ZTE Axon 7 im Test: Edel-Smartphone aus Fernost
Chinesische Smartphone-Hersteller genießen hierzulande nicht gerade den Ruf edelste Highend-Geräte auf den Markt zu bringen. Doch nicht alles, was aus dem Land des Lächelns kommt, ist billig zusammengelötete Ausschussware von Apple-Zulieferern. Unternehmen wie Huawei, Xiaomi und ZTE brechen zusehends mit der Tradition des anrüchigen China-Handy-Charmes. Ein Botschafter dieser neuen chinesischen Qualität möchte das Axon 7 werden. Wir haben das Flaggschiff-Smartphone von ZTE eine ganze Woche lang unter die Lupe genommen, und auf Herz und Nieren getestet.
Design und Verarbeitung
Designdepartment von BMW zeichnet sich für die Verarbeitung verantwortlich
Das Erste was her muss, wenn es den Ruf einer ganzen Innung zu retten gilt, ist ein herausragendes Design. Hier macht ZTE Nägel mit Köpfen, und hat das Designdepartment des Autoherstellers BMW mit der Gestaltung der Außenhülle des Axon 7 betraut. Das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen. Das Axon 7 setzt auf ein Vollmetall-Gehäuse im Continuity-Look, und erstrahlt in den Farben „Chromium Silver“ oder „Ion Gold“. Unauffällig geht anders! Der Metall-Unibody bringt ein stolzes Gewicht von 175 Gramm auf die Waage. Dadurch fühlt sich das Axon 7 aber auch bestechend hochwertig und robust an.
Mit 152 zu 75 Millimetern Oberfläche und einer Dicke von knapp 8 Millimetern zählt das ZTE Axon 7 nicht zu den schlankesten Smartphones am Markt. Aber wer will schon ein Gerät, das sich bei der erstbesten Gelegenheit zum Bumerang verbiegt? Durch seine leicht geschwungene Rückseite liegt das Axon 7 trotz seines Gewichts sehr griffig und leicht in der Hand. Und einen weiteren Vorteil bietet diese Bauweise auch: Es passt ein großzügiger 3.250 mAh-Akku rein. Der Fingerprint-Sensor ist, wie mittlerweile üblich, hinten am Gerät angebracht, und durch eine Einbuchtung im Metallgehäuse sehr leicht zu finden.
Ausstattung
Auch bei den inneren Werten wird das Axon 7 seinem Ruf als Flaggschiff-Device durchaus gerecht. Neben einer Snapdragon 820 Quadcore-CPU von Qualcomm verrichten 4 GB RAM und 64 GB interner Speicher ihr Werk. Über einen Hybrid-Slot kann der Speicher wahlweise um bis zu 128 GB erweitert werden. Wahlweise deshalb, weil man stattdessen auch eine zweite Nano-SIM-Karte für den dualen Telefon-Betrieb einsetzen kann.
Die Dual-SIM-Fähigkeit des ZTE Axon 7 hat es mir besonders angetan, denn wo findet man heutzutage bitteschön noch hochwertige Smartphones mit dieser praktischen Option? Geladen wird das Axon 7 über einen USB Typ-C Port, der auch Quick Charge 3.0 unterstützt.
Das Display
Neben den Pixels ist das Axon 7 das erste Daydream-Ready-Device
Weiter geht’s mit dem Display. Auch da hat ZTE keine Kosten und Mühen gescheut. Hinter Corning Gorilla Glass der vierten Generation strahlt ein 5,5 Zoll großes WQHD (2K) AMOLED-Display mit seinem Besitzer um die Wette. Die dunkle Glasplatte täuscht vor, ein noch größeres Display zu beherbergen, aber dahinter liegen auch noch ein wenige Millimeter-dicker Rahmen, und die dedizierten Funktionstasten des Axon 7 versteckt. Die hohe Auflösung qualifiziert das Axon 7 für das Prädikat Daydream-VR-Ready. Neben den Pixel Handys ist das Axon 7 also eines der ersten, das ganz offiziell auch mit dem VR-Headset von Google kompatibel ist.
Das farbenfrohe und helle Panel legt den ersten Grundstein für ein mediales Erlebnis der Extraklasse, aber dazu gesellt sich auch noch ein ganz besonderes Schmankerl:
Sound
Flankiert wird der Bildschirm von zwei großzügigen Front-Lautsprechern, die satte Bässe und tollen Raumklang versprechen. Gleich zwei dedizierte Sound-Chips sorgen für druckvollen und klaren Dolby Atmos-Surround-Sound, der die hochauflösenden Bilder des Screens noch um einiges kraftvoller und lebensechter rüberkommen lässt.
Das gab‘s so zuletzt beim HTC One M9 zu bewundern, und ist meines Erachtens immer noch jeden Cent wert, den man in so ein Phone investiert. Denn es gibt kaum etwas Nervigeres als quäkenden, blechernen Lärm, der aus schlecht( platziert)en Handylautsprechern dröhnt.
Die Kamera
Qualität statt Megapixel. Manchmal ist weniger mehr
Bei der rückwärtigen Kamera hat man sich beim ZTE Axon 7 für einen 20 Megapixel-Sensor entschieden. Dank einer Brennweite von F1.8 und optischer, sowie elektronischer Bildstabilisierung lässt die Knippse zumindest auf dem Papier keine Wünsche offen. In der Praxis stinkt die Kamera gegen Kaliber wie das iPhone 7 Plus und das Google Pixel aber trotzdem klar ab. Nicht falsch verstehen: Die Kamera des Axon 7 wird einem Highend-Smartphone mehr als Gerecht! Aber die Farbtreue und der Weißwert leiden ein wenig unter dem Sensor, der statt Qualität lieber auf Megapixel setzt. Manchmal ist eben weniger trotzdem mehr.
Die Selfie-Kamera an der Front gibt sich mit 8 MP und einer F2.2 Blende etwas vernünftiger dimensioniert. Aber auch hier merkt man, dass der Fokus des Axon 7 auf Sound, und nicht auf Fotografie liegt.
Akkulaufzeit
Ein Kriterium, das mir bei Smartphones persönlich sehr wichtig ist, hat ZTE dafür wieder ganz hervorragend in den Griff bekommen. Nämlich das Durchhaltevermögen des Axon 7. Der eingangs erwähnte 3.250 mAh-Akku bringt mich locker durch den Alltag, und bei sparsamem Betrieb sogar gleich durch zwei davon. Unter Volllast sind natürlich auch hier nicht mehr als knapp 5 ½ Stunden Spielspaß drin. Im Standby verharrt das Axon 7 Herstellerangaben zufolge ganze 15 Tage ohne Stromzufuhr. Ich hatte das Handy 3 Tage eingeschaltet zuhause herumliegen, und es waren immer noch 50% Restladung im Tank.
Dank eines integrierten Stromspar-Modus, bei dem das OLED-Panel auf dunkle Farbtöne umstellt, kann man auch deutlich längere Durststrecken übertauchen, und geladen ist der Spaß dank Quickcharge 3 ja auch in Null-Komma-Nix. So wünsch ich mir das von allen Herstellern!
Software
Mifavor UI und damit einhergehende Bloatware hinterlassen einen bitteren Beigeschmack
Alles heile Welt beim Axon 7? Nicht ganz, denn einen einzigen Wermutstropfen gab es dann doch: Die Software. Dass das ZTE-Smartphone noch auf Android 6.0 Marshmallow setzt, stört mich dabei kaum, zumal ein Update auf Nougat folgen wird. Auch, dass mangels offenem Bootloader keine Betriebssystem-Mods aufgespielt werden können, wie beim OnePlus, ist nicht mein Hauptkritikpunkt. Aber das stark modifizierte Android-Skin Mifavor UI und damit einhergehende Bloatware hinterlassen einen bitteren Beigeschmack.
Beim ZTE-eigenen Mediaplayer, Kalender und der Mail-App, will ich noch gar nicht anfangen. Die gibt es auch bei Samsungs Touchwiz und sonstigen Android-Verschandelungen. Aber eine App hat mir ganz besonders das Kraut ausgeschüttet, und zwar die Demovideo-App „Retailshow“. Die lässt sich, wie für Hersteller-Software üblich nicht deinstallieren, und wartet mit einer besonderen Überraschung auf:
Mitten in der Nacht, so gegen ein Uhr vernehme ich plötzlich laute Musik aus dem Wohnzimmer. Ich torkle verwirrt aus dem Schlafzimmer, und nähere mich zögerlich und leicht verunsichert dem Axon 7. Das gibt gerade eine wahre Laser-Show an Demo-Videos zum Besten, und beschallt dabei munter die gesamte Wohnung. Erstmal hab ich das Gerät nur ausgeschaltet, um dann Tags darauf des Übels Wurzel zu entdecken: Ein kleiner Schalter in der Retailshow-App, der einen Demo-Modus aktiviert. Dieser geht immer zu einer bestimmten Zeit los, und äußert sich in besagtem, nächtlichem Konzert. Selbstverständlich kommt das (oder zumindest mein Test)Gerät mit diesem Schalter auf Default-ON!
Mit einem Fuß noch in China
Auch bei der Lokalisierung der Software scheint ZTE noch einiges im Argen zu haben. Die voreingestellte Touchbar-Tastatur zum Beispiel will sich perdu nicht das deutsche Tastaturlayout merken. Jedes Mal, wenn ich zu tippen beginne, kommt wieder das englische QWERTY-Layout, ungeachtet meiner Spracheinstellungen. Da hilft nur die Installation der Android-Tastatur über den Play-Store.
Und last but not least scheint die automatische Einstellung von Datum und Uhrzeit auf chinesische Server zuzugreifen. Nur durch manuelle Einstellung konnte ich das Axon 7 dazu bringen, mir korrekte Werte zu liefern.
Zum Glück sind solche Software-Krankheiten nachträglich behebbar, und ich hoffe inständig, dass ZTE da noch den ein- oder anderen Firmware-Patch nachschiebt. Deutsche Käufer berichteten überdies auch über Verbindungsprobleme und schlechte Gesprächsqualität. Hier dürfte es aber berits einen Patch gegeben haben.
ZTE Axon 7 Fazit
Ich bin so einer, der bei neuen Smartphones immer die eierlegende Wollmilchsau erwartet, und dann zutiefst enttäuscht ist, wenn’s doch wieder anders kommt. Meine Erwartungen ans ZTE Axon 7 waren natürlich geringer, als an die iPhones und Pixels dieser Welt. Und entsprechend konnte das Axon 7 mich dann tatsächlich begeistern. Obendrein kostet es mit 450 Euro gerade einmal die Hälfte der genannten Konkurrenzprodukte, und bietet moderne Technik im ansprechenden Design.
Wenn ZTE es noch schafft, die genannten Software-Mängel zu beheben, und vielleicht noch ein wenig an den Kamera-Einstellungen zu tunen, dann sage ich: Holt euch dieses China Handy, und ihr werdet bestimmt nicht enttäuscht werden. Da steckt alles drin, was das moderne Gadget-Herz begehrt!
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