Tropico 6 (Test): El Presidente gesucht!
Neben meiner Insel in Animal Crossing: New Horizons (hier zum Test) habe ich noch eine andere Insel aufgebaut und bewirtschaftet. In Tropico 6 schlüpfe ich in die Diktator-Rolle und führe die Inselgruppe Topico zu neuem Glanz. Statt Haemimont Games hat diesmal das deutsche Team, Limbic Entertainment, die Entwicklung übernommen. Ein gewaltiger Sprung, wenn man die Vorgängerprojekte des Studios betrachtet – Mein Pferdehof und Prime Time: Der Fernsehmanager. Ich bin ein Strategie-Neuling und dies ist mein erster Ausflug in die Aufbau- Wirtschaftssimulationsreihe. Was ich im Paradies so erlebt habe, erzähle ich euch nun in meinem Tropico 6 Test:
Wie war das?
Ich war mir zu Beginn meiner Reise nur bewusst, dass ich eine Insel bewirtschaften und führen muss. Tja, ganz so leicht ist es nicht. Tropico 6 vermittelt einen ziemlich guten Eindruck, wie die Leitung einer kleinen Stadt so abläuft. Als Strategie-Anfänger habe ich sehr viel zu lernen. Gut, dass das Spiel ein sehr umfangreiches Tutorial besitzt. Doch ein paar Kniffe sind mir noch bis heute unklar.
Zu Anfang stellt sich gleich die Frage, ob ich ein wohlwollender, hilfsbereiter Anführer oder ein, mit eiserner Faust regierender Diktator sein will. Das Spiel belohnt natürlich Anführer, die hart arbeiten, aber wie oft kann man die Rolle des Alleinherrscher spielen? Beide Wege bringen positive Geschehnisse aber auch Probleme die es zu überwinden gilt. Wenn mir die Regeln nicht gefallen, breche ich sie einfach oder schreibe neue Gesetze. Als wohlgesinnter Führer muss man legale Lösungen finden.
Politik, Umwelt, Finanzen und weitere wirtschaftliche Sparten werden durch die absolut perfekt synchronisierten Charaktere mit einer guten Prise Humor dargestellt. Dies lockert das, bei mir stressige, Gameplay auf und bewirkt, dass ich mich auf neue Aufgabestellungen und deren Formulierungen freue. Und es kommen sehr viele Aufgaben von verschiedensten Fraktionen. Gelegentlich müssen Entscheidungen zwischen zwei Parteien getroffen werden. Was zur Folge hat, dass meine Beliebtheit bei einigen sinkt. Es Allen recht zu machen, sodass ich von jedem gewählt werde, ist unmöglich. Deshalb habe ich mich immer nur auf eine Fraktion konzentriert. Als Einsteigerdiktator ist dies wohl am besten, jedoch gibt es bei Wahlen Einbußen zu verzeichnen.
Viva Tropico!
Das Spielprinzip ist einfach gesagt: Bauen, Herstellen, Exportieren, Verbessern, um mehr und mehr Geld zu machen. Eine Farm mit Rindern erzeugt Felle und Fleisch. Diese Ressourcen können weiterverarbeitet, per Transport zum Hafen gebracht und dann nach Übersee exportiert werden. Dazu kommt der Transportdienst, ein Lager und natürlich dürfen die Wohnorte für die TropicanerInnen nicht vergessen werden. Eine sehr simple Handelskette für den Anfang und ich wusste, dass noch komplexere Strukturen auf mich zukommen. Gebäude können verbessert werden und ich kann sogar das Budget, welches auf Effizienz Auswirkungen hat, für die Einrichtungen festlegen. Haben die ArbeiterInnen Freizeit und wenig zu tun entlasse ich einfach die Hälfte, sodass Geld gespart und Effizienz erhöht wird. Als böser DiktatorIn könnte ich nutzlose Mäuler auch einfach einsperren, bestechen oder ermorden lassen. „Aber soweit ließ ich es nicht kommen, niemals würde ich… äaahm…“
Sollte sich das Wohl der Gemeinschaft negativ auswirken, erheben sich Rebellen Gruppen und VerbrecherInnen. Sicherheit geht vor und somit habe ich Irrenanstalten, Gefängnisse und Kontrollposten platziert. Um die Sicherheit zu garantieren und einen Putsch zu verhindern, muss ich die Freiheit meiner Bürger leider einschränken. Aber nicht nur auf mein Volk muss ich Acht geben, hinzu kommen auch Touristen, denen ich eine tolle Erfahrung auf meiner tropischen Insel bereiten will. Diese kurbeln ordentlich die Wirtschaft an. Doch Achtung: nicht, dass sich mein Volk vernachlässigt fühlt. „Ich habe doch nicht nur das Geld auf meinem Schweizer Bankkonto im Kopf. Äaahm was, w..ww…wer hat das gesagt, ups.“
Die Entwicklung meiner Insel ist selbstverständlich das Ziel. Tropico, bestehend aus einer Gruppe von Inseln, kann man durch verschiedene Transportsysteme wie Brücken, Tunneln, Seilbahnen und Buslinien verbinden. Je reibungsloser die Arbeitsketten und der Ressourcenhandel läuft, desto schneller verging die Zeit. Im realen Leben als auch auf Tropico. Vier Epochen können erlebt werden und mit jeder kommen neue Möglichkeiten und Optionen.
Perfecto, Fantástico, Tropico!
Tropico 6 zieht euch mit dem lässigen, spanischen, jedoch etwas monotonen, Soundtrack auf die karibische Insel. Optisch sieht diese und deren Infrastruktur sieht in der Archipel-Ansicht, von weit weg, fantastisch aus – doch bei genauer Betrachtung sind die Texturen einfach gehalten. Dies zerstört ein bisschen das Tropen-Gefühl, doch von hoch oben lässt sich nichts anmerken.
Super ist, dass ich kurz vor den Wahlen eine Rede zu den TropicanerInnen halten muss. Es ist immer wieder schön die Stimme von mir, El Presiedente, vom Palastbalkon zu hören. Mit mehreren Auswahlmöglichkeiten, um verschiedene Fraktionen zu besänftigen und Versprechungen für die Zukunft zu machen, ist das ein sehr hilfreiches Feature, um weiter an der Macht zu bleiben.
Eine weitere Neuerung in diesem Teil ist, dass Sehenswürdigkeiten aller Welt gestohlen und auf Tropico selbst errichtet werden können. Was gibt’s Schöneres als vom Balkon aus die Freiheitsstatue, den Eiffeltum und vieles weitere betrachten zu können?
Und es darf ein zweites Mal erwähnt sein: die deutschen Texte und Stimmen sind top. El Presidente, Penultimo und all die anderen Persönlichkeiten sind sehr gut geschrieben und gesprochen.
Neue Chance bei Tropico 7?
Der Straßenbau ist ein einziger Krampf! Es ist nicht möglich, Wege auf einzelne Kachel zu bauen. Es wird verlangt, längere Straßen zu ziehen. Die Straßen-KI (wenn man sie so nennen kann) sucht sich einen eigenen Pfad zwischen Beginn und Endpunkt. Wie eine betrunkene Schlange bewegt sich die Straßenbau-Vorschau und resultiert in komischen Kurven und Pfaden.
Mein Militär ist mit Angsthasen besetzt! Den Piratenangriff merken meine Soldaten meist zu spät und flüchten dann vor dem Konflikt. Nach ein paar zerstörten Gebäuden, fangen meine Truppen langsam mit einem Ansturm auf die Piraten an. Leider viel zu spät, denn die Wiedererrichtungskosten sind dann schon gewaltig.
Verarbeitungsanlagen würde ich am liebsten deaktivieren! Wenn ich eine Mission erfüllen muss, wo nur der Rohstoff exportiert werden soll, entlasse ich alle ArbeiterInnen, um die Produktion zu stoppen. Ich dachte das Lager und die Rohstoff-Umleitung wäre hier der Knackpunkt, aber das funktioniert erst bei überschüssigen Materialien. Es ist mir klar, dass verarbeitete Produkte mehr Profit bringen, jedoch wollte ich mit einer Weltmacht handeln die Felle und nicht Leder brauchte.
Tropico 6 Test-Fazit: Ansprache von eurem El Presidente!
Aufgaben beschäftigen mich durchwegs und durch diverse Probleme (mehr Spaß für das Volk, verzögerte Plünderungen, Wahlen stehen an, Stromnetz erweitern, Piratenangriff, Brände…) habe ich keine Zeit durchzuschnaufen. Mit Bedacht muss ich Gesetze verabschieden und die Ministerposten besetzten. Und welcher Weltmacht zeige ich mich kooperativ und welche Handelsverträge schließe ich ab? Richtig strategisch wird es mit der korrekten Platzierung der Gebäude und Einrichtungen. Ist das Land fruchtbar genug, gibt es ein Erzvorkommen, sind genug Wohnungen für die TropicanerInnen vorhanden und was ist mit der Umweltqualität? Im Nachhinein kann man die meisten Gebäude nicht verschieben, nur abreißen und somit wird Vorausdenken belohnt. Die wirtschaftlichen Aspekte sind der Kern von Tropico aber für einen Strategie-Neuling zu Anfang komplex und überwältigend. Da hilft auch das Tutorial nicht.
Doch nach einiger Zeit habe ich das System verstanden und konnte mich von meiner Verantwortung nicht losreißen. Ein gefesselter und fokussierter Herrscher mit seiner Nation auf dem Weg zum Erfolg!
Da ich leider keinen der Vorgänger oder sonstige Strategiespiele gespielt habe, kann ich leider keinen Vergleich zu diesen ziehen. Aber lasst euch sagen: Wenn ihr, wie ich, mit Strategiespielen nicht bewandert aber dennoch interessiert seid, dann empfiehlt sich Tropico 6 sehr. Es braucht seine Zeit ein perfekter Presidente zu werden. Die verschiedenen Bereiche werden aber gut erklärt, sodass ich Freude hatte und Tropico bestimmt noch öfters besuchen werde!