Wie 3D-Drucker Leben retten und erleichtern
3D-Drucker können mittlerweile viel mehr als nur kleine Spielzeuge herstellen. War vor ein, zwei Jahren das Anwendungsgebiet noch eher begrenzt, ist sich das Gesundheitswesen einig: 3D-Drucker sind die Zukunft. Warum das so ist, wird in diesem Bericht geklärt!
PatientInnen haben es in unserer Welt wahrlich nicht leicht. Da gibt es lange Wartezeiten auf simple Termine, und wenn ihr ein Transplantat benötigt, wird das nicht besser. Auf das Organ eines anderen Menschen angewiesen zu sein, ist aus offensichtlichen Gründen unangenehm. Es muss erst frei werden, ihr müsst auf der Warteliste die Nummer eins sein, und dann sollte auch noch alles passen.
Leider stoßen unsere Körper alles ab, was ihnen nicht passt. Dieses Wunder der Evolution ist zwar ganz gut zum Überleben, aber bei einem solchen Eingriff, wo ihr ein Organ von jemand anderem bekommt, kann das ins Auge gehen. Ein schöner Beweis dafür, dass die Natur nicht gedacht hat, dass wir Menschen uns so bausteinartig mit Ersatzteilen behelfen würden.
Es geht aber nicht nur um Organe. PatientInnen, die einen Gips benötigen, können oft nur auf teure und schwere Möglichkeiten zurückgreifen. Wie sieht es mit anderen Ländern aus? Wenn man sich kurz in Erinnerung ruft, dass ein Schwarzmarkt für Organe noch immer ein Trend ist, zieht es einem die Nieren zusammen. Solche Probleme könnten jedoch in Zukunft von 3D-Druckern übernommen werden. Klingt futuristisch, ist aber bereits heute Realität!
Alles neu macht der 3D-Drucker
Solche Geräte können nicht nur Leben retten, sondern auch überall mit hin transportiert werden. In Relation zu anderem medizinischen Equipment ist so ein 3D-Drucker in Größe von ein bis zwei Kubikmetern wirklich klein. Wenn Leute Knochenbrüche erlitten oder Gliedmaßen verloren haben, kann so ein Teil schon helfen. Perfekt adjustierte Schienen aus dem Drucker senken die Zeit enorm, die für die Heilung benötigt wird. Und wenn gar kein Arm mehr da ist, kann auch geholfen werden:
Dabei muss ebenfalls betont werden, dass die 3D-gedruckten Sachen um einiges günstiger sind als herkömmliche Methoden. Hunde bekommen neue Beine, die angepassten Schienen lassen Knochenbrüche um bis zu 80 Prozent schneller zusammenwachsen – Wahnsinn, oder? Der Erfolg des 3D-Druckers ist jedoch auf drei Knackpunkte gestützt, die da wären:
- die Teile wiegen weniger (ein Bruchteil der jetzigen Materialien)
- Ausdrucke sind anpassbar, auch im modischen Sinne (grade für Kinder ideal)
- sie kosten wenig: Ab 70 Euro seid ihr dabei (statt vierstelligen Beträgen)
Wir könnten auch schon bald Gliedmaßen sehen, die mit einem Hitzesensor ausgestattet sind. Nicht nur, dass ihr wisst, dass das berührte Ding heiß ist, sondern gleich mit Info: Euer Kaffee ist 78 Grad Celsius heiß. Prothesen könnten aber auch mit Schrittzählern und Pulsmessern ausgestattet werden. Bei einem Nullpuls? Rasch den Notfallmodus aktiviert.
Es scheint also, als würde unserer menschlichen Augmentation nur noch wenig im Wege stehen. Auch in Operationen könnte ein 3D-Drucker immense Beiträge leisten – und wenn es “nur” darum geht, gewisse Vorgänge den PatientInnen leichter zu erklären. Doch was kommt dann noch auf uns zu?
Stammzellen und andere Dinge
Bis jetzt steht alles noch im Anfangsstadium herum. Menschliche Zellen und künstliche Haut wurden eher in geringem Maße hergestellt, auch die ethische Frage stellt sich dann und wann. Doch der Weg ist in Wahrheit klar: Wenn wir länger leben wollen (und vor allem besser!), wird nichts um den 3D-Druck herum führen.
Im Februar 2016 wurde ein 3D-Bio-Drucker erschaffen. Er nimmt quasi lebende Zellen als “Tinte” her und kann mit genügend Material Muskeln, Knochen oder Organe herstellen. Stammzellen, Hautzellen – quasi alles ließe sich mit einem solchen Verfahren herstellen. Zunächst werden all diese Sachen (wie leider üblich) an Tieren getestet, doch der nächste Test wird an Menschen passieren. So auch übrigens geschehen beim Kampf gegen den Krebs – wir dürfen gespannt sein, was daraus wird.
Ein weiteres Anwendungsgebiet? Medikamente. Es ist klar, dass, wenn wir schon alles drucken können, auch chemische Bestandteile da keine Ausnahme sind. Durch verschiedene Formen kann man beeinflussen, wie schnell der Wirkstoff in den Körper entlassen wird. Eine so genannte Polypille könnte dann beispielsweise verschiedene Wirkstoffe in eine Pille pressen, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten aktiv werden. Clive Roberts von der Nottingham University arbeitet da schon länger dran.
Bitte warten – nach wie vor
Doch bis alles so weit ist, müssen wir noch unsere gewissen Eigenheiten als Erdlinge klären. Das Ganze muss dementsprechend reguliert werden: Was kommt denn da raus, wenn sich jeder seine Pillen selber drucken könnte? (Das Thema Waffen aus dem 3D-Drucker ist ja auch noch nicht vom Tisch.) Damit also alles so funktioniert, wie sich es die ForscherInnen wünschen, muss es eine Kontrolle von Experten geben.
Das Gedankenexperiment derzeit lautet aber wie folgt: Wie viele Leute haben derzeit ein tatsächliches Problem mit Medikamenten und Drogen? Und wie viele Leute müssen derzeit sterben oder leiden, weil es keine passende Behandlung gibt? Da das Verhältnis sehr stark in die Richtung der Letztgenannten neigt, wird es wohl unweigerlich zu einer 3D-Drucker-Revolution kommen und unsere medizinische Landschaft verändern.
Bis es so weit ist, müssen wir uns halt mit den einfachen Dingen begnügen. Zahnärztliche Behandlungen wie Kronen und Brücken sollten da ihren Weg in den Mainstream weit unkomplizierter finden als etwa Organe. Unter dem Strich werden dann mehr Leute geheilt, als es vor dem 3D-Druck üblich war. Was könnte man da bloß dagegen haben? Sagt es uns!