. Auch dieses Feature ist in der Ausführung leider suboptimal, da das laufende Back-Tracking zu Time-Shift-Locations mehr Zeit in Anspruch nimmt, als es Spaß macht.
Es ist noch kein Sensei vom Himmel gefallen
The Messenger ist ein Plattformer mit perfekt ineinandergreifenden Mechaniken, jeder Menge Pixel-Kunstfertigkeit, einem großartigen Soundtrack und jeder Menge selbst-satirischen Humors. Lediglich die teilweise zu unbarmherzige Bestrafung von Spieler-Fehlern und das wiederholte Back-Tracking in der zweiten Spielhälfte halten Sabotag Studio‘s ersten Titel vom Rang eines Meisterwerks zurück.