Toby: The Secret Mine (Xbox One) im Test
Das zuerst als Mobile-Game erschienene Toby: The Secret Mine wirkt ab dem ersten Blick wie eine Hommage an Playdeads Klassiker Limbo. Der Puzzle-Plattformer lässt dabei aber genau jene Qualitäten vermissen, die sein Vorbild zu einem derart großartigen Spiel machen.
Eine Geschichte – nicht erzählt
Hat man die Spielbeschreibung nicht gelesen und verlässt sich darauf, dass Toby: The Secret Mine seine Geschichte im Zuge des Spielens erzählt, dann wird man diesbezüglich recht zügig enttäuscht. Es taucht gleich zu Beginn eine finstere, große Gestalt auf, die anscheindend kleinere Gestalten, wie Protagonist Toby eine ist, entführt. Die Jagd nach dieser ominösen Riesenfigur beginnt – durch verschiedenst gestaltete Level, vorbei an diversen Rätseln, Fallen und Sprung-Einlagen. Unterwegs findet Toby immer wieder gut versteckte Kameraden, die es zu befreien gilt.
Hat man die Spielbeschreibung gelesen, weiß man, dass unser Held der Bewohner eines Bergdorfes ist. Aus besagtem Dorf wurden so gut wie alle MitbewohnerInnen von eben jener dunklen Gestalt entführt. Toby bleibt nun natürlich keine Wahl, als sich selbst auf die Suche nach dem Bösewicht und seinen KameradInnen zu machen. Gut, zugegeben, ein Mehr an Story ist auch das kaum, aber zumindest wird hier die Motivation des Protagonisten ersichtlich. Es fehlt aber dennoch an emotionalem Beziehungsaufbau zu Toby und an einer erzählerischen Seele. Aber gut, vielleicht trösten ja unterhaltsames Gameplay und packende Spielmechaniken über diese erzählerische Schlappe hinweg.
Versuch und Irrtum
Toby jagt also dem vermeintlichen Entführer hinterher, der ihn in eine Folge von unzusammenhängenden Spielwelten lockt. Von windgepeitschten Regentropfen bis zu stümrmischem Schneegestöber, von hügeligen Bergwelten zu gefährlichen Minen reichen die Szenarios. Gepflastert ist der Weg von verschiedenen Rätseln, Fallen und Jump’n Run-Sequenzen. Soweit, so gut. Doch leider setzt sich die erzählerische Misere auch hier weiter fort. Die Rätsel sind entweder sehr einfach oder nur durch Versuch und Irrtum zu lösen. Es gibt dabei auch keinen kontinuierlichen Anstieg des Schwierigkeitsgrates; mal gibt es gleich zu Beginn eine kaum (willentlich) lösbare Aufgabe, mal warten gegen Ende sehr leichte Puzzles auf Toby.
Noch frustierender sind die Plattformer-Elemente. Toby: The Secret Mine gelingt es leider nur selten eine Blance zwischen nötiger Anstrengung und entsprechender Belohnung zu finden. Über weite Strecken fühlt man sich vom Spiel einfach nur gefrotzelt. Es gibt natürlich auch gelungene Abschnitte, die zugleich fordernd und befriedigend sind – dieser Mix gelingt aber leider zu selten. Sehr schön fand ich hingegen jene Sequenzen, in denen Toby einen fahrbaren Untersatz sein Eigen nennt. Mit der Lore durch die Mine flitzen und dabei auf verschiedene Fallen achten, war äußerts unterhaltsam. Und auch die Fahrt mit einem Pendel-ähnlichen Gerät war jede Minute wert. Unterm Strich fehlen dem Titel aber auch in Sachen Gameplay Struktur, Stringenz und vor allem Seele.
Bild, Ton & Bugs
Die größte Stärke zeigt Toby: The Secret Mine in optischen und akustischen Belangen. Das grafische Level-Design ist ansprechend und abwechslungsreich. Hier wurde offensichtlich viel Liebe ins Detail gesteckt und mit künstlerischem Anspruch gearbeitet. Selbiges gilt für die musikalische Begleitung beziehungsweise die Soundeffekte. Die akustischen Beschaffenheiten des Spiels können über weite Strecken begeistern. Doch leider bleiben diese Vorzüge bestenfalls eine anspruchsvolle Hülle für eine vergleichsweise anspruchslose Fülle.
Eine kleine negative Draufgabe sind zudem gelegentliche Bugs, die das bereits eingeschränkte Spielvergnügen noch weiter eintrüben. Obiger Screenshot zeigt beispielsweise eine Szene, in der Toby zuerst an einer Schaukel festklebt, später noch an der zweiten und sich aus eigener Kraft nicht mehr befreien kann. Ich nehme an, das war von den EntwicklerInnen so nicht vorgesehen. Ein Neustart am letzten Speicherpunkt – von denen es glücklicherweise sehr viele gibt – war nötig, um diesem Malheure zu entkommen. Ein Spielabsturz auf circa drei Stunden Spielzeit erscheint wenig relevant, sei aber der Vollständigkeit halber ebenfalls erwähnt.
Mein Fazit zu Toby: The Secret Mine
Toby: The Secret Mine vermag den Genregrößen am ehesten noch in Bezug auf grafische und akustische Gestaltung das Wasser zu reichen, aber in allen anderen Bereichen bleibt es hinter meinen Erwartungen. Es fehlt dem Spiel über weite Strecken an Innovation und Inspiration. Zudem stimmt die Bilanz zwischen Frust und Belohnung nicht, während obendrein Emotion und Story nahzu zur Gänze fehlen. Man kann sich bei entsprechend niedriger Erwartungshaltung von Toby: The Secret Mine zwei bis drei Stunden unterhalten lassen, für einen Preis von knapp zehn Euro erwarte ich mir aber dann doch deutlich mehr.