TRIANGLE STRATEGY Test (Switch): Feine Strategie + Story im Pixel-Look
Taktik-Füchse aufgepasst: In TRIANGLE STRATEGY werdet ihr mit Geschichte, strategischen Kämpfen und einer Schar an Gefolgsleuten konfrontiert. Lest hier den Test!
Wenn das Gameplay in Spielen wie Fire Emblem: Three Houses oder auch den Mobilableger Fire Emblem Heroes mögt, kann es gut sein, dass euch dieser Titel genauso interessiert. Rundenstrategie wurde in den letzten Jahren ohnehin von diversen Studios sträflich vernachlässigt – da freut es umso mehr, wenn mal wieder ein großes Spiel in dieser Richtung veröffentlicht wird! Bevor wir uns aber in die Untiefen der strategischen Möglichkeiten stürzen, zunächst einmal eine generelle Einführung, worum es in diesem Game überhaupt geht. Der Ableger ist nämlich äußerst storylastig, daher lohnt es sich schon, von Anfang an gut aufzupassen und sich mit den einzelnen Charakteren zu befassen.
Über TRIANGLE STRATEGY
Auf der offiziellen Website des Spiels gibt es schon einmal eine nette Übersicht über die Umstände, in denen sich eure Figuren befinden. Das Geschehen spielt sich auf dem Kontinent Norzelia ab, dieser wird von drei mächtigen Nationen beherrscht. Jede von ihnen kontrolliert eine lebenswichtige Ressource. Die frostigen Eislande des Herzogtums Aesfrost sind von reichen Eisenvorkommen durchzogen. Das Heilige Reich Heissand gewinnt Salz aus einem See im Herzen des Landes, und der fruchtbare Fluss Norzelia schenkt dem Königreich Glenbrock einen florierenden Handel. Nach langen Zeiten des Krieges wurde ein zarter Frieden, also ein Waffenstillstandsabkommen, vereinbart. In den darauffolgenden Jahren genoss das Land Frieden.
Die drei Nationen betrieben gemeinsam den Ressourcenabbau und Serenoa, der Erbe des mächtigsten der Großen Häuser im Königreich Glenbrock, ist mit Frederica Aesfrost verlobt, um die Bündnisse zwischen den beiden Nationen zu stärken. Es scheint, als würde sich alles dem Guten zuwenden, doch plötzlich attackiert das Herzogtum Aesfrost das Königreich Glenbrock. Ihr schlüpft am Anfang dieser Ereignisse in die Haut des jungen Adligen Serenoa, den ihr in den ersten spielbaren Sequenzen ausgiebig kennenlernt. Ihm und seinen edlen Gefährten fällt es zu, nicht nur das Haus Wolffort und das Königreich Glenbrock zu beschützen, sondern auch die Zukunft des gesamten Kontinents. Der Einsatz könnte also höher nicht sein – ideal für eine Heldengeschichte, richtig? Hier noch ein Video für euch!
Eure Entscheidungen, eure Reise
In TRIANGLE STRATEGY gibt es immer wieder einmal Entscheidungen zu treffen. Um euch ein dynamisches System zu bieten, zählt das Game im Hintergrund stets bei euren getroffenen Auswahlen mit, in welche Richtung ihr mit eurem Helden Serenoa geht. Drei Gesinnungen gibt es im Spiel, namentlich sind dies Nutzdenken, Moral und Freiheit. Je stärker ihr euch in eine Richtung bewegt, umso mehr festigt ihr eure Gesinnung in dieser Tonart. Besonders freiheitsliebende Spieler:innen werden daher andere Optionen und Mitstreiter:innen zur Auswahl bekommen als jene, die sich eher an das krampfhafte Überleben oder die überlegene Moral klammern. Dabei haben die Entscheidungen immer wieder ein anderes Gesicht.
Mal sind es nur kleinere Pläne, die ihr schmiedet, doch manchmal sind auch richtig dicke Brocken dabei – vor allem, wenn euch die fatalen Konsequenzen schon im Voraus bewusst sind. Gerade zu Kriegszeiten packt das Spiel sehr gerne die Moralkeule aus: Würdet ihr ein Dorf in eurem Land im Kampf niederbrennen, um einen Sieg gegen eine übermächtige Armee zu erringen? Solche Themen greift TRIANGLE STRATEGY sehr gern auf. Zwar ist die Story dabei nicht so heftig und persönlich wie etwa in This War Of Mine, kann aber immer wieder mit gewissen Punkten aufwarten und auch schon mal zum Nachdenken bringen. Trotz der Pixel-Grafik sind die Themen oftmals ernst und düster, und das gefällt erfahrenen Strateg:innen natürlich, wenn viel auf dem Spiel zu stehen scheint.
Nur gemeinsam seid ihr stark
Dabei muss man sagen, dass ihr in TRIANGLE STRATEGY niemals alleine seid. Denn alle eurer Begleiterfiguren hat ihre ganz eigene Gesinnung. In Zeiten wahrhaft ausschlaggebender Entscheidungen legen sie alle ihre Wahl in die Schalen der Waage des Urteils. Wollt ihr diese beeinflussen, benötigt ihr daher ganz schönes Überzeugungstalent, um sie zu euren Gunsten zu neigen. Vor jeder Abstimmung dürft ihr mit euren Truppenmitgliedern sprechen, euch ihre Argumente anhören und sie möglicherweise so beeinflussen, dass sie eure eigene Wahl übernehmen. Liegt eure eigene Entscheidung noch nicht fest, so dürft ihr eure Umgebung erkunden und mit den Einheimischen sprechen, bevor ihr euch auf ein Ergebnis festlegt. Jede Entscheidung hat ihr ganz eigenes Gewicht.
Besonders cool finde ich, dass ihr zwar mit allen nach Herzenslust sprechen und argumentieren könnt. Anhand der gegebenen Antworten könnt ihr euch schon denken, in welche Richtung das Pendel bei jeder Spielfigur ausschlägt. Doch ob ihr mit eurer Einflussnahme wirklich erfolgreich wart, erfahrt ihr erst tatsächlich, wenn es dann zur Abstimmung kommt. Das macht Laune und sorgt immer wieder für Spannung! Dieses Gefühl des Miteinander bringt TRIANGLE STRATEGY dann auch nahtlos in die Spielsequenzen. Hier wechseln sich Erkundungsszenen, Abstimmungen, Geschichtssequenzen und auch der rundenbasierte Kampf im Spiel stets miteinander ab. Die Figuren reden auch während der Kämpfe untereinander, was die Bindung ans Team, aber auch eure Immersion teils gehörig stärkt.
Der Kampf in TRIANGLE STRATEGY
Als rundenbasiertes Strategiespiel erfindet TRIANGLE STRATEGY das Rad beileibe nicht neu. Es gibt auch in diesem Titel verschiedene Klassen, wie etwa Magier:innen, Fernkämpfer:innen und Krieger:innen. Sie alle haben ihre eigenen Stärken und Schwächen, und gewisse Mechaniken dürfen natürlich auch in diesem Game nicht fehlen. Habt ihr einen Höhenvorteil, richtet ihr mehr Schaden an, und Angriffe von hinten werden automatisch zu einem kritischen Treffer. Nehmt ihr Feinde von vorne und hinten in die Zange, springen Bonus-Angriffe für eure günstig positionierten Mitstreiter:innen heraus. Wer sich also taktisch anstrengt, kann sich das Leben im Kampf immens erleichtern und die Runden schneller beenden. Genauso können euch aber auch die Feinde so einkesseln, also seid gewarnt.
Im Übrigen werden eure Angriffe stets simuliert, das heißt, ihr wisst vor der tatsächlichen Aktion ganz genau, was passieren wird. So könnt ihr abwägen, ob ihr stärkere, aber ungenauere Angriffe einsetzen wollt, weil diese für ein K.O. reichen – wenn sie denn treffen. Genauso präsentiert euch TRIANGLE STRATEGY jederzeit in farbiger Anzeige, welche Feinde euch in ihrer Runde erreichen und attackieren könnten, wenn ihr euch auf ein gewisses Feld bewegt. Zudem könnt ihr später mit eurer Magie auch die Felder selbst beeinflussen, so lassen sich manche verbrennen, andere vereisen und mehr. Diese Finessen erinnern stark an die Optionen, die ihr in den Divinity: Original Sin-Teilen von Larian Studios habt, und schon allein diese Freiheiten im Kampf sind ziemlich gut gelungen, finde ich!
Schleppender Start, sehr sprachlastig
Wenn es doch nur mehr tatsächlich zu spielen gäbe … denn es dauert, bis ihr eure Held:innen gestärkt habt beziehungsweise sie hochleven und -stufen könnt. Für ein Taktik-Spiel gibt es richtig viel Geschichte rundherum, die noch dazu nicht ganz easy zu verdauen ist. Eine Unzahl an Namen, Orten und Reichen wird auf euch einprasseln, und obwohl es dann im Nachhinein leichter überschaubar wird, fühlt man sich eingangs ein wenig überfordert. Nicht die besten Karten für einen Titel wie TRIANGLE STRATEGY, der – glaubt mir – seine Stärken erst auszuspielen beginnt, wenn ihr ihn an die 15-20 Stunden gespielt habt. Wenn das Drama an Fahrt aufnimmt und ihr ein fixes Team beisammen habt, steigert sich auch die Geschwindigkeit in der etwas passiert. Aber am Anfang ist es halt wirklich mühselig. Bitte nicht falsch verstehen!
Es ist cool, dass TRIANGLE STRATEGY gut vertont wurde und viel Story zu präsentieren hat. Aber die Aufmachung ist wirklich, wirklich langatmig – nicht umsonst gibt es von der ersten Sequenz an die Möglichkeit, vorzuspulen, nachzulesen und die Szenen zu überspringen. Gerade am Anfang wäre es so wichtig, die Leute rund um Serenoa kennenzulernen. Da gesellen sich dann schnell Namen wie Frederica (seine Verlobte), Roland (sein bester Freund), Benedict (ein Diener à la Gremio aus Suikoden), Anna (eine Spionin) und viele mehr dazu. Neigt ihr also rasch dazu, Textpassagen und Kennenlernsequenzen zu überspringen, ist es gut möglich, dass euch das im weiteren Verlauf der Geschichte einholt und ihr möglicherweise nicht wisst, warum eine Entscheidung plötzlich so eine große Sache geworden ist.
Die Technik von TRIANGLE STRATEGY
In aller Kürze: Während Pixel-Spiele gut aussehen können (gerade in Verbindung mit eigenen Artstyles), so mochte ich TRIANGLE STRATEGY von der Optik her eher weniger. Natürlich ist das nicht das Wichtigste bei einem Taktik-Schlachten-Spiel, keine Frage – aber sowohl im Handheld-Modus wie auch am TV wirkte alles immer ein wenig verwaschen. Das kommt auf Screenshots nicht so rüber, sondern eher erst in Bewegung, und das hat auch schon Octopath Traveler gezeigt. Ob das ein Eiyuden Chronicles besser macht, wird sich dann mal 2023 zeigen – aber genug davon. Wenn euch die Optik bei den Trailern zusagt, ist das ein absolut vernachlässigbarer Punkt meiner Kritik! Und ganz ehrlich: In Kriegszeiten habt ihr ohnehin an die richtige Strategie zu denken und weniger an die Pixel-Grafik.
Dafür ist es umso besser, was aus den Boxen kommt. Der Sound von TRIANGLE STRATEGY kann voll überzeugen und sowohl die Effekte wie auch die Hintergrundmusik sind immer passend. Genauso verhält es sich bei der Steuerung: Obwohl das Game eine Vielzahl an Mechaniken bietet und bei Neulingen schnell mal für hörbares Durchatmen sorgen könnte, bleibt der Titel aber jederzeit angenehm überschaubar. Mehr noch, die Animationen und sogar Menüs sind gut durchdacht, sodass es auch für Einsteiger:innen (auf einem niedrigeren Schwierigkeitsgrad, versteht sich) möglich ist, ohne große Probleme durch das Spiel zu kommen. Der Ableger hat auf jeden Fall eine Menge guter Ansätze, was sowohl Story, Gameplay als auch Mechaniken angeht, und ihr braucht halt Geduld, um alles zu sehen.
Für Textbox- und Taktik-Liebhaber:innen
TRIANGLE STRATEGY schafft etwas, was nur wenige Games können. Schon bei den ersten größeren Entscheidungen im Spiel in eurem ersten Durchgang ertappt ihr euch dabei, über einen zweiten Spieldurchlauf nachzudenken. Was würde nur passieren, wenn ihr euch da und dort anders entscheiden würdet? Selbst das Gesinnungsthema mit den drei Säulen Pragmatik, Moral und Freiheitsdenken ist mehr als nur ein Gimmick, da es manche Verläufe empfindlich verändern kann. Die Rundenstrategie im Spiel ist solide, ihr habt jede Menge Freiheiten und Möglichkeiten – nur schade, dass es auch reicht, ein starkes Team zu haben und damit mehr oder minder durchzupushen. Da wäre schon mehr möglich gewesen, aber der Spagat zwischen Taktik-Anspruch und Zugänglichkeit ist schwer zu schlagen.
Der größte Knackpunkt des Titels ist zweifelsohne seine Textlastigkeit. Ihr müsst euch durch zahllose Textboxen klicken, um in der Story voranzukommen – zu oft seid ihr dazu verdammt, Zuseher:in zu sein. Dafür ist die Geschichte ausführlich präsentiert, die Abstimmungen und emotionalen Momente haben ihr Gewicht verdient, und es macht Spaß, die drei Regionen zu bereisen und Hintergründe aufzudecken. Alles in allem habe ich meine Zeit mit dem Spiel sehr genossen, denn wenn ihr auf Rundenstrategie steht, macht das Game vieles richtig. Es gibt genug zu entdecken, zu erforschen und zu erleben, das Spiel ist auf Wunsch auch weniger fordernd. Ihr müsst halt nur genügend Zeit und Geduld mitbringen, um zu den Qualitäten vorzudringen, die TRIANGLE STRATEGY empfehlenswert machen!
Nicer beitrag scheint ein nices game zu sein