Weltraum-Schlachten: EVE: Valkyrie (PSVR) im Test
EVE: Valkyrie beeindruckt durch seine Grafik und seine Mehrspieler-Schlachten. Das alles noch in Virtual Reality – kann dieses Game überhaupt scheitern? Warum ich EVE zwar gewogen, aber nicht vollends davon überzeugt bin, lest ihr in diesem Review! Zur PlayStation-Website geht es hier, und die offizielle Website des Spiels findet ihr hier.
Was euch erwartet
Im Prinzip habt ihr in EVE: Valkyrie einen klassischen Online-Weltraum-Shooter gefunden. Ihr schließt euch mit anderen zusammen, um wiederum andere in das kalte Verderben zu stürzen. Eine opulente Grafik gemeinsam mit tollem Sound und schönen Effekten hält euch so lange bei der Stange, bis ihr nicht mehr könnt.
Eine Geschichte oder gar eine Plotline gibt es in EVE: Valkyrie nicht. Keine Saisons wie in RIGS, keine Quests abzuarbeiten – einfach nur die Action an sich. Das mag vielleicht etwas schräg wirken, aber wenn ihr der Typ für Weltraumschlachten seid, ist EVE: Valkyrie schon sein Geld wert. Begonnen hat das Spiel als Demo.
Die Entwickler hinter dem Game, CCP, hatten schon 2013 das Potential des Titels erkannt. Gut, dass sie das so früh taten! Mit der Unreal Engine 4 zeigt das Game ganz schön grafische Muskeln. Doch alles der Reihe nach – in Gunjack etwa hattet ihr reine Arcade-Action zu spielen. In EVE: Valkyrie allerdings wird die Sache ein wenig … realistischer!
Die technische Seite der Macht
Man kann es gar nicht oft genug sagen: Dieses Spiel sieht wirklich gut aus. Euer Schild leuchtet schwach auf, wenn er getroffen wird, geht ein Schuss durch, habt ihr Sprünge in der Scheibe. Kondensstreifen und Projektile fliegen durch das PSVR-Headset, als gäbe es kein Morgen, und das Ganze läuft ruckelfrei ab.
Der 3D-Sound in EVE: Valkyrie hilft euch so richtig bei der Orientierung. Vor allem, da die Gegner nicht nur links und rechts, sondern auch über und unter euch sein können, ist Sound ein wichtiges Kriterium. Hervorragend, dass dieser Punkt so gut umgesetzt wurde. Ihr habt auch die Auswahl zwischen den Bordkanonen sowie Raketen, die eine Weile zum Anvisieren brauchen.
Das Gefühl, sich tatsächlich in EVE: Valkyrie zu befinden, ist ungeschlagen. Ihr sitzt tatsächlich in einem Cockpit, umgeben von den Verstrebungen der Verglasung, inmitten des Metalls und Kunststoffs, aus dem die bulligen Flieger gebaut sind. Ihr lest den für einen Boost verbleibenden Treibstoff von einem plastischen Balken ab, während ihr den Geschützen direkt an der Seite des Cockpits beim Auswurf ihrer Ladungen zusieht. Klasse!
Einzelspieler: Schnell abgehandelt
Hier ist meiner Meinung nach der größte Kritikpunkt an EVE: Valkyrie zu finden. Einen Einzelspielermodus gibt es zwar, aber dieser ist ein kaum besseres Tutorial. Gerade mal vier Level habt ihr in den Erinnerungen zu absolvieren. Die Geschichte kommt hier kaum auf, da ihr quasi die Klone von toten Piloten seid und deren Stories spielt.
Mit einer ordentlichen Kampagne wäre so viel mehr drin gewesen. Doch im Prinzip ist der Singleplayer eine reine Vorbereitung auf das wahre EVE: Valkyrie – das sich nun mal online abspielt. Es gibt zwar noch einen Überlebensmodus für euch, der auch erfahrene PilotInnen ins Schwitzen bringt. Abgesehen davon gibt es nur noch einen Modus.
Als Späher könnt ihr nämlich ohne Zeitlimit und ohne Feinde durch den Weltraum gondeln. So findet ihr Audio-Files, die ein paar Story-Fetzen darstellen. Ihr könnt aber auch über Silber stolpern, mit dem ihr andere Lackierungen oder sonstige Verzierungen kaufen dürft. Dieser Modus ist ideal, um sich an EVE: Valkyrie oder VR an sich zu gewöhnen. Enge Manöver lassen sich hier ohne Troubles trainieren.
Mehrspieler: Steile Lernkurve
Das Herzstück des Spiels ist zweifelsohne der Online-Modus. Explosive Weltraumschlachten mit jeweils acht SpielerInnen pro Team machen so richtig Laune! Ihr könnt zwischen unterschiedlichen Klassen wählen, die ihre eigenen Vorzüge haben. Ein schwerer Flieger ist quasi der Tank, wohingegen ein Jäger ein Schadensausteiler sondergleichen ist. Egal, was ihr spielt: Nichts schlägt das Gefühl, menschlichen GegnerInnen überlegen zu sein.
Vor allem, wenn euch bewusst wird, dass dieses Game von Virtual Reality am meisten profitiert. Gerade im Flug ist es Gold wert, wenn ihr den Kopf drehen könnt, ohne in diese Richtung zu fliegen. Die Cockpits sind derart offen gestaltet, dass ihr fast rundherum schauen dürft. Es verlangt zwar ein wenig Körpereinsatz von euch, aber darauf ist man als Pilotin schließlich vorbereitet.
EVE: Valkyrie nutzt die Blickrichtung nicht nur zum Zeigen der Grafik, sondern auch zum Aufschalten von Gegnern. Als Pilot eines Jägers nehmt ihr etwa mit gehaltener L2-Taste einen Feind ins Visier; abgefeuert werden die Raketen beim Loslassen der Taste. Als Unterstützer visiert man auf dieselbe Weise Kameraden an, um ihren Schild aufzuladen, oder auf Gegner, um deren Schildenergie zu stehlen. Das kann aber auch ganz schön fordern.
EVE: Valkyrie macht richtig Spaß, aber…
Ganz wie in einem Overwatch steht auch in diesem Titel die Planerfüllung im Vordergrund. Das bedeutet, dass nicht die meisten Kills und die wenigsten Tode entscheiden. Wenn ihr also Kontrollpunkte haltet oder das feindliche Trägerschiff angreift, bekommt ihr Punkte. Auch klar: Wie üblich streichen Sieger schließlich mehr Punkte ein als Besiegte. Logisch, oder?
Deshalb solltet ihr sowohl im Kampf um Gebiete als auch um den feindlichen Träger schnellstmöglich Drohnen in der Nähe der Kontrollpunkte absetzen. Je mehr Teammitglieder das machen, desto schneller erobern die Drohnen den Punkt; man muss die schwach geschützten Helfer nur aufmerksam verteidigen, während man gleichzeitig Drohnen der Gegner zerstört.
Allerdings könnt ihr gerade zu Beginn online nicht mithalten. Sei es der fehlende Skill oder aber der Fakt, dass euch vom vielen Drehen übel werden kann. Müsst ihr nämlich euer Raumschiff extrem drehen oder viele 180-Grad-Wendungen vornehmen, kann euch das auf den Magen schlagen. Erwartet also besser nicht, das Game zu kaufen und sofort zum EVE: Valkyrie-Profi zu werden.
Was für eine Schlacht!
EVE: Valkyrie sieht bombastisch aus. Das Gefühl, mitten im Geschehen zu sein, ist ungeschlagen und kann für VR-SkeptikerInnen der Wendepunkt sein. Das Umsehen mittels Headset funktioniert großartig, und das Aufschalten der Raketen geht nahtlos in Fleisch und Blut über. Abgesehen davon, dass euch übel werden kann, wenn ihr es übertreibt, ist EVE: Valkyrie das schönste Weltraumspiel für VR.
Dabei dürft ihr aber niemals vergessen, dass dieser Titel eigentlich ein Online-Spiel ist. Als solches ist naturgemäß kaum Einzelspieler-Content vorhanden. Sieht man mal von den vier Levels ab, in denen ihr ein wenig die KI herdominiert, gibt es keinen Inhalt. Da war noch der Kampf gegen Gegnerwellen, aber so richtig simuliert es das Online-Spiel auch nicht. Da kann EVE: Valkyrie durchaus noch nachbessern, aber das bleibt abzuwarten.
EVE: Valkyrie ist ohne Zweifel das fesselndste Weltraum-VR-Game dieses Jahres. Wenn ihr also schon immer mal an Bord eures eigenen Jägers sitzen und eine gewisse Szene aus Star Wars nachspielen wolltet: Hier habt ihr die Chance. Ihr müsst nur ein wenig Frustresistenz mitbringen, was den Online-Part angeht. Das ist aber bei allen Online-Spielen so und wird daher diesem Game nicht angekreidet. Mehr Einzelspieler-Inhalte wären wünschenswert, wir werden sehen, was noch kommt!