WarioWare: Move It! Test (Switch): Richtig schräg in allen Belangen
Minispiele kann jeder, aber Mikrospiele?! Niemand ist dabei so gut wie Wario – das beweist WarioWare: Move It! eindrucksvoll.
Über WarioWare: Move It!
Auf der offiziellen Website des Spiels wird schnell gewahr, worum es im Titel so gehen wird. Rund um einen Story-Modus, der eigentlich als Tutorial dient, werdet ihr mit über 200 Mikrospielen vertraut gemacht. Was soll das sein, höre ich euch fragen? Nun, Mikrospiele sind Minispiele, die nur ein paar Sekunden dauern. Hier stellt ihr euch, so wie für die Serie üblich, einer rasanten Abfolge von brandneuen, bewegungsgesteuerten Herausforderungen. Ehe ihr es euch verseht, hackt ihr Bambus, fangt Fische, legt Eier, lauft um die Wette und noch vieles mehr. Es gilt, schnell zu überlegen und noch schneller zu handeln – lest hier den Test des Vorgängers!
Wario und seine Freunde wollen im Story-Modus von WarioWare: Move It! eigentlich nur ihren Urlaub genießen. Doch statt Edelsteinen bekommt ihr edle Steine in die Hand gedrückt – sie ähneln den Joy-Cons einer Nintendo Switch schon sehr, und nach einer Verkettung von Ereignissen geht es auch schon los. Entweder allein oder auch zu mehrt stellt ihr euch den verrückten Mikrospielen, und schon bald stürzt ihr euch ins Koop-Chaos! Zu Beginn des Spiels könnt ihr euch zwischen dem Story-Modus und einem Party-Modus (exklusiv für zwei bis vier Spieler:innen) entscheiden. Und habt ihr die Kampagne abgeschlossen, erwarten euch sogar noch mehr Herausforderungen … so sieht das Ganze in Action aus:
Haltungen und Bewegungen
Das mittlerweile elfte Spiel der Serie konzentriert sich vordergründig auf die Bewegungssteuerung der Joy-Cons eurer Nintendo Switch. Daher, dass der Titel WarioWare: Move It! heißt, ist das nur wenig überraschend. Doch wie sieht das nun tatsächlich aus? Ganz der Tradition des Franchise folgend gilt es auch hier, einen steten Strom an Mikrospielen zu überstehen. Jedes von ihnen dauert nur wenige Sekunden, und dementsprechend wird das Tempo stets hoch gehalten. Für den Erfolg müsst ihr rasch begreifen, was von euch verlangt wird, und die Aufgabe in einem recht kurzen Zeitfenster ausführen. Jedes Mikrospiel wird von einer kleinen Sequenz begleitet, die euch anzeigt, welche Haltung ihr einnehmen müsst. 18 verschiedene Haltungen von normalem Stehen über Gewichtheben und Massage-Griff bis hin zur Hühnchen-Haltung erwarten euch im Spiel – da geht es richtig rund.
All diese Haltungen werden euch im Zuge des Story-Modus ganz fein erklärt und mit kleinen Geschichten angereichert. Zwar dauert diese Ersteinführung je Haltung immer etwas länger, als es eigentlich gut für sie wäre, aber danach zieht das Tempo wieder ordentlich an. Die separaten Stufen auf den Inseln in der Kampagne werden von unterschiedlichen Figuren gespielt, und dementsprechend sind auch die einzelnen Haltungen auf zwei oder drei beschränkt. Habt ihr allerdings den Story-Modus durchgespielt (eine Sache von allerhöchstens zwei Stunden), schaltet ihr weitere Modi frei, in denen alle 18 Haltungen in WarioWare: Move It! jederzeit von euch verlangt werden können. Eine kurze Bild-Einblendung wird aber trotzdem vor jedem Spiel gezeigt, sodass ihr auch nach einer längeren Pause gleich wisst, wie eure Haltung mit den Joy-Con-Controllern auszusehen hat.
WarioWare: Move It! – Schräg wie immer
Die allermeisten Haltungen und Mikrospiele funktionieren dabei sehr gut. Sowohl die Hühnchenhaltung wie auch das Barcode-Mikrospiel zeigen binnen Sekunden, worum es in WarioWare: Move It! eigentlich gehen wird und gehen kann. Mal wird von euch eine Kniebeuge verlangt, mit den Händen auf euren Oberschenkeln, sodass ihr wie ein Sumo-Ringer da steht, und ein anderes Mal sollt ihr den Joy-Con fallen lassen. So wird etwa das Fallenlassen einer Zutat in einen dampfenden Kessel simuliert – es empfiehlt sich wirklich, die Handgelenksschlaufen beim Spielen zu verwenden! Der Humor ist dabei nicht zu übersehen, immer wieder kommt es im Laufe des Spiels zu kurzem Gelächter, bevor ihr euch an das folgende Mikrospiel macht.
Mein absoluter Favorit als Spiele-Nerd war natürlich die Abteilung, in der ihr eine Vielzahl von anderen tatsächlichen Spielen in Sekundenschnelle absolviert. Ein Ritt auf Yoshi im SNES-Look? Ist dabei, genauso wie die legendäre Rutschaktion aus Super Mario 64. Aber auch das Ausgraben eines Gegenstands im Stile von Animal Crossing: New Horizons ist mit von der Partie, bevor ihr in die Haut von anderen Nintendo-Figuren schlüpft – WarioWare: Move It! zeigt hier eindrucksvoll, was alles möglich ist. Dabei bleibt es immer temporeich und bester Laune, es ist schwer, hier nicht zu lächeln, wenn das Game sich wieder mal selbst überholt. Dass die Story dabei bestenfalls vernachlässigbar bleibt und der Hauptgrund für das Spielen dieses Spiels nun mal die Mikrogames sind, ist eh schon von allen Vorgängertiteln her bekannt!
Die Sache mit der Steuerung
Etwas, das mir in meiner Zeit mit WarioWare: Move It! aufgefallen ist, bleibt mir leider ein kleines Rätsel. Denn bei aller toller Tracking-Technik, die in den Joy-Con-Controllern der Nintendo Switch verbaut ist, gibt es so manche Unregelmäßigkeit bei der Erkennung eurer Bewegungen. Manche Haltungen sind einfach besser geeignet für das Spiel als andere – die Schwerthand beispielsweise hat immer gut funktioniert, genauso wie das normale Stehen oder auch der Massagegriff. Doch je schräger es wird – etwa die Kniebeuge, oder wenn ihr eure Hände in die Hüften stemmen sollt -, umso ungenauer wird die Erkennung eurer Bewegung. Eine gute Idee, aber weniger toll ausgeführt ist etwa die Haltung, in der ihr den Infrarotsensor des rechten Joy-Con auf eure freie Hand richten sollt. So kann das Spiel eure Finger erkennen, aber diese Mikrospiele verliert ihr mit Regelmäßigkeit.
Zu ungenau ist der Infrarotsensor, oder zu ungünstig unsere Beleuchtung – was ist da los? Bei all der Technik haben die bewegungsbasierten Mikrospiele irgendwie auf der Wii-Konsole mit ihrer Wiimote besser funktioniert. Klar, WarioWare: Smooth Moves hat damals die schwere (und besser greifbare) Fernbedienung zur Gänze ausgenutzt, aber das sollte doch auch mit der Nintendo Switch funktionieren, oder etwa nicht? Sei es, wie es sei: Die Joy-Cons liegen trotz Handgelenksschlaufe nicht ganz so gut in der Hand, und das Mehr an Technik wird nicht in ein Mehr an Spaß übersetzt. Es scheint, als hätte sich WarioWare: Move It! da zu viel vorgenommen und versucht, einfach alle Gimmicks der Controller zu verwenden. Allerdings ist nicht alles so reibungslos, wie das der Titel gerne hätte, und das merkt man dann im Laufe des Spiels doch wiederholt.
Weniger wäre mehr?
Bei 223 Mikrospielen hätte es wohl niemandem geschadet, auch ein wenig auf die Qualität der einzelnen Game-Kategorien zu achten. Denn um es klipp und klar zu sagen: Wenn es funktioniert, ist WarioWare: Move It! so unterhaltsam, wie es nur sein kann. Absurder Humor, das Element der Überraschung, und ein generell gesteigerter Adrenalinspiegel ob der Geschwindigkeit tragen zu einem Spielerlebnis bei, das so nur Wario liefern kann. Es gibt immer viel zu lachen, wenn das Game auch das tut, was ihr wollt. Denn pro Runde gibt es immer zumindest ein Mikrospiel, bei dem ihr schwört, alles richtig gemacht zu haben, aber das Spiel hat einfach anders entschieden. Nachdem ihr dann eure vier Leben verbraucht habt, könnt ihr euch mit einem Wiederbelebungsritus ein Continue holen – einfach die angezeigte Pose für drei Sekunden halten, und weiter geht’s.
Es geht einfach zackig weiter, immer weiter, und das macht WarioWare: Move It! auch aus. Dieser Titel ist einer, bei dem ihr blitzschnell begreifen und reagieren müsst, und daher dürft ihr auch keinen Einschränkungen unterliegen. Es gibt keine Zugänglichkeitsoptionen wie etwa in Everybody 1-2-Switch – sämtliche Mikrospiele werden euch stets angeboten, mit all ihrem Platzbedarf und dem benötigten Bewegungsradius. Die Natur des Spiels bedingt zudem, dass ihr nur wenige Sekunden pro Spiel bekommt – das ist zu wenig Zeit, um einen eventuellen Fehler irgendwie zu korrigieren. Dazu kommt, dass ihr mit Fortdauer der Runde immer schneller werden müsst: Das sorgt für Spannung und Spaß zugleich, keine Frage. Aber gleichzeitig ist der Punkt umso rascher erreicht, an dem ihr bemerkt, dass die Bewegungssteuerung des Titels manchmal einfach nicht das tut, was er soll.
Die Technik von WarioWare: Move It!
Das bringt uns dann auch schon zur Umsetzung des Nintendo Switch-Spiels. Grundsätzlich kann man als Fan der Serie genau das Gleiche von WarioWare: Move It! erwarten wie von all seinen Vorgängertiteln. Das bedeutet eine knallbunte Aufmachung, jede Menge schräger Humor, coole Mikrospiele und eine kleine Dosis von Überforderung ob der hohen Geschwindigkeit. All diese Facetten haben es auch in den jüngsten Ableger der WarioWare-Serie geschafft, und die langsame Einführung in Form des Story-Modus stellt sicher, dass alle Interessierten langsam an die 18 möglichen Haltungen im Spiel herangeführt werden. Zudem gibt es auch zugängliche kleine Bilder vor jedem Mikrogame, sodass jeder weiß, worum es in den nächsten Sekunden gehen wird. Von der Aufmachung her gibt es keine Kritik: Alles ist direkt und leicht erkennbar umgesetzt, perfekt für ein Hochgeschwindigkeitsspiel wie dieses.
Doch was sich mit dem hohen Tempo beißt, ist die manchmal fehlerhafte Erkennung eurer Bewegungen. Es trifft längst nicht alle Haltungen und schon gar nicht alle Spiele, doch WarioWare: Move It! hat ein paar Spiele dabei, die einen erschreckend hohen Anteil an Fehleranfälligkeit besitzen. Hätte man die im Rahmen der Qualitätssicherung nicht einfach weglassen oder zumindest überarbeiten können? Das ist so schade, denn dieser Umstand ist es, der den Titel den Durchbruch zum Nintendo Switch-Pflichttitel verwehrt. Der Sound des Spiels verkommt dabei fast schon zur Nebensache. Ja, natürlich gibt es ein paar Ausrufe von Wario höchstpersönlich, und die flotte Musik tönt dabei im Takt aus den Lautsprechern. Das macht alles Laune und sorgt für richtig Stimmung, aber wenn dann beim nächsten Mikrospiel wieder mal unverschuldet ein Leben verloren wird, ebbt ebenselbe rasch wieder ab.
Fazit: Sehr gut, wenn es denn funktioniert
WarioWare: Move It! ist ein typischer Ableger der Serie, und als mittlerweile elfter Titel weiß das Team schon, worauf die Fans wert legen. Dementsprechend gibt es auch altbekannte Stärken im Spiel zu bewundern, dazu zählen der schiere Umfang des Games (223 Mikrospiele!), ein sehr leichter Einstieg in Form der Story-Kampagne (wenngleich etwas langatmig im Direktvergleich zum Rest des Spiels) sowie jede Menge schräger Humor. So etwas gibt es einfach nur bei Wario, und auch, wenn der praktische Humor manchmal ins Absurde abdriften sollte und das so gar nicht euer Fall sein sollte: Einfach drüberstehen, in wenigen Sekunden befindet ihr euch schon im nächsten Mikrogame. Die skurrille Abwechslung gepaart mit dem hohen Tempo stellt sicher, dass keine Runde der vorherigen gleicht, und gerade bei bis zu vier Spieler:innen bleibt da kein Auge trocken.
Doch leider ist die aufkeimende Emotion nicht immer eine positive. WarioWare-Spiele erfordern im Grunde eine präzise Steuerung, um sicherzustellen, dass ihre temporeichen Mikrospiele ohne Frustration geschafft werden können. Die Joy-Cons besitzen aber wohl kleinere technische Defizite, die häufig genug auffallen, um den Spielspaß regelmäßig zu dämpfen, und verwandeln das, was eigentlich ein brillantes Spiel sein könnte, in ein bestenfalls gutes Spiel anstatt einen Pflichtkauf. Vielleicht ist es ja auch Absicht gewesen, sodass das Game auch für Bewegungssteuerungs-Aficionados fordernd beziehungsweise unmöglich zu meistern ist? So oder so, um 50 Euro bekommt ihr WarioWare: Move It! für Nintendo Switch, und damit auch eine Vielzahl an möglichen Spielstunden rund um irre Mikrospiele. Gerade für Spieleabende mit euren Freund:innen ist es empfehlenswert!