Das Leben des Budori Gusko (Blu-ray) im Test

von Stefan Hohenwarter 12.04.2015

Dank Anime House kommt der mehrfach ausgezeichnete Anime Das Leben des Budori Gusko nun auch zu uns. Laut Klappentext erwartet die ZuseherInnen ein „fantastisches Abenteuer in traumhaften Bildern“. Ob ich dem beipflichten kann, erfahrt ihr in meinem Testbericht.

Das_Leben_des_Budori_Gusko_Bluray

Facts

Genre: Fantasy, Drama, Anime
Verlag: Anime House
Regisseur: Gisaburo Sugii
Release: 10. April 2015

Die Grundlage

Das Leben des Budori Gusko basiert auf der Novelle Gusko Budori no Denki (1932) von Kenji Miyazawa, einem der beliebtesten Fantasy- und Kinderbuchautoren Japans. Wie auch Budori war Kenji Miyazawa alles andere als zu beneiden. Er wuchs in einer Gegend auf, die in seiner Jugend mehrfach von Naturkatastrophen und Hungersnöten heimgesucht wurde und arbeitete nach Abschluss an der Hochschule als Forschungsassistent für Geologie, ehe seine Schwester Toshi an Tuberkulose verstarb. Aus dem Schmerz über den Verlust seiner Schwester entwickelte er zunehmend ein Gefühl der Verantwortung für alle Lebenden. Er setzte sich damit auseinander, wie in seiner alten Heimat das Leben der Landbevölkerung verbessert werden könnte: Er informierte sich über neue Technologien und Erkenntnisse, organisierte Theater- sowie Musikabende und schrieb Geschichten sowie Gedichte (u. a. Gusko Budori no Denki). Nur ein Jahr nach der Veröffentlichung dieses Werkes starb er an einer Lungenentzündung, die durch eine Tuberkulose verkompliziert wurde. Viele seiner Werke wurden erst nach seinem Tod entdeckt und veröffentlicht.

Eine Tragödie nimmt ihren Lauf

Budori lebt mit seinem Vater, der ein angesehener Holzfäller ist, seiner sorgsamen Mutter und seiner aufgeweckten Schwester in einem entlegenen Dorf, in dem er zur Schule geht. Liebevoll werden Budori und seine Schwester Neri von ihren Eltern umsorgt – ein wunderbarer Nährboden für eine perfekte Kindheit. Doch dann kommt der Winter, der sehr lang andauert und an den Vorräten der Familie sowie des gesamten Dorfes zehrt. Als endlich der Frühling kommt, schöpfen alle neue Hoffnung, doch die Ernte fällt spärlich aus, und der bitterkalte Winter steht bald erneut vor der Tür. Der Familie gelingt es noch einen Winter durchzuhalten, doch als sich die Tragödie wiederholt, fasst der Familienvater einen Entschluss: Er geht in den Wald, um mitten im Winter Essen zu finden. Budoris Mutter versucht, ihren Mann aufzuhalten, scheitert jedoch. Kurz darauf entschließt sie sich, ihren Mann im Wald suchen zu gehen, und verrät Budori, wo sie noch Essensvorräte versteckt hat. Die Eltern kehren nicht zurück, und so bleiben die beiden Kinder allein in dem entlegenen Dorf. Als die letzten Vorräte zu Neige gehen, wünscht sich Neri, die schon ganz kraftlos ist, etwas zu essen. Da öffnet sich plötzlich die Tür des Hauses, und ein magisches Wesen tritt ein. Der seltsame Besucher umhüllt Neri mit seinem Mantel und zieht mit ihr von dannen. Budori verfolgt den Entführer seiner Schwester, stolpert jedoch und bleibt bewusstlos liegen. Als er wieder zu sich kommt, entschließt er sich dazu, das Dorf zu verlassen und ins Tal zu gehen, um seine Schwester zu finden. Ob er sie aus den Fängen des mysteriösen Wesens retten und sie wieder in die Arme schließen kann, erfahrt ihr aber am besten selbst.

Bild, Ton und Extras

Für die Inszenierung und Präsentation zeichnen Regisseur Gisaburo Sugii, der unter anderem für seine Arbeit an den Animes Street Fighter II, Lupin the 3rd: Der Diamant der Dämmerung, Super Kickers 2006 – Captain Tsubasa und Captain Harlock – Endless Odyssey bekannt ist, sowie das Produktionsstudio Tezuka Productions, das bereits an bekannten Werken wie Astro Boy, Clannad, Inu Yasha, Death Note oder Neon Genesis Evangelion mitgewirkt hat, verantwortlich.

Das Leben des Budori Gusko wartet mit einer Mischung aus Zeichnung und Computeranimation auf, bei der das Bild mit scharfen Kanten und kräftigen Farben überzeugt. Ich finde es zudem beeindruckend, wie Regisseur Sugii die Stimmung des Films gezielt mit Musik und einem auf die aktuellen Geschehnisse des Films angepassten Farbschema unterstreicht. Für mich hätten die Computer-Animationen nicht sein müssen, da die gezeichneten Szenen meiner Meinung nach qualitativ weit über den Computeranimationen stehen, die sich in meinen Augen sogar negativ auf das Filmerlebnis auswirken. Aus technischer Sicht serviert euch die Blu-ray ein 1080p-Bild sowie eine DTS-HD-Master-Audio-2.0-Stereo-Tonspur.

Die Extrasfans dürfen sich auf ein kleines, überaus interessantes Booklet, ein Wendecover ohne störendes FSK-Logo, zwei Postkarten, ein Blick hinter die Kulissen der deutschen Synchronisation sowie eine Trailerauswahl freuen.

Budori Gusko Extras

Zusammenfassung

Das Leben des Budori Gusko verspricht laut Verpackungsrückseite ein fantastisches Abenteuer mit traumhaften Bildern. Nachdem der Abspann des rund 108 Minuten langen Animes über das TV-Gerät gelaufen ist, kann ich dem teilweise beipflichten. Die Geschichte rund den kleinen Budori hat zweifelsohne fantastische Elemente wie die ungewöhnlichen Flugschiffe, menschenartige Katzenwesen und surreale Traumsequenzen, von einem Abenteuer würde ich jedoch nicht sprechen. Vielmehr ist es eine Biografie, die zum einen an die Lebensgeschichte des Autors Kenji Miyazawa, zum anderen an das Werk Night on the Galactic Railroad angelehnt ist. Sogar einige Figuren aus dieser Abenteuergeschichte Kenji Miyazawas, die auch beim im Februar 2015 veröffentlichten Anime Giovannis Insel als Grundlage diente, feiern ein Comeback.

Überhaupt nicht widersprechen kann ich jedoch bei den traumhaften Bildern: Sowohl die Traumsequenzen als auch die „realen“ Sequenzen wurden sehr gut inszeniert und fesseln die ZuseherInnen von der ersten Minute an. Wie bereits erwähnt, hätte ich allerdings auf die Computeranimationen verzichten können, da sie der Ästhetik des Films mehr schaden als nützen. Das größte Problem des Films ist, dass für ZuseherInnen, die an westlichen Erzählweisen geschult wurden, wohl zu wenig passiert und die Geschichte nicht ganz schlüssig ist. In puncto Synchronisation und Extras gibt es hingegen nur Positives zu berichten: Zum einen wurden die Synchronstimmen sehr gut ausgewählt, zum anderen mit dem Booklet, das sehr viele Zusatzinfos zum Film und der Produktion enthält, ein interessantes Extra beigelegt. Das Leben des Budori Gusko entführt euch in eine fantasiereiche Welt, in der ihr den herzensguten Budori auf seinem Lebens- und ja, auch das muss gesagt werden, Leidensweg begleiten könnt.

Wertung: 7.5 Pixel

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