Transference Test (PSVR): Gruselig und geht unter die Haut
Escape the Room, nur anders? In Transference erforscht ihr ein Familienapartment, das einen wahren Thriller beherbergt. Solltet ihr euch diesen Fall näher ansehen? Lest hier das Review zu Transference! Zur offiziellen Website des Games geht es da lang.
Worum geht‘s in Transference?
In diesem Game durchlebt ihr in VR die Erinnerung der Familie Hayes. Sie scheint ganz nach dem Schema Vater-Mutter-Kind aufgebaut zu sein, die Hierarchie ist auf den ersten Blick klar. Raymond Hayes ist ein brillanter Wissenschaftler, der von einer seltsamen Passion angetrieben wird.
Doch den Kampf zwischen Beruf und Familie verliert Letztere in Transference, und so muss seine Frau Katherine leiden. Während ihr Ehemann nichts Geringerem als dem ewigen Leben nachjagt, gibt Katherine ihre Leidenschaft Musik für die Familie auf. Sie fühlt sich eingesperrt und verfällt in Lethargie.
Sie ist allerdings nicht die Einzige, die mit der Situation nicht klarkommt. Der junge Benjamin Hayes hat zwar materialistisch gesehen so einiges bekommen, Liebe von den Eltern gehört jedoch nicht dazu. So kreisen seine Gedanken um die Krise zwischen seinen Eltern, und darum, nicht geliebt zu werden.
Das Gameplay des Spiels
Ihr lauft in der Ego-Perspektive in einem Apartment herum und versucht, die anfallenden Rätsel zu lösen. Mal gilt es, den richtigen Gegenstand zu finden, ein anderes Mal müsst ihr eine Zahlenfolge korrekt eingeben, auch ein Musikrätsel ist mit von der Partie!
Dabei müsst ihr zwischen den einzelnen Charakteren hin und her schalten. Dies passiert mit Lichtschaltern: Am Anfang von Transference lernt ihr, immer schön im Licht zu bleiben. Dafür sorgen milde Jumpscares, doch im Game dann müsst ihr bewusst das Licht löschen.
So kommt ihr schnell hinter die Story, die anfangs sehr verwirrend wirkt. Klar, ihr werdet ohne Vorwarnung in das Apartment geworfen – einzelne Video-Fetzen von Raymond müssen reichen. Doch hier ist so viel mehr am Werk, dass Transference fast schon über einen herkömmlichen VR-Thriller hinausgeht.
Viele kleine Details zum Reindenken
Zu Beginn habt ihr keine Ahnung, welchen Charakter ihr gerade steuert. Nach den ersten inneren Monologen wisst ihr, welche Stimme zu wem gehört, und das selbe Apartment sieht für alle drei Beteiligten ganz anders aus. Raymond sieht sein Apartment als Arbeitsstätte, daher sind überall PCs und Geräte aufgebaut.
Die Wände sind für Raymond nichts weiter als eine Tafel für seine Gleichungen. Das sieht für seine Frau Katherine wieder ganz anders aus: Ihre Welt ist von Musik geprägt, Notenblätter, Musik-Hochglanzmagazine und Konzertkarten füllen ihre Tische. Der zehnjährige Benjamin hingegen ist wiederum anders gestrickt.
Seine Wände sind voll von Schule, Spielsachen und der Familienhündin Laika. Dass aber jeder der drei Personen das Apartment ganz anders in Erinnerung hat, wird nach wenigen Minuten klar. Es wird zwar nicht explizit ausgesprochen, doch euch als SpielerIn dämmert es zwischen Rätseln und Anspannung – gut gemacht!
Optik und Sound in Transference
Dieser PSVR-Titel macht hier etwas ganz Eigenes. Da Transference eine Simulation ist, erlaubt sich das Studio, verstörende Glitches einzubauen. Da flackert mal das Licht, und ganz wie in Watch Dogs oder Assassin‘s Creed verändern Dinge kurzzeitig die Form. Selbst ganze Gegenstände flackern mal, oder ändern die Farbe.
Die Rätsel seht ihr dadurch, dass manche Dinge komplett fehlen. Kommt ihr der Anomalie näher, lest ihr den „fehlenden“ Dateinamen – und es liegt an euch, den Schlüssel, den Song oder die richtige Radiofrequenz zu finden. Transference sieht als PSVR-Titel richtig gut aus, spielt ihr es auf dem Fernseher, ist die Optik in Ordnung.
Der allergrößte Stimmungsmacher ist ohne jeden Zweifel die Akustik in Transference. Mit Headset gespielt kann euch das PSVR-Game innerhalb der ersten Minuten einige Nerven kosten, doch auch später bleibt das Gefühl der Anspannung lange erhalten. Die Steuerung tut, was sie soll – das Studio hat hier eine gute Umsetzung kreiert.
VR oder nicht VR?
Falls es noch nicht klar sein sollte: Transference ist als PSVR-Titel ein Pflichttitel. Was der visuelle Stil mit all den Glitches, was der Sound mit seiner verstörenden Art, und was das Gesamtbild mit euch als SpielerIn anrichtet, ist schwer zu beschreiben. Habt ihr ein PSVR-Headset, solltet ihr dieses Game unbedingt darauf probieren.
Auf der regulären PS4 hingegen sieht die Sache ein wenig anders aus. Vieles von der Immersion geht verloren, und die leichten Rätsel lenken dann nur wenig von den stark gemilderten Schockmomenten ab. Doch egal, wofür ihr euch entscheidet, die Geschichte bleibt die selbe. Kann hier Transference punkten?
Die Antwort lautet ja und nein. Ubisoft Montreal und Spectrevision (mit Elijah Wood) haben hier eine Kombination geschaffen, die es so noch nicht gab. Dabei stimmt die Atmosphäre zu 100 Prozent, doch die Story an sich und die Gesamtspielzeit leiden arg darunter. Deswegen ist Transference leider nicht die neue VR-Referenz geworden.
Fazit zu Transference: Stimmungsvoll in Spielfilmlänge
Um den Titel als interaktiven Film zu werten, fehlt Transference trotz aller Liebe zum Detail die schlüssige Handlung. Der eigenwillige grafische Stil ist zudem auf Dauer anstrengend. Das Erlebnis dauert an die zwei Stunden – das ist für ein vollwertiges Spiel zu wenig! Transference kostet aber etwa zwanzig Euro, also ist das okay.
Die Kombination zwischen Film und Spiel ist in diesem Falle sehr film-lastig geworden. Dafür sprechen die DarstellerInnen im Game, und generell fühlt ihr euch so wie im Film Matrix und dem Game What Remains of Edith Finch. Als Titel zwischen Escape Room, Walking Simulator und Rätselspiel geht Transference voll auf.
Wer die Möglichkeit hat, dieses Game in VR zu erleben, sollte dies auch tun. Es ist kurz genug, um es in einem Rutsch durchzuspielen, und der surreale Stil versetzt euch in einen Zustand steter Unsicherheit. Wenn euch das anspricht, solltet ihr euch Transference holen. Übrigens: Die Wertung gilt als Nicht-VR-Spiel, addiert für den VR-Modus einen Punkt.