Upload Kritik – Das digitale Leben nach dem Tod

von Michael Neidhart 12.05.2020

Upload zieht dem Thema ewiges Leben ganz neue Kleider an und verpackt Kapitalismuskritik in teils bitterböse Satire. Trotz etwas flacher Charaktere beschert uns die neue Amazon-Prime-Serie damit einige Lacher. Dabei beweist sich ein weiteres Mal, dass Entscheidungen, die in extremen Situationen getroffen werden, einige Tücken haben. Seit 1.5.2020 ist Upload auf Amazon Prime verfügbar und eine zweite Staffel wurde ebenfalls schon angekündigt.

Upload – um was geht es?

Die Serie dreht sich um einen jungen App-Entwickler, Nathan Brown (Robbie Amell), der nach einem Unfall mit einem selbstfahrenden Auto im Krankenhaus landet und schnell über sein Schicksal entscheiden muss. Nachdem er sich überstürzt mit seiner oberflächlichen Freundin Ingrid (Allegra Edwards) abgesprochen hat, entscheidet er sich dafür, in das luxuriöse virtuelle Jenseits, das „Lakeview“ der Firma Horizen, geuploaded zu werden. Nach dem Upload trifft Nathan seinen Kundenservice-„Engel“ Nora Anthony (Andy Allo).

In-App Käufe

Nachdem Nathan sich, leicht unter Druck, für das digitale Wunderland entschieden hat, erwarten ihn einige Überraschungen. Obwohl hier alles möglich scheint, selbst der Kontakt mit den Lebenden bleibt aufrecht, gibt es einen großen Haken. Alles hat seinen Preis und das ist in Lakeview wörtlich zu verstehen. Upload fügt dem Science-Fiction Thema des mentalen Uploads nämlich eine kapitalismuskritische Nuance hinzu. Ähnlich wie in Altered Carbon entscheiden nämlich einzig und allein finanzielle Ressourcen darüber, wie viele Daten jedem im digitalen Afterlife zur Verfügung stehen. Kleidung, Essen & Trinken, der Ausblick vom Balkon, nichts davon ist in Upload gratis. Wer über zu wenig Daten verfügt, friert bis zum nächsten Monat einfach ein.

Die neue Amazon Prime Serie aus der Feder von Greg Daniels – vor allem bekannt für seine Drehbücher zu Saturday Night Live und den Simpsons – arbeitet auf einer Meta-Ebene. Sie ist weniger Charakterstudie als Tableau für eine dystopische Zukunft, die technische Errungenschaften mit den Kehrseiten des Kapitalismus verknüpft. Um nicht zu sehr ins theoretische abzudriften präsentiert sich Upload dabei als bitterböse Satire, die Splatter-Elemente und fehlendende Sexualmerkmale gekonnt dazu nutzt, gesellschaftliche Tiefpunkte zu offenbaren.

Upload

© 2019 Amazon.com Inc.

Call me Angel

Mit der echten Welt bleiben die Bewohner*innen des digitalen Paradieses per technischem Support jederzeit verbunden. Kundenservice-„Engel“ Nora sitzt in ihrem Büro vorm Bildschirm, hilft Nathan bei Problemen und kann mittels VR-Brille auch digital präsent sein. Spätestens ab dessen enttäuschender Beerdigung (Episode 3) entwickelt sich zwischen den beiden eine Art Freundschaft. Nora ist aber nicht der einzige Engel, der Nathan zur Seite steht. Im Namen seiner Familie recherchiert Cousine Fran, ob es beim Unfall mit rechten Dingen zu ging oder ob mehr dahinter steckt. Dieser Subplot bringt ein wenig Schwung in die sonst doch eher dahin plätschernde Story. Denn dem in der Serie als charismatisch präsentierten Nathan fehlt die nötige Tiefe, um ihn wirklich lieb zu gewinnen. Viel überzeugender und wesentlich sympathischer ist Nora, die als Bindeglied zwischen digitaler und echter Welt überzeugt.

Was der Serie an Tiefgang fehlt, macht sie mit Satire wieder wett. Es sind kleine Dinge, wie der zwölfjährige Junge, der mit den AI-Pagen Street Fighter nachahmt, der alte Milliardär, der bei digitalem Golf alten Freunden eines auswischt oder der ständige Verweis auf das 5-Sterne Bewertungssystem, dass zum einen über Noras beruflichen Werdegang entscheidet und zum anderen für Sexualpartner verwendet werden kann. Upload zeigt eine nicht all zu ferne Zukunft, in der viele fragwürdige Folgen der Digitalisierung die Gesellschaft durchdrungen haben. Die Serie behällt dabei satirische Distanz und erhellt deren Schattenseiten.

Fazit - Satire mit Potenzial

Um Upload zu mögen braucht es eine gewisse Begeisterung für die Errungenschaften und Folgen des technischen Fortschritts. An manchen Stellen errinerte mich die Serie an The Boys. Manche Szenen sind überraschend anders, als man es aus Serien gewöhnt ist. Das liegt an der Machart und an der Präsentation. Stellenweise wirkt es, als hätten die guten alten Trash-Movies ihren Weg in die Serienproduktion gefunden. Mir gefiel vor allem die Art und Weise, wie gesellschaftskritische Töne in den doch recht simplen Plot verwoben sind und sie dadurch fast banal logisch wirken. Science-Fiction in neuen Kleidern.

Wertung: 8 Pixel

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